Luxemburgs Gesundheitsobservatorium hat seine Arbeit aufgenommen. Das gab Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) am Montag auf einer Pressekonferenz bekannt. „Das Gesundheitsobservatorium soll die Gesundheitspolitik als unabhängige Institution begleiten“, sagte Lenert auf der Pressekonferenz in den neuen Räumlichkeiten des Gesundheitsministeriums auf der Cloche d’Or. „18 nationale und internationale Experten werden sich im Gesundheitsobservatorium mit neun Themenschwerpunkten befassen.“ Diese sollen bereits bestehende Daten zum Gesundheitswesen in Luxemburg zusammentragen und analysieren sowie auf professioneller Basis analysierte Fakten und Empfehlungen an die Politik richten. „Eine bessere Datenlage ermöglicht es uns dann, die politisch richtigen Entscheidungen zu treffen“, sagte die LSAP-Politikerin.
Ob durch das „Observatoire de santé“ auch die während der Corona-Pandemie getroffenen Maßnahmen auf ihre Effizienz untersucht werden, scheint eher fraglich. Ob das Gesundheitsobservatorium auch Studien auf Anordnung des Gesundheitsministeriums durchführen könne, bejahte dagegen Gesundheitsministerin Paulette Lenert. Ob die Coronamaßnahmen im Hinblick auf ein mögliches Pandemiegesetz untersucht würden? „Luxemburg als Probe ist dafür zu klein“, meinte Lenert. „Es laufen jedoch viele internationale Studien, die aussagekräftiger sind, als wenn wir nur in Luxemburg untersuchen würden – ohne jedoch der Zielsetzung des Observatoriums vorgreifen zu wollen.“ Auch die neue Präsidentin des Gesundheitsobservatoriums, Françoise Berthet, bestätigte diese Einschätzung. „Wir haben tatsächlich nicht die statistische Belastbarkeit, um jede einzelne Maßnahme im Luxemburger Kontext zu untersuchen“, sagte Berthet.
Stattdessen werden wohl vorerst die neun Kernthemen die inhaltliche Arbeit dominieren, die bereits im Gesetz vom 2. März 2021 zur Schaffung des Gesundheitsobservatoriums definiert wurden: Epidemiologie, öffentliche Gesundheit, Analyse von Gesundheitssystemen, bevölkerungsbezogene Gesundheitsstudien, Gesundheits- und Biostatistik, Gesundheitsökonomie, Demographie. Diese Bereiche werden ergänzt durch einen Experten mit Kompetenzen in der Verwaltung von Registern und einem Sachverständigen im Bereich der Messung von
therapeutischen Erfahrungsberichten der Patienten. „Insgesamt hatten wir für die 18 Posten 50 Kandidaturen vorliegen“, sagte Gesundheitsministerin Paulette Lenert.
Gesundheit des Kindes
In einer ersten Phase dominiere der Aufbau des Observatoriums an sich. In einer ersten Arbeitssitzung haben die Gesundheitsexperten festgehalten, dass man sich zuerst einen Überblick verschaffen wolle, welche Daten derzeit in welcher Institution vorhanden sind – und wie belastbar bereits vorhandene Datensätze seien. Danach wolle man anhand verschiedener Indikatoren genauere Aussagen über das Luxemburger Gesundheitssystem zulassen. „Begleitend dazu bauen wir auch ein hochgesichertes informatisches System auf, damit die Daten vertraulich gehandhabt werden können“, sagte Françoise Berthet. Ein „Data Protection Officer“ soll die Datenhandhabung und -verarbeitung demnach überwachen.
Die vom Gesundheitsobservatorium erarbeiteten Erkenntnisse und Datensätze sollen dann auch öffentlich einsehbar sein. Weiterhin soll das Gesundheitsobservatorium in einem Abstand von zwei Jahren die Gesundheitskarte publizieren. Die Gesundheitskarte ist eine Art Landschaftskarte für Luxemburgs Krankenhauswesen und soll einen strukturellen und funktionalen Überblick über Luxemburgs Krankenhäuser liefern. Diese Karte wurde erstmals im Juli 2022 vorgestellt. Die Daten stammten aus der Gesundheitsdirektion, dem „Service épidémiologique“ und der „Documentation et classification des séjours hospitaliers“ (DCSH).
Nachdem die grundlegende Arbeit abgeschlossen sei, werde man sich fünf thematischen Schwerpunkten zuwenden, wie Françoise Berthet erklärte. „Dabei wird die Gesundheit des Kindes besonders im Fokus stehen.“ Zudem wolle man sich den Herz-Kreislauf-Erkrankungen, der psychischen Gesundheit und der Gesundheitsförderung und Prävention näher widmen. Auch die Gesundheitsberufler würde man eingehender unter die Lupe nehmen. Ob der derzeitige Ärztemangel auch untersucht werden soll? „Es geht nicht spezifisch um den Mangel“, so Berthet. Unter anderem wolle man die Ärzte-Patient-Ratio genauer untersuchen. Auch wolle man Überlegungen anstrengen, inwiefern Aufgaben, die derzeit von Gesundheitsberuflern durchgeführt werden, von anderen Arbeitnehmern übernommen werden können. „Ähnliche Überlegungen wurden in Luxemburg während der Corona-Pandemie bereits gemacht, als Apotheker die Ärzte beim Impfen unterstützen sollten“, sagte Berthet. Beim Gesundheitspersonal gebe es ja eventuell noch andere Probleme als den reinen Arbeitskräftemangel – das würde die angestrebte Analyse des Observatoriums dann ergeben. Auch Gesundheitsministerin Paulette Lenert sieht eine reine Fokussierung auf den Ärztemangel als zu kurz gegriffen. „Das Thema ist breiter als nur ein reiner Arbeitskräftemangel“, meinte Lenert.
Ergebnisse will das Gesundheitsobservatorium laufend vorstellen und der Öffentlichkeit zugänglich machen, sobald diese verfügbar sind.
Mitglieder des Gesundheitsobservatoriums
Der Rat des Gesundheitsobservatoriums setzt sich aus Vollmitgliedern und stellvertretenden Mitgliedern zusammen. Françoise Berthet steht diesem als Präsidentin vor und ist gleichzeitig Direktorin des Observatoriums.
Membres effectifs:
Françoise Berthet (Präsidentin), Corinne Alberti, Kenneth Grech, Dionne Kringos-Pereira Martins, Arnaud Chiolero, Laetitia Huiart, Thomas Dominique, Serge Allegrezza, Guy Fagherazzi
Membres suppléants:
Karine Chevreul, Predrag Duric, Juliane Winkelmann, Claudine Backes, Maria Ruiz Castell, Michel Vaillant, Marc Suhrcke, Louis Chauvel, Dorijan Marušič
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können