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EditorialLittering in Luxemburg: Die große Sauerei mit dem Müll

Editorial / Littering in Luxemburg: Die große Sauerei mit dem Müll
 Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Die Zahlen geben zu denken: 1,6 kg wilder Müll werden in Luxemburg jährlich pro Einwohner im öffentlichen Raum zurückgelassen. Das macht ein Gesamtvolumen von 1.001 Tonnen illegal entsorgtem Abfall pro Jahr. Unter dem Titel „1.001 Tonnen“ läuft momentan eine Fotoausstellung im Rahmen von Esch2022 über das sogenannte Littering. Die Künstlerin Jessica Theis gab im Gespräch mit dem Tageblatt zu, dass das, was sie in den letzten beiden Jahren fotografierte, ihr zeitweise ein wenig den Glauben an die Menschheit nahm.

Theis möchte, dass sich etwas ändert und verband so die Kunst mit der Sensibilisierung für ein Problem, das alles, aber nicht klein ist. Da ist der finanzielle Aspekt, gibt der Staat pro Jahr doch 1,2 Millionen Euro zur Entsorgung von wildem Müll aus. Und da ist die Umweltbelastung, vor allem wenn der Wald betroffen ist. Was oft der Fall ist. Je versteckter ein Ort liegt, desto besser eignet er sich zur illegalen Müllentsorgung. Zudem gilt hier das Prinzip: „Een Af mécht der honnert.“ Sobald irgendwo ein Haufen Abfall steht, denken andere, sie könnten ihren dazustellen.

Das kann in Zukunft mit einem Bußgeld von bis zu 10.000 Euro bestraft werden. Was schon mal eine gute Sache ist. Genauso wichtig war 2021 die Erhöhung der Mindeststrafe für das Littering von 49 auf 145 Euro. Sie soll dem Sünder deutlich machen, dass es kein Kavaliersdelikt ist, seine Getränkedose oder Zigarettenstumpen auf dem Bürgersteig zu hinterlassen, sondern eine Sauerei. Die Littering-Studie des Umweltamts aus dem Jahr 2015 ergab, dass 50 Prozent des wilden Mülls in weniger als fünf Metern Entfernung zu einem Mülleimer abgelegt werden, 10 Prozent in weniger als einem Meter Abstand.

Es ist die Unzivilisiertheit der Menschen, die Hauptursache des Problems ist. Eine Kippe mal eben aus dem Auto geschmissen, denn dann bleibt der Wagen sauber. Den Rest des Hausmülls neben einen öffentlichen Mülleimer gestellt, dann spart man unter Umständen eine kostenpflichtige Müllabholung durch die Gemeinde. Und Bellos Hinterlassenschaften liegen zu lassen ist auch einfacher, als sich mit zugehaltener Nase zu bücken und sie aufzuheben.

Für das Littering sorgen im Übrigen alle Gesellschaftsschichten. Und alle Gemeinden haben das gleiche Problem. Das hat Jessica Theis in ihren Gesprächen herausgefunden. Auf eine bestimmte Gruppe oder Region kann das Problem demnach nicht reduziert werden.

Was tun? Zunächst einmal aufklären und dann sanktionieren, das übliche Schema. Dass das Gesetz der vor über einem Jahr der Öffentlichkeit vorgestellten Kompetenzerweiterung der sogenannten „Pecherten“ noch immer nicht durchs Parlament ist, hilft dabei wenig. Das Bestrafen von Littering würde in das neue Aufgabengebiet fallen. Natürlich wäre es auch schön, wenn die Politik in Sachen Abfallvermeidung die Produzenten in die Verantwortung nehmen würde. Weniger Verpackungen bedeuten weniger Müll. Noch schöner aber wäre es, wenn sich alle Menschen auf ihre gute Kinderstube zurückbesinnen und außerdem noch über das eigene Konsumverhalten reflektieren. Der Glaube an die Menschheit stirbt jedenfalls zuletzt, oder nicht?

jo
2. Juli 2022 - 11.26

und längs der Schweizer Straßen? alles sauber!
weshalb? dort gibt es saftige Strafen und der Hintermann(frau) wird Sie sofort melden.

Bux /
1. Juli 2022 - 8.04

@ GeTee
Es ist leider Teil des hiesigen Geschäftsmodels, dass der Kunde für in Luxemburg gekaufte Getränke keinen Pfand zu hinterlegen braucht und er diese dann irgendwo auf der Strasse entsorgt. Wären es Pfandbehälter, würden diese von Menschen eingesammelt werden, die das Geld brauchen.

GeTee
30. Juni 2022 - 17.25

@ Bux
Fahren Sie doch mal über deutsche Landstraßen, Sie werden sehr schnell merken daß ein Pfandsystem rein gar nichts bringt !!!!

Heini
30. Juni 2022 - 9.47

Ein grünes Thema und Problem.

Bux /
30. Juni 2022 - 8.44

Gut erkennbar auf dem Foto, 50 % des Mülls sind Getränke Behälter. Ein Pfandsystem von 50 cent / Behälter (egal ob Plastik, Blech oder Glas) würde also schon 50 % weniger Müll bedeuten. Warum zögert die Politik, welche Lobby verhindert das? Hier sollte das Tageblatt mal ansetzten.