Hippocampus ist der lateinische Name für die Gattung der Seepferdchen. Er stammt aus der griechischen Mythologie und ist der Name eines Fabelwesens, das halb Pferd und halb Fisch sein soll. Die Götter, so sagt die Geschichte, hätten die Wesen als Zug- oder Reittiere genutzt. So soll der griechische Meeresgott Poseidon in einer Kutsche, bestehend aus der Schale einer riesigen Muschel, gefahren sein, die von diesen Fabelwesen gezogen wurde. Mit den echten Seepferdchen von heute sind diese Kutsche ziehenden Tiere nicht zu verwechseln, und doch tragen die in den Meeren lebenden Fische diesen alten lateinischen Namen.
Übrigens: Ein Teil unseres menschlichen Gehirns, das für die Übertragung von Informationen vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis zuständig ist, wird ebenfalls Hippocampus genannt, weil seine Form einem Seepferdchen ähnelt.
Seepferdchen – ganz besondere Tiere
Seepferdchen gehören zu den Fischen, auch wenn sie überhaupt nicht so aussehen. Ihre aufrechte Haltung, deren Kopf wirklich an die Form eines Pferdes erinnert und die harte Körperhülle lassen uns nicht an Fische erinnern. Und doch: Die Tiere besitzen kleine Rücken- und Brustflossen. Damit können sie sich langsam fortbewegen, die kleinen Brustflossen dienen als Steuerruder. Auch ihre Schwanzflosse sieht nicht aus wie die anderer Fische, sondern ist in einen eckigen Wickel- oder Greifschwanz verwandelt. Mit diesem können sie sich an Pflanzen oder Korallen gut festhalten. Übrigens haben Wissenschaftler dieses eckige Schwanzende für die Konstruktion von Robotern untersucht und festgestellt, dass eine eckige Form besser greifen kann als eine runde. Dafür wurde der eckige Seepferdchenschwanz in seiner Form nachgebaut und mit einer runden Form verglichen. Die Wissenschaftler empfehlen, Roboterarme künftig nach dem Vorbild eines Seepferdchenschwanzes zu konstruieren.
Welche Arten gibt es?
Seepferdchen können sehr unterschiedliche Größen erreichen. Mit etwa eineinhalb Zentimetern Länge (oder sollte man Höhe sagen?) gehört das Tasmanische Seepferdchen zu den Kleinsten seiner Gattung. Ebenfalls nahezu winzig sind die etwa zwei Zentimeter lang werdenden Zwergseepferdchen. Sie leben in den Korallenriffen des westlichen Pazifik von den Philippinen, Indonesien über Neuguinea, im Great Barrier Reef bis nach Neu-Kaledonien. In den Meeren Europas findet man das Kurzschnäuzige und das Langschnäuzige Seepferdchen. Dabei werden die Ersten bis zu 13 Zentimeter und die Zweiten bis zu 18 Zentimeter lang. Übrigens ist ihr Name Programm: Das Langschnäuzige Seepferdchen hat tatsächlich ein viel längeres Schnäuzchen, das schon fast an eine Trompete erinnert. Das Dickbauchseepferdchen ist übrigens eines der längsten Seepferdchen und hat tatsächlich, wie der Name schon sagt, einen dicken Bauch. Es kann bis zu 25 Zentimeter Länge erreichen und lebt fern von uns in Gewässern südöstlich Australiens und Neuseelands. Allgemein lässt sich sagen, dass Seepferdchen sich in flachen und ruhigen Gewässern wohlfühlen.
Wovon ernähren sich die Tiere?
Seepferdchen ernähren sich von kleinsten Organismen im Wasser, dem sogenannten Plankton. Außerdem stehen Garnelen, Krebse und Wasserflöhe auf ihrem Speiseplan. Seepferdchen haben übrigens keine Zähne, ihre Nahrung rutscht direkt in ihren Verdauungsapparat.
Ein Leben lang treu?
Seepferdchen wird nachgesagt, dass sie ein Leben lang treu sind. Das „Sea Life“ in Oberhausen, wo man die Tiere gut beobachten kann, hat dagegen festgestellt, dass die Tiere gar nicht so ganz treu sind. Allerdings leben die Seepferdchen hier viel enger beieinander als in der freien Natur, sodass es durchaus möglich ist, dass in der natürlichen Umgebung die Treue gewahrt wird. Eins ist jedoch sicher: Bei den Seepferdchen tragen nicht die Weibchen, sondern die Männchen den Nachwuchs aus. Dafür sind männliche Seepferdchen mit einer Bauchtasche ausgestattet, ähnlich einem Kängurubeutel. Während der Balz schwimmen die Tiere zunächst mit ineinander gehakten Schwänzen nebeneinander, dann beginnt ein stundenlanger Tanz. Sind die Eier des Weibchens voll ausgereift, drehen sich die Tiere so zueinander, dass das Weibchen ihre Eier in die Bauchtasche pumpen kann. Dort werden die Eier von den Männchen direkt befruchtet. Das Männchen trägt nun die befruchteten Eier in sich und versorgt die Embryonen mit Nährstoffen und Sauerstoff. Während der Geburt zieht sich das männliche Seepferdchen meist in Seegras zurück. Die Jungtiere sind dann, wie bei den Fischen, fortan auf sich allein gestellt.
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