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Kulturrouten des Europarates in LuxemburgAuf den Pfaden der Kulturen touren

Kulturrouten des Europarates in Luxemburg / Auf den Pfaden der Kulturen touren
Kulturrouten des Europarates: Sieben von ihnen führen durch Luxemburg, eine davon nach Echternach, wo die Springprozession – als immaterielles Unesco-Weltkulturerbe anerkannt – jährlich am Pfingstdienstag stattfindet Foto: Editpress/Julien Garroy

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Natürlich kann man im Sommerurlaub einfach so durch die Landschaften, durch Wälder und Felder, an Seen und Flüssen wandern. Doch so manche Menschen möchten das Erlebnis Natur mit dem Erlebnis Kultur und Bildung verbinden. Unsere Korrespondentin Elke Bunge hat nachgefragt, wo dies in Luxemburg möglich ist.

Sommerzeit, Urlaubszeit. Die Nachrichten über die internationale politische und wirtschaftliche Lage lösen derzeit nicht gerade Hochstimmungen aus. Das wirkt sich auch erheblich auf den Tourismus aus: Fernreisen sind aktuell nicht angesagt und auch Flugreisen in die europäischen Nachbarstaaten können mit langen Warteschlangen an den Flughäfen bereits zu Beginn eine nervenaufreibende Anstrengung werden.

Doch in den Urlaub wollen wir dennoch reisen, weshalb in diesem Jahr nicht im eigenen Land bleiben und die Schönheiten Luxemburgs erkunden? Natürlich kann man im Norden in den Waldbergen wandern oder sich an Stauseen badend ergötzen.

Interessanter mag es jedoch erscheinen, das Reisen mit einem Bildungs- und Kulturgewinn zu bereichern.

Solchen Gedanken müssen sich auch die GründerInnen der Kulturrouten Europas verbunden gefühlt haben, als sie diese Idee mit der „Resolution über die Kulturstraßen Europas“ 2007 aus der Taufe gehoben hatten. Ziel des Projekts, das inzwischen von Kulturstraßen in Kulturrouten umbenannt wurde, war, eine grenzen- und staatenlosen kulturelle Verbindung zwischen den Nationen Europas zu schaffen, das Bewusstsein zu entwickeln, dass Kultur eine überregionale und übernationale Errungenschaft ist, die Menschen verbindet, statt sie zu trennen. Aktuell ist das Thema also mehr denn je!

Der heilige Willibrord in Echternach
Der heilige Willibrord in Echternach Foto: Editpress/Julien Garroy

Kulturrouten in Luxemburg

Wir alle kennen – zumindest dem Namen nach – die „Mutter“ aller Kulturrouten Europas, den Jakobsweg. Damit ist nicht nur der Pilgerweg zum Grab des Apostels Jacobus nach Santiago de Compostela in Spanien gemeint. In den meisten europäischen Staaten gibt es bereits Vorläufer dieses Weges. Auch durch Luxemburg führt ein Teil dieses Pilgerweges. Von der Dreiländerecke in Ouren/Lieler geht der Weg längs der Our bis nach Vianden und weiter nach Echternach. Ab Echternach wandert man weiter über Grevenmacher bis zur Stadt Luxemburg. Die folgenden Etappen leiten den Pilger von Luxemburg über Düdelingen bis nach Schengen. Dort, wo der Jakobskult in Luxemburg gepflegt wurde, führt der Weg vorbei. Als Beispiel seien genannt: Münschecker, Roodt/Syr und der Jakobsberg bei Berburg. In den Weg angebunden wurden auch bekannte Pilgerstätten wie das Grab des heiligen Willibrord in Echternach oder die erst in der Neuzeit entstandenen Wallfahrtsorte wie die Kathedrale von Luxemburg. Wo immer der Weg entlang geht, ist er mit dem Signet der Jakobsmuschel gekennzeichnet.

Ein weiterer geistig-spiritueller Wanderweg ist der luxemburgische Teil des Martinusweges, der in seiner Gesamtlänge vom Geburtsort des heiligen Martin im ungarischen Szombáthely bis nach Tours reicht. In „unserem“ Abschnitt führt er unter anderem durch das Sieben-Schlösser-Tal: Hier liegen die Schlösser von Mersch, Schönfels, Hollenfels, Schloss und Burg Ansemburg, Simmern und Koerich, deren Geschichte man bei einem Besuch erfahren kann.

