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Corona-Tagebuch (26)Dienstag, 14. April: „Alles wird gut“

Corona-Tagebuch (26) / Dienstag, 14. April: „Alles wird gut“
Autor unbekannt, aber klare Ansage: Wir wollen es glauben! Foto: Editpress/Marco Goetz

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Das Coronavirus beherrscht das Leben. Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos. Eigentlich genau der richtige Zeitpunkt, um seine Gedanken mal wieder in einem Tagebuch niederzuschreiben. Was fällt uns auf, was empfinden wir und was erwarten wir? Das Corona-Tagebuch gibt Einblick in diese Gedankenwelt. 

Liebes Tagebuch,

Bin heute recht spät nach Hause zurückgekehrt. Bin nämlich in Schengen an der Mosel gewesen. Dort haben die Bürgermeister aus dem Dreiländereck ein Zeichen für Europa und gegen Grenzschließung gesetzt. Eine tolle Idee. Flagge zeigen. Mal sehen, was daraus wird. Auch im Hinblick auf den kommenden 14. Juni. An dem Tag vor 35 Jahren wurde nämlich, 1985,  das erste Abkommen über die Öffnung der Grenzen unterschrieben. Grenzenloses Europa – das sieht heute anders aus. Leider! Die Bürgermeister aus dem Dreiländereck aber bleiben optimistisch.

Mir persönlich geht das ganze Gehabe so langsam auf den Sack. Ich bleibe ja gerne locker, aber der Lockerungszustand lässt auf sich warten. Vor allem nervt mich diese Diskussion um Schutzmasken. Da fehlt ganz einfach die klare Ansage. Wenn jeder eine Maske haben soll/muss, dann bittesehr muss jeder eine haben. An den verantwortlichen Stellen ist es dann auch, sie zu liefern. Eigentlich bleibe ich aber zuversichtlich, dass die Sache geklärt wird.

Trotzdem, liebes Tagebuch: Der Ausnahmezustand bleibt bestehen. Dabei ist das Wetter herrlich. Eigentlich pervers. Fast wie eine Ironie der Natur. Ja, am Montag und Dienstag ist es etwas kühler gewesen, aber trotzdem, immer noch angenehm. Spazierengehen ist ja eigentlich nicht mein Ding, aber in diesen Zeiten!?  Ich nutze jede Möglichkeit, um draußen zu sein. Dabei bin ich nicht unweit von mir zu Hause auf eine Kreidezeichnung am Boden gestoßen: „Alles wird gut.“ Das ist ja mal eine Botschaft!

Die Natur blüht. Meine Gedanken auch. Ist das alles richtig, was da passiert? Geschlossene Geschäfte. Soziale Kontakte auf Eis? Dreimal habe ich jetzt versucht, zu meinem Bruder zu gelangen. Er wohnt in Deutschland. Die Grenze in Schengen habe ich bislang noch nicht überwinden können. Die Ordnungshüter sind nett, aber verlangen stets nach einem guten Grund. Das Wohlergehen des Bruders reicht da nicht. Ja, ich weiß, es geht ihm gut. Wir telefonieren fast täglich. Er kommt klar.

Allerdings darf der Italiener aus Wormeldingen nicht mal mehr bis nach Wincheringen „Auf Mont“ liefern. Luftlinie ist das nicht mal ein Kilometer. Diese Einschränkung ist neu. Bis letzten Freitag konnte „Vito“ seine Pizzen noch über die Grenzen rüberfahren. Warum also erst jetzt? Was passiert da? Was denken die Menschen, die solche Entscheidungen treffen? Und vor allem: Wer zieht sie nachher zur Verantwortung?

Aber gut. Wir werden sehen. Das sage ich auch täglich meinen Töchtern. Die Botschaft kommt allerdings nicht so toll an, wenn es um Schule geht. Denn weder Francesca noch Giulia glauben heute daran, dass am vierten Mai die Schule in der Schule wieder beginnen wird. Scheint ja eigentlich auch schwer vorstellbar. Da drängt sich dann die Frage auf, warum in Salamischeibchen vermittelt wird. Einiges dürfte bereits seit einiger Zeit klar gewesen sein, nämlich dass es eine Rückkehr in Etappen geben wird. Priorität werden die Primaner haben.  

Liebes Tagebuch, ich gehöre jetzt wirklich nicht zu den Verschwörungstheoretikern. Genau deshalb vermisse ich das eine oder andere Mal die klare Ansage. Sozusagen Zweifelsbeseitigung. Dass keine Invasion der Echsen auf der flachen Erdscheibe bevorsteht. Nun denn, bevor ich durchdrehe, lege ich mich jetzt mal besser hin.

Das Tageblatt-Tagebuch

Das Leben ist, wie es ist. Corona hin oder her. Klar, die Situation  ist ernst. Aber vielleicht sollte man versuchen, ein wenig Normalität in diesem Ausnahmezustand zu wahren. Deshalb veröffentlicht das Tageblatt seit dem 16. März (s)ein Corona-Tagebuch. Geschildert werden darin persönliche Einschätzungen, Enttäuschungen  und Erwartungen verschiedener Journalisten.