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KlangweltenPost Malone: Offenherziger Popstar

Klangwelten / Post Malone: Offenherziger Popstar
Post Malone Foto: Brandon Bowen

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Wer weiß eigentlich, wie Post Malone, der im Gesicht zutätowierte Popmusiker aus den USA, der mit Jimmy Fallon vor der Kamera mit Hingabe Schabernack treibt, mit bürgerlichem Namen heißt? Austin Richard Post heißt er und wurde am 4. Juli 1995 in Syracuse, New York, geboren. Damit ist Post Malone erst 26 Jahre halt, hat aber bereits vier Alben veröffentlicht und – wenn man Wikipedia Glauben schenken mag – mindestens 30 Awards überreicht bekommen. Sehr respektabel.

Das Videospiel „Guitar Hero“ animierte ihn angeblich dazu, als Jugendlicher zur Gitarre zu greifen. Er wollte sich dann als Teenie einer Metalcore-Band anschließen. Die lehnte ihn aber ab, sodass er, der einen eklektischen Geschmack entwickelt hatte, eigene Musik machte. 2015 erschien sein erster Song „White Iverson“, der bis heute allein in den USA achtmal mit Platin ausgezeichnet wurde. Der Rest ist Geschichte. Es kamen zahlreiche Songs hinzu. Heute ist Post Malone ein Star, allerdings einer der sympathischen Sorte.

Sein Äußeres lässt tatsächlich eher auf Metalcore schließen, denn auf Pop. Auf seinen Promofotos blickt er passenderweise meist streng in die Linsen. Dem gegenüber stehen beispielsweise seine Auftritte in Fallons Late-Night-Show, in denen er sich bei Teenie-Spielchen vergiggelt. Seine aktuelle Musik ist wiederum ernst. Auf seinem vierten Album „Twelve Carat Toothache“ gibt er sich offenherzig und verletzlich. Schon die ersten beiden Textzeilen haben es in sich: „Take my own life just to save yours / Drink it all down just to throw it up“. Im weiteren Verlauf von „Reputation“ heißt es: „I know I fucked up before, but I won’t do it again / And I got a lot of things that I wish I would’ve said / And I’m the same damn fool, and I’m wearin› that hat again / I know I fucked up and I can’t make it right“. Malone liefert keineswegs lapidares Chartpop-Einerlei ab. Die Songs auf „Twelve Carat Toothache“ sind größtenteils melancholischer Natur. Laut eigener Aussage handle es nämlich von den „Aufs und Abs, vom Durcheinander und vom bipolaren Aspekt des Künstlerdaseins im Mainstream“. Wie zu erwarten war, setzt er auch auf den Auto-tune-Effekt. Er ist allerdings einer der wenigen Mainstream-Künstler, bei denen dieser erfreulicherweise nicht nervt.

Post Malone – „Twelve Carat Toothache“
Post Malone – „Twelve Carat Toothache“

Malone hat für dieses Album mit The Kid LAROI, einem australischen Rapper und Musiker, eine großartige Synthiepop/R’n’B-Ballade namens „Wasting Angels“ aufgenommen. Und im Verbund mit dem US-Rapper Gunna liebäugelt er mit dem Phänomen K-Pop („I Cannot Be (A Sadder Song)“). Die ungewöhnlichste Kooperation von Malone, der vor zwei Jahren auf dem Ozzy Osbourne-Album „Ordinary Man“ überraschte, ist sicherlich der Ohrwurm „Love/Hate Letter To Alcohol“, der mit Robin Pecknold, dem Kopf der Indiefolker Fleet Foxes, entstanden ist. Ja, er schert sich wenig um Genregrenzen; ihm scheint auch Engstirnigkeit fremd zu sein. Das macht diesen illustren Künstler umso sympathischer.

Anspieltipps: „Reputation“, „Love/Hate Letter To Alcohol“, „Wasting Angels“

Punkte: 7 von 10 Punkte

(Kai Florian Becker)