Industrieerbe in der Europäischen Kulturhauptstadt Esch erleben – auch hierdurch führt eine der Routen des Europarates
Industrieerbe in der Europäischen Kulturhauptstadt Esch erleben – auch hierdurch führt eine der Routen des Europarates Foto: Editpress/Julien Garroy

Industrielandschaften erwandern

Doch Luxemburg, obwohl Monarchie, wird nicht nur vom Adel und dessen Schlösser charakterisiert. Das wohl nachhaltigste Kennzeichen unseres kleinen Landes ist dessen Schwerindustrie und der Bergbau. Dies erkannten auch die Kuratoren der Kulturrouten und zählten die „Europäische Route der Industriekultur“ zu den sehenswerten Pfaden im Herzen des Kontinents dazu. In Rümelingen heißt es: Schutzhelm auf und rein in die Grubenbahn. In 580 Metern Tiefe erklären ehemalige Bergleute, wie hier seit 1870 Eisenerz abgebaut wurde. In 12- bis 14-Stunden-Schichten mussten Steiger, Bergmänner, Schachtbauer und Schlepper schuften, um das begehrte Erz zu fördern. Zu den Arbeitsbedingungen im Erzbergbau erfährt der Besucher auch Interessantes im Cockerill-Museum von Esch/Alzette.

Wie das Erz weiterverarbeitet wurde, lernt der Besucher im Museum des Industrieparks Belval kennen. Vor mehr als hundert Jahren war Belval mit seinen sechs Hochöfen einer der modernsten Standorte in Europa. Das Minett-Gebiet war auch die Quelle der multikulturellen Gesellschaft des Großherzogtums. Über die industrielle Migration informiert das Dokumentationszentrum in Düdelingen, das dort auf dem früheren Zechengelände untergebracht ist. Und wer von all dieser Information einmal in der Natur verschnaufen möchte, kann dies auf einer Fahrt eines historischen Bergarbeiterzuges im Maschinenpark von Fond-de-Gras tun.

Indian Summer an der Mosel: Wie abwechslungsreich die Landschaft an der Luxemburger Mosel ist, zeigt die Route „Iter vitis“, die auch durch Luxemburg führt
Indian Summer an der Mosel: Wie abwechslungsreich die Landschaft an der Luxemburger Mosel ist, zeigt die Route „Iter vitis“, die auch durch Luxemburg führt Foto: Herbert Becker

Erholen beim Wein

„Vakanz genéissen – Musel genéissen“: Mit diesem Slogan wirbt die Moselregion um Besucher. Auch diese Kulturpfade sind Bestandteil der europäischen Kulturroute „Iter vitis: Die Wege der Weinberge“. Luxemburg ist hier europäischer Partner neben den Weinklassikern Frankreich, Italien, Portugal und Spanien. Zu den Teilnehmern an „Iter vitis“ gehören ebenfalls die osteuropäischen Länder wie Bulgarien, Griechenland, Rumänien und Ungarn. Auch Armenien, Aserbaidschan und Georgien sind mit hervorragenden Weinen mit von der Partie.

Die Wanderwege in Luxemburg, die es zu entdecken gilt, liegen vor allem im Moseltal. Auf einem Naturlehrpfad rings um die Anbaugebiete am Palmberg lernen die Besucher die Weingeschichte und den Anbau an den Muschelkalkfelsen der Region kennen. Bei Verköstigungen können sie sich von der Qualität der Traubengenüsse überzeugen oder in einer der zahlreichen Ferienunterkünfte den Abend bei einem schönen Glas Moselwein ausklingen lassen.

Seit Bestehen des Projekts „Europäische Kulturrouten“ hat sich deren Zahl auf 45 erhöht. Sieben von ihnen führen durchs Großherzogtum, neben den genannten auch die Route der Thermalbäder, der Festungen und befestigten Städte, die Route der Befreiung (nach dem Zweiten Weltkrieg) sowie die Route der jüdischen Geschichte unseres Landes.