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PandemieVierte Corona-Impfdosis in Luxemburg: Wer darf?

Pandemie / Vierte Corona-Impfdosis in Luxemburg: Wer darf?
Wer darf die vierte Impfung bekommen – und wird die Impfempfehlung der „Santé“ noch angepasst? Foto: Editpress/Anouk Flesch

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Gefährdete Personen und über 80-Jährige können sich zum vierten Mal gegen Covid-19 impfen lassen – anderen bleibt die Zusatz-Spritze derzeit verwehrt. Das stellt das Gesundheitsministerium auf Tageblatt-Anfrage klar. Ist das die richtige Politik vor einem möglichen weiteren Corona-Herbst? Wir haben den Virologen Claude P. Muller um eine Einschätzung der derzeitigen Regierungspolitik gebeten.

Die vierte Corona-Impfung bleibt derzeit nur einigen wenigen in Luxemburg vorbehalten: „Nein, Luxemburg sieht derzeit keine freiwillige vierte Impfung vor“, antwortet das Gesundheitsministerium auf die Tageblatt-Frage, ob auch Menschen ohne Risikofaktoren sich eine vierte Corona-Impfung abholen können. Dies sei derzeit lediglich Personen, die ihr 80. Lebensjahr bereits erreicht haben oder besonders gefährdeten Personen vorbehalten. „Immungeschwächte Personen sowie Dialysepatienten ab 18 Jahren können ebenfalls eine vierte Impfdosis erhalten.“

Professor Claude P. Muller vom Luxembourg Institute of Health
Professor Claude P. Muller vom Luxembourg Institute of Health Archivfoto: Editpress/Alain Rischard

Das heißt: Für alle anderen, die ihren Impfschutz erneut auffrischen wollen, bleibt die vierte Spritze zunächst verwehrt. Ergibt diese Entscheidung aus epidemiologischer Sicht einen Sinn? „Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird die Regierung eine Empfehlung für die vierte Impfdosis aussprechen“, meint Virologe Claude P. Muller vom Luxembourg Institute of Health. „Insbesondere für die Personen, die ihre dritte Dosis bereits etwas früher erhalten haben, wird die Empfehlung spätestens im Herbst angepasst.“ Die WHO empfehle ihrerseits eine vierte Dosis in einem Zeitraum von vier bis sechs Monaten nach der dritten Impfung. Besonders im Vorfeld der zu erwartenden Welle im Herbst wäre eine weitere Impfung angemessen, meint Muller – da der Abstand zur letzten Impfung bei vielen doch größer sei. Die WHO spreche von einem Intervall von nicht weniger als vier bis sechs Monaten, nach der dritten Impfung.

Entscheidung der Hausärzte

Claude P. Muller wirft die Frage auf, wie die vierte Impfdosis tatsächlich gehandhabt wird. „Wenn der Hausarzt meint, dass sein Patient einem erhöhten Risiko ausgesetzt ist oder ein geschwächtes Immunsystem aufweist, sollte er eine weitere Dosis verabreichen können“, sagt er. Der Hausarzt kenne den individuellen Patienten und könne das entsprechend einschätzen. Diese Möglichkeit lässt die Empfehlung der „Santé“ auch zu.

Personen, die bislang nur mit AstraZeneca geimpft wurden, verlieren ihren Impfschutz schneller. Wie eine weitere AstraZeneca-Impfung also wirken würde, sei derzeit auch nicht erforscht. „Die Studien zur vierten Impfung wurden in Israel durchgeführt, wo ausschließlich mit RNA-Impfstoffen geimpft wurde“, sagt Muller. „Aus immunologischer Sicht ergibt eine Mischimpfung durchaus Sinn.“ Zahlreiche Studien würden deren Effektivität mittlerweile belegen.

Angepasste Impfstoffe

Grundsätzlich ergebe die derzeitige Empfehlung Sinn, da der Schutz bei älteren Personen und den besonders gefährdeten Menschen oft von kurzer Dauer ist. „Damit soll der schwindenden Immunität entgegengewirkt werden“, sagt Claude Muller. Das sei besonders dann wichtig, wenn sich eine Impfstoff-resistentere Variante durchsetze. Zudem müsse die Impfstrategie neu bewertet werden, wenn an Varianten angepasste Impfstoffe auf den Markt kommen. „Welche Corona-Variante ist zu dem Zeitpunkt dominant, welche Impfung wirkt am besten?“, gibt Muller zu bedenken. „Das ist eine komplett neue Situation.“

Derzeit aber bestünde keine Not, da die Anzahl an Infektionen relativ niedrig sei – auch wenn diese wieder leicht ansteigen. „Die Inzidenz ist aber nicht ausschlaggebende“, sagt Muller. „Es ist die Bettenbelegung in den Krankenhäusern und insbesondere die Anzahl an Patienten auf der Intensivstation, die entscheidend ist.“

Die Krankenhäuser scheinen vorerst das Gröbste überstanden zu haben, auch weil sich Covid-19 immer mehr zu einer „normalen“ endemischen Krankheit entwickele. Ob auch dann weitere Impfempfehlungen notwendig seien? „Natürlich“, sagt der Experte. „Die Regierung gibt ja auch zu anderen Infektionskrankheiten eine Impfempfehlung raus.“ So sei jeder als Kleinkind bereits nach einem empfohlenen Schema geimpft worden. „Diese Impfschemata werden ja meist von internationalen Organisationen etabliert und von den Nationalstaaten an die lokale epidemiologische Notwendigkeit angepasst.“ Nicht anders werde es demnach bei der Corona-Impfung kommen.

Conti
24. Juni 2022 - 14.27

Schluss Ech hun 3x jo gesoot fir impfen
Lo ass et Schluss.

pol
24. Juni 2022 - 9.56

Mir gefällt, wéi de Ministère daat sachlech ugeet an awer den Dokteren (di nu wiirklech hir Patienten am beschte kennen) eng gewesse Flexibilitéit léisst!
Eng enk Beroodung tescht der Wessenschaft an der Politik ass jo wuel di eenzeg richteg Approche bei desem schwierigen Thema!

Romain C.
24. Juni 2022 - 9.10

Wer will noch Mal, wer hat noch nicht? Beeilt euch denn die Haltbarkeit der Stoffe ist begrenzt!