Rege Betriebsamkeit herrscht in den Küchen der Hotelfachschule in Diekirch. Wir sind verabredet mit zwei der Protagonisten des „Villeroy & Boch Culinary World Cup 2022“, der seit nunmehr 50 Jahren vom Vatel-Club Luxemburg, der Vereinigung der professionellen Köche im Großherzogtum, organisiert wird. Wir treffen auf Ben Weber, den Präsidenten des Clubs, und den Vizepräsidenten Alain Hostert, der maßgeblich für die Organisation verantwortlich zeichnet.
„What’s new?“, möchten wir gerne in Erfahrung bringen, und wie viel Aufwand muss für ein Event dieser Größenordnung betrieben werden. Eine Woche vor dem Startschuss steht den beiden der Enthusiasmus förmlich ins Gesicht geschrieben. „Was den organisatorischen Aufwand betrifft“, erklärt Alain Hostert, „können wir durch langjährige Erfahrung und daraus resultierender Routine in vielen Dingen kurze Wege gehen. Mit unseren langjährigen geschätzten Partnern wie ‚La Provencale‘, ‚Source Rosport‘, den Winzern oder, allen voran, unserem Hauptsponsor ‚Villeroy & Boch‘, müssen wir keine langen Vorgespräche mehr führen oder Erklärungen abgeben. Das betrifft auch die Zusammenarbeit mit dem zuständigen Mittelstands- und Tourismusministerium, ohne dessen finanzielle Unterstützung eine Veranstaltung dieser Größenordnung für uns gar nicht zu stemmen wäre.“
„Wir sitzen in einer Dampflok“
Eine logistische und organisatorische Meisterleistung stellt auch die Unterbringung der internationalen Teams dar, wie Ben Weber betont. Bei der Jubiläumsauflage sind 68 Nationen mit 75 Teams am Start um die begehrten Trophäen. Die müssen zum einen alle in Hotels untergebracht werden und benötigen zudem Küchen, um sich auf den Concours vorbereiten zu können. Alleine im Alvisse Parc Hotel sind 100 Zimmer gebucht. Andere Teams logieren in der Hauptstadt, Esch/Alzette, Wiltz oder Aspelt. Dazu kommen unzählige Behördengänge zur Beschaffung der Visa für die Teilnehmer. Wegen der seit zwei Jahren grassierenden Corona-Pandemie haben die Organisatoren zudem lange zittern müssen, ob das Event überhaupt zur Austragung kommen kann.
„Aber jetzt sitzen wir in der Dampflok“, betont Alain Hostert. „Der Wasserkessel ist gefüllt, wir heizen auf und am 26. November steht sie unter Dampf und wird nicht mehr aufzuhalten sein. Die weltweit talentiertesten Köche und Köchinnen wollen und werden ihr Können unter Beweis stellen und das hoffentlich zahlreiche Publikum mit ihren kulinarischen Kreationen begeistern.“
Neben dem eigentlichen Wettbewerb erwarten den Gast aber auch zahlreiche Highlights und Shows. Ein Eyecatcher wird dabei das „Ice-Carving“ sein, mit Künstlern aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, die 58 verschiedene Eisskulpturen fertigen werden, oder das „Live-Carving“ mit Obst und Gemüse, dargeboten von fingerfertigen Profis aus Sri Lanka, Taiwan und Ungarn. Zu diesem Thema werden auch kleine Kurse für jedermann angeboten. Mal sehen, was man so alles aus einer Melone schnitzen kann.
„Mit involviert in den Veranstaltungsreigen ist auch die hiesige Hotelfachschule“, bemerkt Alain Hostert. „Hier besonders für Kinder geeignet sind z.B. vegetarische Präsentationen, wir backen Cupcakes oder fertigen Marzipanfiguren. Auch sind alle Schüler der Schule, 300 an der Zahl, mit eingebunden. Sie sind im Einsatz beim Service, unterstützen die Presseabteilung und helfen bei den Zeremonien.“
Nachhaltigkeit steht auch im Fokus
Zwei Kochboxen sind reserviert für zwei besondere Projekte. Der Vatel-Club hat 2018 die sogenannten „Mini-Käch“, also die kleinen Köche, ins Leben gerufen. Diese Initiative richtet sich an Kinder im Alter von 9-13 Jahren, die den Beruf des Geschmacks entdecken wollen und hier in diversen Workshops unterrichtet werden. Vatel-Vizepräsidentin Diane Steichen ist hier federführend und wird mit den Kids ein kleines Menü zaubern.
Die zweite Box besetzt der vielfach ausgezeichnete, in der Hauptstadt agierende japanische Küchenchef Ryodo Kajiwara. Dies geschieht auf Initiative der japanischen Botschaft in Luxemburg und man bewirbt damit die bevorstehende Welt-Expo 2025 im japanischen Osaka.
Im Fokus des Concours steht jedoch auch das Thema Nachhaltigkeit sowie Rest-Food-Waste. Letzteres soll dabei auf ein erträgliches Minimum reduziert werden. Zum Einsatz in den Küchen kommt u.a. dry aged Luxemburger Rindfleisch, auch zum Community-Catering steuern viele Luxemburger Erzeuger ihre Produkte bei. Der anhaltende Trend zur Reduzierung des Fleischkonsums zeigt sich dabei auch in den Menüs der Teams. Neben Fisch, Meeresfrüchten und Fleisch gibt es in allen Wettbewerbskategorien auch vegetarische Menüs.
Außerdem soll sich die eigene Identität des jeweiligen Teilnehmerlandes in den Menüs widerspiegeln und produktorientiert gekocht werden.
Zum Abschluss unseres Gesprächs legte Ben Weber noch gesteigerten Wert auf eine Information. „Mancherorts entsteht der Eindruck, wir als Köchevereinigung machen uns hier jetzt eine schöne Zeit. Ich möchte hierzu gerne betonen, dass alle Tätigkeiten auf reinem Benevolat beruhen und das während Monaten der Vorbereitung. In der Zeit des Events nehmen sich viele Urlaub, einige Kollegen schließen in dieser Woche sogar ihr Restaurant und alle Schüler agieren hier ehrenamtlich.“
Zur Überraschung der Veranstalter hat sich, zur Knüpfung erster Kontakte, erstmals eine Delegation des renommierten „Bocuse d’or“ aus Lyon angekündigt. Ein französisches Team war bisher noch nie am Start. Die Nachbarn entsenden zudem ein Military-Team für das Community-Catering.
Worauf also jetzt noch warten? Liebhaber der gehobenen Kochkunst werden beim „Villeroy & Boch Culinary World Cup 2022“ zweifelsohne auf ihre Kosten kommen.
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