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EditorialAsmas Brief ist auch eine Erinnerung daran, wie unmenschlich Europa an seinen Außengrenzen ist

Editorial / Asmas Brief ist auch eine Erinnerung daran, wie unmenschlich Europa an seinen Außengrenzen ist
Ein Polizeiauto patrouilliert oberhalb eines provisorischen Zeltlagers für geflüchtete Menschen auf Lesbos: Der Abschluss des Flüchtlingsabkommens zwischen der EU und der Türkei liegt fünf Jahre zurück – die europäische Migrationspolitik seitdem ist gescheitert Foto: dpa/AP/Petros Giannakouris

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Abseits von der CSV-Selbstdemontage und den Nachwirkungen des Impfdränglertums gab es diese Woche auch eine bewegende Nachricht in Luxemburg. Sie stammt von einer 14-Jährigen aus Afghanistan (das Tageblatt berichtete).

Bevor Asma im April vergangenen Jahres nach Luxemburg kam, hing sie auf ihrer Flucht auf der griechischen Insel Lesbos im Flüchtlingscamp Moria fest. Das Lager erlangte traurige Bekanntheit wegen der unmenschlichen Zustände dort. Jean Asselborn hatte im vergangenen Frühjahr als Erster in Europa die Aufnahme von minderjährigen Flüchtlingen aus Moria im eigenen Land durchgeboxt. Auch deshalb schrieb Asma diese Woche jenen Dankesbrief an Luxemburgs Außenminister, der nach seiner Veröffentlichung auf Facebook so viele berührte. Asma schrieb, sie arbeite hart und wolle nützlich sein. Jean Asselborn sah darin ein Zeichen, dass Luxemburg an der Migration nur gewinnt.

Auch wenn der Brief bewegt, Asmas Schicksal ist ebenfalls eine Erinnerung daran, dass viele andere nicht dieses Glück hatten – und das einzig Gemeinsame an Europas Flüchtlingspolitik noch immer seine Unmenschlichkeit an den Außengrenzen ist. Daran hat sich die letzten Jahre kaum etwas gebessert.

Dass Migration ein Gewinn ist, sehen in Europa nicht viele Staaten so, auch weil nicht nur die Einstellung zur Solidarität, sondern auch Last und Verantwortung ungleich verteilt bleiben. Von Lesbos aus sind es keine 20 Kilometer bis zur Türkei, wo rund 3,6 Millionen syrische Flüchtlinge leben.

Nun jährt sich der Abschluss des Flüchtlingsabkommens zwischen der EU und der Türkei zum fünften Mal. Dadurch sollten, so der Plan 2016, weniger Migranten in die EU kommen. Die Zahl der auf den griechischen Inseln ankommenden Flüchtlinge ist danach tatsächlich zurückgegangen. Die Misere aber hält an.

Mit dem Abkommen entstanden auf den Ägäis-Inseln all diese unwürdigen Lager. Die Menschen sind längst zum geopolitischen Spielball zwischen der EU und der Türkei geworden. Nirgendwo sonst ist die europäische Grenzschutzagentur Frontex so eingebunden wie in der Ägäis, nirgendwo sonst ist sie dermaßen verwickelt in Menschenrechtsverletzungen durch die griechische Küstenwache. Am Freitag kamen die nächsten Anschuldigungen. Aus der Türkei hieß es, die eigene Küstenwache habe in der Nacht Flüchtlinge aus dem Wasser gerettet, die von griechischer Seite mit verbundenen Händen ins Meer geworfen worden waren. Ein letzter in einer langen Reihe an schlimmen Verdachtsfällen. Was sich seit Jahren dort und an den anderen Außengrenzen der EU abspielt, geschieht aufgrund politischer Entscheidungen.

Seit einem Jahr fesselt die Pandemie unsere Aufmerksamkeit. Doch diese Fokussierung darf nicht zu einer weiteren Abstumpfung führen. Fast täglich sterben Menschen im Mittelmeer. Asmas Brief kann uns auch daran erinnern, den Blick über den Tellerrand nicht zu verweigern. Dazu gehört auch das Geschehen an unseren Außengrenzen.

norry
20. März 2021 - 12.06

Genau, unmenschlich, die Nordiren können nicht mal eine Kartoffel aus England importieren.

Till vor dem Spiegel
20. März 2021 - 11.45

Hören wir auf um den Brei zu sprechen und ja die Europäer sind ein unmenschliches Volk. Die Europäer verdienen sich dumm und dämlich an Waffenlieferung ,die die Konflikte erst ermöglichen , die europäischen Machteinflüsse , Wirtschaftsinteressen in Krisengebieten im Fokus stehen, somit die Europäer die Geburtshelfer von Flüchtlingsströmen, Misere, Tod, Armut sind.Solange die Ursachen von Flüchtlingskrisen , die Probleme in den Ursprungsländern nicht an der Wurzel gepackt und gelöst werden, ist jegliches Mitleid , gutgemeinte Hilfe für Flüchtlinge, Krisenopfer eine Beweihräucherung des europäischen Gewissens, selbstmitleidige Heuchelei.