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FestivalAus dem Effeff: Die überzeugende fünfte Auflage des Gloomaar-Festivals in der Gebläsehalle in Neunkirchen

Festival / Aus dem Effeff: Die überzeugende fünfte Auflage des Gloomaar-Festivals in der Gebläsehalle in Neunkirchen
Atmosphärisches Riffgewitter: We Lost The Sea

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2022 überzeugte das „Gloomaar“-Festival erneut mit einer Vielfalt an facettenreichen Postrock-, Postmetal- und Stoner-Bands – und schloss mit den zwei ausgezeichneten Konzerten von Ef und We Lost The Sea ab. Wer das verpasst hat, sollte sich die Platten des Line-ups unbedingt anhören – und sich die bereits geplante Auflage vom nächsten Jahr schon mal vormerken.

Für all diejenigen, die nach dem „Out of the Crowd“ in Esch/Alzette, dem „Dunk!“-Festival im belgischen Zottegem und dem britischen „ArcTangent“ ihr musikalisches Postrock-Jahr mit Stil und hohem musikalischem Niveau ausklingen lassen wollen, ist das „Gloomaar“ in Neunkirchen über die letzten Jahre zum unverzichtbaren Termin geworden – im Laufe der verschiedenen Auflagen haben mit And So I Watch You From Afar, The Ocean, Long Distance Calling, Alcest und God Is An Astronaut so einige Genregrößen die Halle der Gebläsehalle bespielt – und für die zweite Auflage nach der Zwangspause 2020 konnte man mit We Lost The Sea und Ef zwei begnadete Headliner gewinnen.

Aber auch abseits dieser sehnsüchtig erwarteten Auftritte konnte sich das Line-up durchaus sehen lassen. Denn es lohnte sich, bereits ab 15 Uhr vor Ort aufzukreuzen, um sich den (vom Verfasser dieser Zeilen wegen Pflichtpräsenz auf den „Walfer Bicherdeeg“ – ach, könnte man sich doch nur manchmal zwei- oder dreiteilen – leider verpassten) tollen Postrock von Solkyri, den wuchtigen Stonerrock von néander oder den krachigen Metal von Psychonaut anzuhören. Danach sorgte der Shoegaze von den belgischen Slow Crush, die bereits im Sommer die „ArcTangent“-Gänger mit sinnlichem Gesang, viel Verzerrung und reichlich Postpunk-Elementen begeistert hatten, für etwas sanftere Momente, bevor es mit dem progressiven Metal von Dvne, der sich irgendwo zwischen Tool, A Perfect Circle und einer härteren Version von Karnivool ansiedelt, weiterging.

Alles andere als redundant

Die schwedischen Postrocker Ef
Die schwedischen Postrocker Ef

Gegen Ende des Abends standen die Headliner Ef und We Lost The Sea für zwei unterschiedliche Varianten klassischen Postrocks auf der Bühne – und beide waren, trotz einer wegen technischer Probleme der Schweden von Ef minimal verkürzten Spielzeit, ergreifend und zeigten die vielfältigen Facetten eines Genres, das oftmals zu Unrecht als redundant bezeichnet wird. Ef stellten dabei ihre beeindruckende neue Platte „We Salute You, You, and You“ vor. Auf ihrem ersten Album in neun Jahren näherten sie sich zum Teil den Klangwelten von Maybeshewill und Caspian an – wovon das klavierlastige, optimistische „Moments of Momentum“ und das phänomenale „Wolves, Obey!“ bereits zu Beginn des Konzerts zeugen.

Das facettenreiche „Hymn of …“, eingebettet in älteres Bandmaterial, steigert sich langsam und elegant, bis es zum kathartischen Moment mitsamt Growling kommt – Ef klingen hier fast wie ein Postmetal-Nebenprojekt von Sigur Ros, die neue Platte schlägt die Brücke zwischen Explosions In The Sky und Cult Of Luna und klingt in der Live-Umsetzung überragend.

Wer dachte, dieses etwas zu kurze Set wäre kaum zu toppen, wurde mit „Parting Ways“, dem Opener von We Lost The Seas beeindruckendem Konzert, eines Besseren belehrt. Die Performance des australischen Sextetts war vielleicht weniger abwechslungsreich als das vielseitig und -schichtig instrumentierte Konzert von Ef, dafür lotete die Band alle Möglichkeiten instrumentaler Gitarrenmusik aus und beherrschte ihren abwechslungsreichen Sound zwischen harten Riffs und atmosphärischen Parts so gut, dass sogar kurz ein (hauptsächlich weiblich besetzter) Moshpit in der ansonsten mit einem eher ruhigen Publikum gefüllten Gebläsehalle startete.

Bedauerlich ist nur, dass „Parting Ways“, einer ihrer besten Songs überhaupt, der eigentlich fester Bestandteil der momentanen Tour ist, der Kürze des Sets zum Opfer fallen musste – was andere Highlights wie das epische „Towers“ dann aber wieder wettmachten. Das abschließende, etwas monotone Late Night Special von Frayle fungierte nach den beiden grandiosen Konzerten dann eher als angenehmer Epilog, der die Besucher*innen zufrieden in die Nacht entließ.

Bedauern konnte man ebenfalls, dass nach wie vor und wie so oft in Deutschland Kartenzahlung nicht möglich war – und das, obwohl neben dem Tresen eine riesige, etwas irreführende Sparkassenwerbung prangert. Auch das Angebot an Getränken hätte etwas üppiger ausfallen dürfen – wer kein Bier mag und keine Lust auf Softdrinks hatte, schaute etwas dumm aus der Wäsche. Aber diese minimalen Wermutstropfen taten der beeindruckenden Qualität dieses Minifestivals keinen Abbruch – weswegen man sich den 18. November 2023, an dem die bereits geplante sechste Auflage des Festivals stattfinden soll, unbedingt vormerken sollte.