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Foodsharing-Initiative aus LuxemburgAbfall vermeiden – Lebensmittel retten

Foodsharing-Initiative aus Luxemburg / Abfall vermeiden – Lebensmittel retten
Lebensmittel vor der Tonne zu retten, kann gelingen, wenn man dazu bereit ist. Neben dem Landwirtschaftsministerium und den Gemeinden hat sich in Luxemburg eine gemeinnützige Privatinitiative Lebensmittelrettung auf die Fahnen geschrieben. Foto: Unsplash/Dan Burton

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Die Zahlen kann man als dramatisch bezeichnen: Laut der Welternährungsorganisation FAO werden jährlich 1,3 Milliarden Tonnen der für den menschlichen Verzehr bestimmten Lebensmittel verschwendet und gleich als Abfall entsorgt. Angesichts der vielen Hungersnöte und der gleichzeitigen Verschwendung wertvoller Ressourcen unseres Planeten interessierte sich unsere Korrespondentin Elke Bunge, wie man Lebensmittel retten und Abfall vermeiden kann. Dabei entdeckte sie wertvolle Initiativen in Luxemburg. 

14 Prozent der weltweit produzierten Lebensmittel gelangen gar nicht bis zum Konsumenten und werden gleich vom Feld, Stall oder Hersteller dem Müll übergeben.

In den vergangenen Jahren, so stellen Beobachter der FAO, aber auch solche aus Europa und Luxemburg fest, hat jedoch eine langsam fortschreitende Bewusstseinsänderung eingesetzt: Menschen hierzulande und auch außerhalb unserer Grenzen stellen Überlegungen an, wie man Lebensmittel, bei denen zum Beispiel das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, einer weiteren Verwendung zukommen lassen kann.

Luxemburgs Regierung rief dafür unter anderem die Strategie „Null Offal“ ins Leben. Das Landwirtschaftsministerium hat einen Wettbewerb ausgeschrieben, Projekte gegen die Lebensmittelverschwendung einzureichen. Mitte Februar werden die besten Ideen prämiert, 7.500 Euro sind dafür ausgelobt worden.

Minister Romain Schneider gab Ende Oktober mit der Kampagne „124 Grënn, eppes ze änneren“ den Startschuss, in den Gemeinden des Großherzogtums gegen die Vergeudung von Nahrungsmitteln vorzugehen. Am nationalen Solidaritätspakt „Antigaspi“ beteiligen sich immerhin schon 92 der 102 Gemeinden Luxemburgs. „Nicht nur aus ethischen und umweltbezogenen Gründen ist die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Auch für die Wirtschaft entstehen aufgrund dieser Abfälle enorme Kosten. Anstatt sie unnütz zu vergeuden, müssen unsere Ressourcen wie Strom, Wasser und Boden geschützt werden“, so der Minister.

Taste the Waste

Eine bereits seit etwa zehn Jahren aktive Bewegung ist Foodsharing. Aus der Taufe gehoben wurde die Initiative gegen die Lebensmittelverschwendung 2012. Die Idee kam dem Journalisten und Filmemacher Valentin Thurn und dem Social-Media-Experten Sebastian Engbrocks nach den Dreharbeiten zum Dokumentarfilm „Taste the Waste“. Der in Spielfilmlänge gedrehte Streifen zeigte, wie in Supermärkten Frankreichs und Österreichs Nahrungsmittel weggeworfen werden, eine deutsche Bäckerei mit überzähligem Brot die Öfen heizt (um Heizöl zu sparen), EU-Vorschriften Obst- und Gemüseanbau einengen und nicht normgerechte Früchte entsorgt werden müssen. Angesichts von etwa einer Milliarde hungernder Menschen empörende und verschreckende Bilder, die Thurn und Engbrocks zum Handeln motivierten.

Inzwischen gibt es Foodsharing-Vereine außer im Gründerland Deutschland auch in Österreich und der Schweiz sowie bei uns in Luxemburg.

Foodsharing.lu hat sich 2016 gegründet. „Inzwischen haben wir 145 Mitglieder und kooperieren mit 29 lebensmittelherstellenden Betrieben“, erklärt Daniel Waxweiler, einer der Gründer von foodsharing.lu.

Teilen statt wegwerfen: So lassen sich noch verwendbare Lebensmittel sinnvoll weiternutzen
Teilen statt wegwerfen: So lassen sich noch verwendbare Lebensmittel sinnvoll weiternutzen Foto: Unsplash/Joel Muniz

Werde Foodsaver, rette Lebensmittel

Die Idee, die hinter der Bewegung steht, ist, noch verwertbare Lebensmittel abzugeben oder zu tauschen. Inzwischen sind es 68 sogenannte Foodsaver, die nach Anruf oder Mitteilung über das Internet und soziale Plattformen zu den Spendern eilen, um noch verwertbare Lebensmittel abzuholen und in Verteilerposten zu deponieren. Die Spender sind sehr zufrieden mit den Aktionen, können sie damit doch vermeiden, dass Lebensmittel, die noch verwertbar sind, nicht fortgeworfen werden müssen. Zufriedenheit zeigt sich auch auf der Seite der Empfänger. „Wir müssen allerdings feststellen, dass sich gerade auch in den gegenwärtigen Zeiten die Zahl der Nutzer erhöht, die in prekären Verhältnissen leben und auf die Spenden angewiesen sind“, meint Daniel Waxweiler.

