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Aus dem Dornröschenschlaf geweckt: Peppinger Klostergarten ist nun für die Öffentlichkeit zugänglich

Aus dem Dornröschenschlaf geweckt: Peppinger Klostergarten ist nun für die Öffentlichkeit zugänglich

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Das Peppinger Kloster steht bereits seit einiger Zeit leer, der dazugehörige Garten war im Laufe der Jahre verwildert. Vor ihrem Tod hatte die letzte Oberin noch mit der Gemeindeverwaltung einen Vertrag abgeschlossen. Dieser sieht vor, dass der Kommune der Klostergarten zum symbolischen Preis von 1 Euro pro Jahr auf 30 Jahre verpachtet wird. Im Frühjahr 2018 begannen die Sanierungsarbeiten. Entstanden ist eine öffentlich zugängliche Oase der Ruhe.

Viele Jahrzehnte lang blieb der Blick hinter die Mauern des Peppinger Klosters den meisten Sterblichen verwehrt. Doch nach dem Ableben der beiden letzten Benediktinerschwestern, die zuletzt hier lebten, Rosalie Kayl (91) im März und Oberin Marie-Joseph Max (89) im April 2017, hat sich dies geändert. Ein gemeinnütziger Verein trägt seit einigen Jahren das Kloster, dessen künftige Berufung noch nicht genau feststeht.

Zwar suchen die Verantwortlichen der «Association du monastère de Peppange a.s.b.l.» aktiv nach neuen Bewohnern sprich einem Klosterorden, doch im Roeser Gemeinderat könnte man sich hinter den historischen Mauern beispielsweise auch Studentenwohnungen vorstellen. Derzeit jedoch geht es vor allem darum, das Bauwerk innen wie außen zu sanieren, eine enorme Aufgabe für die Vereinigung, deren Mitglieder ihre gesamte Freizeit hierzu opfern.

Kleiner Ausflug in die Geschichte

Dass es in Peppingen überhaupt ein Kloster gibt, ist dem sogenannnten «Kulturkampf» zu verdanken, der im Deutschland von Kaiser Wilhelm I. zwischen Otto von Bismarck und Papst Pius IX. ab 1871 eskalierte. 1875 wurde so unter anderem die Benediktiner-Priorin Maria Gertrud, die aus dem Raum Bitburg stammte, des Landes verwiesen und fand im «Hospiz der barmherzigen Schwestern» in Bettemburg Unterkunft.

1883 gründete die deutsche Priorin, die 1913 verstarb, in Peppingen das «Kloster der ewigen Anbetung» in einem einstigen Bauernhof. 1907 wurde der imposante Neubau errichtet, der an das ursprüngliche Gehöft angrenzt. Die Pläne zu dem Backsteingebäude im neugotischen Stil stammten von dem hauptstädtischen Architekten und Künstler Sosthène Weis (1872–1941).

Einst graste hier auch Vieh

Direkt neben dem Kloster befindet sich seitdem ein großer Garten, der von den Benediktinerinnen auf vielfache Art genutzt wurde. Sie züchteten hier Gemüse und Kräuter, pflanzten Obstbäume an und hielten ihr Vieh: Hühner, Schafe und Kühe. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Es fehlte dem Kloster an Nachwuchs und die hier lebenden Schwestern waren schließlich zu alt, sich um die Pflege kümmern zu können.

Der Klostergarten verwilderte nach und nach. 2015, so erklärt uns Bürgermeister Tom Jungen, sei die Gemeinde an die Vereinigung und die Oberin herangetreten, um den Vorschlag zu unterbreiten, dass die Kommune den Garten wieder instandsetzen und dem Publikum öffnen könne. Im Gegenzug sollte die Gartenmauer zur Seite der Hauptstraße hin um anderthalb Meter zurückgebaut werden, um dort das Anlegen eines Bürgersteigs zu ermöglichen. Schlussendlich konnte man sich einigen und das Projekt in die Wege geleitet werden.

Eine weitere Attraktion für das Museumsdorf

Der Startschuss zur Realisierung einer weiteren Attraktion in dem Dorf, das auch das Kutschen- und das Bauernmuseum beherbergt, die direkten Nachbarn des Klosters, war gefallen. Im vergangenen Frühjahr wurde mit den Arbeiten begonnen. Bestehende Wege wurden verbreitert, um auch größeren Gruppen wie etwa Schulklassen den Zugang zu erleichtern, und neue Pfade geschaffen. In der Mitte entstand ein kleinerer Platz, der unter anderem für kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen oder Konzerte genutzt werden kann.

Elegante Laternen sorgen dafür, dass auch bei Dunkelheit ein Aufenthalt in dem Garten, der rund um die Uhr geöffnet bleiben soll, möglich ist. Im Eingangsbereich entstanden Blumenbeete, daran schließen sich ein Gewächshaus zum Heranzüchten junger Pflanzen und der Gemüsegarten an. Weiter hinten befinden sich ein Kräutergarten, eine Anlage zur Kompostierung und drei Hochbeete. Aus Holz aus dem Crauthemer Wald ließ der Förster einen schmucken Unterstand erbauen, der auch zu Workshops, die es später einmal hier geben soll, genutzt werden kann.

Es wurde und wird fleißig gearbeitet

Es wurde bislang schon sehr viel realisiert und es wird weiterhin noch fleißig gearbeitet. Zuständig für die Ausführung sind die Gemeindedienste in Kooperation mit den CIGL aus dem Roeserbann und aus Weiler-la-Tour, dies nach den Plänen, die die Gemeindeverwaltung mit der Träger-Vereinigung des Klosters und dem Naturschutzsyndikat Sicona erarbeitet hat. Rund 340.000 Euro werden insgesamt investiert.

Dazu gehört auch ein Obstgarten mit noch existierenden alten Bäumen – einige mussten aufgrund ihres Zustands neuen weichen – und dem Anpflanzen von Spalierobst entlang der Gesamtlänge der Außenmauer des Gartens. Hier soll auf mehr als nur die gängigen Kräuter- und Gemüsearten zurückgegriffen werden. Verbraucht werden soll das, was hier gezüchtet wird, unter anderem in den «Maisons  relais» der Gemeinde, wie uns Bürgermeister Jungen erklärte.

Eine Bibliothek in der Dorfkirche?

Mit dem neu gestalteten Klostergarten sind die Möglichkeiten, die das Museumsdorf zu bieten hat, noch längst nicht ausgereizt. Seit langem schon wird in der Dorfkirche von Peppingen kein Gottesdienst mehr abgehalten. Dafür findet seitdem jeden Sonntag eine Messe im Kloster selbst statt, das erst seit 2007 unter Denkmalschutz steht.

Besagte Kirche soll schon bald säkularisiert werden. Dann wird aus dem kirchlichen ein weltliches Bauwerk, mit all den Möglichkeiten, die sich daraus ergeben. Tom Jungen favorisiert ganz klar eine Variante: «Ich könnte mir in dem Gebäude ganz gut eine Bibliothek vorstellen, doch ob das realisierbar ist, steht auf einem anderen Blatt.» Vielleicht böte es sich ja auch an, hier einen Konzertsaal unterzubringen. Auf jeden Fall hat Peppingen seine Trümpfe auf kultureller Ebene noch längst nicht alle ausgespielt.

Reuter
5. August 2019 - 21.01

Studenten? D'Nonnen hunn net dierfe schwätzen, do war Rou am Duerf, domat wäert et dann eriwwer sinn. Ech huelen un, d'Studente schlofen och net an hirer Doudelued. ?