Lust auf einen Städtetrip? Warum nicht mal nach Liège? „Liège ist zweifellos die Stadt in Wallonien, dem französischsprachigen Teil Belgiens, mit dem südlichsten Temperament. Die Lütticher sind gastfreundlich, warmherzig und lieben es, bis in die Nacht hinein zu feiern“, sagen die Tourismusverantwortlichen. Ein Ortsbesuch zeigt: Es stimmt. Nicht umsonst wird die Stadt „Cité ardente“ – die brennende Stadt – genannt.
Liège, einst als schmutzig verschrien, befindet sich im Wandel. Seit einigen Jahren schon. Den größten Ballast hat die Stadt abgelegt, die Zukunft ist ambitioniert. Davon zeugt die Gegenwart, besonders auch der Bau einer Tramstrecke, die 2024 eröffnet und alle Sehenswürdigkeiten bedienen wird.
„Movida“
Die Stadt an Ourthe und Maas gelegen überrascht mit ihrer Architektur, ihrem bunt gemischten Kulturerbe sowie Grünanlagen. Am Fuße des Bueren-Bergs, rund um die place Saint-Lambert, die Oper und den von Architekt Calatrava gestalteten Bahnhof Guillemins herrscht Movida im Geschäfts- und Nachleben. Urige Kneipen laden zum Verweilen ein, nicht nur im trendigen Szeneviertel „Le Carré“.
Liège hat 448 denkmalgeschützte Gebäude, zahlreiche Brücken und noch mehr Kirchen. Die größte war einst Saint-Lambert, dem ersten Bischof der Stadt, gewidmet. In den Wirren der belgischen Revolution hat die Bevölkerung sie eigenhändig abgerissen. Warum, erfährt man im „Archéoforum“. Dieses Museum, genau wie jenes für wallonische Volkskunde oder das „Grand Curtius“ erlaubt einen vollumfänglichen Einblick in die Geschichte der Stadt – seit Römerzeiten bis heute. Kunstliebhaber kommen unter anderem bei den wechselnden Ausstellungen im Museum „La Boverie“ auf ihre Kosten – Gartenliebhaber übrigens auch.
Ein Besuch im Museum schadet nie, es ist aber nicht der einzige Weg, um in die „Vie wallonne“ einzutauchen. Bei einem ersten Besuch in Liège sollte man einfach ziellos durch die Stadt spazieren. An fast jeder Ecke – kein Klischee – riecht es nach dem Karamell der „Gauffres de Liège“, nach Fritten oder nach Gewürzen aus ferneren Ländern. Selbstverständlich liegt auch Biergeruch in der Luft, unter anderem in einem alten Kloster mitten im Zentrum, wo heute in einer Mikrobrauerei das lokale „Curtius-Bier“ gebraut wird. Der Ort ist magisch. Keine Sorge, Wein und Wasser gibt’s auch – zu Essen auch. Vorsicht: Die Zeit vergeht hier wie im Fluge.
Südländisches Temperament
Überall in der Stadt herrscht ein spezielles Flair. Besonders aber am „Quai de la Batte“, auf dem gleichnamigen Wochenmarkt. Es ist eine betörende Mischung. Südländisch auf jeden Fall. Ein Feuerwerk für die Sinne. An jedem Sonntagmorgen des Jahres wird das Ufer der Maas zur fast zwei Kilometer langen Fußgängerzone und zur Bühne für Marktschreier – sei es Obst, Käse, Kleider, Teppiche oder Kleintiere und vieles mehr.
Liège ist reich an Übernachtungsmöglichkeiten und an Restaurants. Zwischen vegan und extrem fleischlastig (Boulettes de Liège) ist alles dabei. Wer sich nach üppigem Genuss die Füße vertreten möchte, sollte die endlos scheinenden Stufen (374) zum Bueren-Berg hinauf in Angriff nehmen und anschließend über einen der vielen Spazierwege, zum Beispiel durch das einst verruchte, heute mustergültige renovierte Altstadtviertel „Au Péri“, zurück ins Zentrum spazieren.
Liège liegt an zwei Flüssen sowie am „Canal Albert“, der nach Antwerpen führt. Da drängt sich eine Bootsfahrt auf. Sie ist günstig und eröffnet andere Perspektiven auf die Brücken oder die Stadt ganz allgemein oder auf die alte Post, heute ein Eventcenter – und wunderschön.
Wer beim Spaziergang auf eine rue Georges Simenon stößt, sollte sich nicht wundern. Der bekannte Krimiautor und literarische Vater von Kommissar Maigret wurde 1903 in Liège geboren. So richtig in Szene gesetzt hat die Stadt ihn allerdings bis heute nicht.
Fazit: Liège ist eine Reise wert. Gemäß dem Motto: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Mit Bus und Zug ist Liège bequem zu erreichen. Mit dem Auto sind es ab Esch/Alzette 156 Kilometer, ab Luxemburg-Stadt 153 und ab Ettelbrück 127.
„Liège – Zu Besuch in der brennenden Stadt“ vom 30. Juli hat sich der Fehlerteufel eingeschlichen. Die Hauptstadt der Wallonie ist selbstverständlich Namur und nicht Liège, wie wir irrtümlich im Text geschrieben haben. Wir danken unseren aufmerksamen Lesern für diesen wichtigen Hinweis.
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