Ungewiss war zunächst, wie sich Lebensmittelrettung und -verteilung in Corona-Zeiten organisieren lassen würde. Doch dank des dezentralen Handelns der Organisation ergaben sich hier weniger Schwierigkeiten als zunächst befürchtet. „Wir betreiben zwei Stützpunkte in Junglinster und Dahlem, wo wir Distribution Days organisieren. Außerdem gibt es noch einen Foodsharing Point in Bonnevoie“, so Waxweiler.

Beim Einsammeln der Lebensmittel sind in der Regel zwei Freiwillige unterwegs, die alle nötigen Hygieneregeln (Abstand, Maske, Desinfektion) einhalten. Auch an den Verteilerstationen dürfen zeitgleich nur zwei Personen den Raum betreten, es gibt reichlich Desinfektionsmittel und auch alle weiteren Normen werden eingehalten.

Ein Blick in die Statistiken der Plattform zeigt, seit Gründung im August 2019 haben die Lebensmittelretter 859 Abholaktionen gestartet und dabei 13.920 Kilogramm noch verwertbarer Lebensmittel dem Verfall entzogen.

Foodsharing.lu wendet sich dabei vor allem an Privathaushalte. Denn vor allem hier fallen drei Viertel aller Lebensmittelabfälle an. Um eine höhere Sensibilisierung der Bevölkerung zu erreichen, sollen 2021 ein weiterer Foodsharing Point eingerichtet sowie Aufklärungsseminare abgehalten werden. Mit entsprechenden Projekten hat sich foodsharing.lu auch an dem vom Landwirtschaftsministerium ausgeschriebenen Wettbewerb beteiligt. Zu den politischen Forderungen, die foodsharing.lu stellt, gehören die Preissenkung von Lebensmitteln kurz vor dem Verfall der Mindesthaltbarkeitsdauer sowie ein Verbot des Wegwerfens von Nahrungsmitteln nach französischem Vorbild.

Gastronomie und Handel zur Kooperation gefordert

Foodsharing.lu ist nicht die einzige Organisation, die sich dem Retten von noch brauchbaren Lebensmitteln zuwendet. Inzwischen haben auch große Handelsketten und gastronomische Betriebe die Notwendigkeit erkannt, der Lebensmittelverschwendung entgegenzutreten.

Häufig ist zu beobachten, dass vor allem Saisonartikel weggeworfen werden – so landeten ganze Paletten von Coladosen im Supermarktmüll, nur weil zu Jahresbeginn noch Weihnachtsmann-Reklame aufgedruckt war. Ein Problem ergab sich auch daraus, dass die in den Supermärkten expandierende Verkaufsfläche deutlich größer war als der Bevölkerungs- und damit Kundenzuwachs. Automatisch wurden mehr Waren angeboten, als überhaupt benötigt wurden.

Dies soll sich in Zukunft ändern. Ketten wie Cactus wollen ihre Angebotsstrategie überdenken. Überdies spenden sie überschüssige Ware, deren Mindesthaltbarkeitsdatum noch nicht abgelaufen ist, sozialen Zentren wie „Cent Buttek“ oder den „Epiceries sociales“. Auch Auchan, Carrefour, Monoprix, Lidl und andere Supermärkte arbeiten mit sozialen Hilfsorganisationen zusammen. Während es bei den großen Händlern einfacher ist, Hygienegesetze wie eine ununterbrochene Einhaltung der Kühlkette zu gewährleisten, tut sich die Gastronomie mit dieser Problematik etwas schwerer.

Insgesamt, so hoffen staatliche Stellen wie auch Umwelt- und Sozialverbände, wird sich das Bewusstsein der Luxemburger, gegen Lebensmittelverschwendung vorzugehen, in kommenden Zeiten stärken.

GéBé
17. Januar 2021 - 16.42

Was die Mindesthaltbarkeitsdauer betrifft habe ich so meine Bedenken . In der Annahme dass man oft heiliger als der Pabst sein will, nehme ich an, dass diese Dauer den Elastizitäts Faktor auf 0 , das heisst aus sogenannten Sicherheitsgründen viel zu kurz und zu streng vorgeschrieben hat.
Zu meiner Zeit gab es kein von einer staatlichen Organisation vorgeschriebenes Verfallsdatum . Man wusste aus Erfahrung oder sah an verschiedenen Merkmalen wenn ein Nahrungsmitel nicht mehr verzehrt werden durfte.
In anderen Worten , die Dauer sollte mal genauestens überprüft werden und ich kann mir vorstellen dass eine grosse Menge von ungefährlichen Nahrungsmittel nicht vorzeiig weggeschmissen werden muss.
Ich glaube es wäre der Mühe wert , oder ?