„Soundwalks“ nennen sich die Spaziergänge, die es momentan im Rahmen von Esch2022 zu entdecken gibt. Der Norweger Trond Maag und Andres Bosshard aus der Schweiz sind die Urheber des Projekts. Der eine ist Klangurbanist, der andere Klangarchitekt. Um das Projekt zu verstehen, muss man nicht wissen, was diese Berufsbezeichnungen genau bedeuten. Im Wesentlichen geht es darum, zu erkunden, wie Architektur das Klangempfinden beeinflussen kann. Dafür muss man die Geräuschkulisse bewusst wahrnehmen, sich auf das Hören konzentrieren. Wenn man dann auch noch über das Empfinden redet, bekommen Klänge eine ganz andere Bedeutung.
So die Theorie, in der Praxis sieht das dann so aus: Maag und Bosshard stehen an der Bushaltestelle „Porte des Sciences“ in Belval und demonstrieren, was dieser Ort für das Hören bedeutet. Fährt ein Bus vorbei, versteht man sein eigenes Wort kaum noch. Durch die Beschaffenheit der Fassaden der anliegenden Gebäude und die Gestaltung des Platzes wird die Geräuschkulisse des Busses so verstärkt, dass eine normale Unterhaltung kaum noch möglich ist. Auch der Rest des „Soundwalks“ hat es in sich. Denn spaziert man konzentriert hörend über den Belval, kann man nur zum Schluss kommen, dass dies kein guter Ort für Menschen ist. Kraftfahrzeuge und Baustellen sorgen für störenden Lärm.
Dabei hat sich der Mensch an die tägliche Geräuschkulisse gewöhnt. Unangenehme Klänge unterdrückt er bis zu einem gewissen Punkt. Und trotzdem reagiert der Organismus auf Lärm, indem er in den Alarmmodus schaltet: Stresshormone werden ausgeschüttet, Puls und Blutdruck sind erhöht. Ist der Lärm dauerhaft, bleibt der Körper im Alarmmodus, was zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann. Als besonders gefährlich gilt laut Experten der nächtliche Lärm, weil der Körper dann im Stressmodus bleibt und sich im Schlaf nicht richtig erholen kann. In Gegenden mit hoher Lärmbelastung gibt es deutlich mehr Herz-Kreislauf- und psychische Erkrankungen.
Lärm kann also krank machen. Der Krachmacher Nummer eins ist der Straßenverkehr. Er verursacht im Durchschnitt ca. 60 Dezibel (dB), wobei normalerweise der Bereich bis 50 dB als angenehm eingestuft werden kann. Laut EU-Kommission sind 65 Prozent der Stadtbevölkerung dauerhaft bedenklich hoher und dementsprechend unangenehmer Lärmbelastung ausgesetzt. Die Verkehrsberuhigung muss also das Ziel sein, vor allem innerorts. Wobei gilt: je langsamer, desto weniger Lärm. Ganz abgesehen davon könnten auch regelmäßige Auspuffkontrollen oder innerstädtische Verbote für gewisse Fahrzeuge helfen.
Der Aktionsplan der Umweltverwaltung gegen die Lärmbelastung hat Luxemburg kartografiert. Auf den Karten wird deutlich, wo die „Hotspots“ sind: Am Beispiel Esch sind das die Cité Raemerich, der Prinzenring und die nahe der Autobahn gelegenen Straßen in Lallingen. Landesweit ist die Lärmbelastung durch den Verkehr lediglich im Zentrum von Ettelbrück, Bettemburg und Diekirch größer. Die Karten bieten den Gemeinden die Grundlage, etwas zu verändern. Bedauerlich ist, dass Geschwindigkeitsbegrenzungen im Aktionsplan kaum thematisiert werden. Immerhin aber muss der Plan alle fünf Jahre überprüft werden. Dann sieht man auch, ob die eine oder andere Gemeinde ihre Hausaufgaben gemacht hat. Schließlich sollen „Soundwalks“ keine Lärmspaziergänge sein. Und wir erinnern uns noch alle an die friedliche Ruhe während des ersten Lockdowns.
Das Thema Lärmbelästigung wird weltweit komplett falsch angegangen. Erstens gibt es Leute, die sogar neben einem Presslufthammer schlafen können und es gibt Leute, die von einer Fliege über dem Bett genervt sind. Zweitens sind die Neubauten gegen die sogenannten "bruits d'impact" (Körperschall) überhaupt nicht isoliert. Alle Techniker mit denen ich bisher gesprochen habe, haben mir versichert dass nur Masse gegen sowas hilft und wer die Neubauten von heute sieht, weiss dass die Mauern immer dünner werden. Wenn ein Land seine Leute in Etagenwohnungen zwingt, dann sollte er auch für Qualität sorgen, Mindeststandards. In meiner ersten Etagenwohnung haben die sogar Fliesen für den Innenbereich auf dem Balkon verlegt, natürlich kaputt nach 4 Jahren. Ausserdem sollte man als "CO-Propriétaire" die Namen seiner Nachbarn herausfinden können. Es kann nicht sein dass man auf der Gemeinde und auf dem Ministerium gesagt kriegt, das wäre Protection des données. Als MITEIGENTUEMER.
Der herrliche Klang meines V8 übertönt den nervigen Sound meines Tinnitus der mich sonst in den noch größeren Wahnsinn treiben würde.
@ Albert
"Umschaltbare Auspuffanlagen. Beim Beschleunigen wahnsinniger Krawall und beim Entschleunigen (Gas wegnehmen) unzumutbares Knallen. Wann unternimmt der „Luusspätter“ sprich grüner Transportminister etwas dagegen?"
Der Lusspätter unternimmt gar nichts, die Gesetze bestehen seit langem, die Polizei ist zuständig und die lässt auch jeden Tag 100.000 Autos auf der linken Seite parken.
Der größte Teil des Radaus in Lallingen in der 30km/h Zone wird von im niedrigen Gang langsam fahrenden LKW's und Bussen verursacht. Dabei ist die Ampelanlage am Friedhof so geschaltet, dass jeder stehenbleiben und wieder anfahren muss. Das macht so richtig Krach! Was die Presslufthammer-artigen Harleys anbelangt, tja warum verbietet der Transportminister die nicht? Sie verbrauchen Benzin, produzieren CO2 und machen Krach, nur um andere zu nerven.
@Albert,
richtig.Das Problem ist Welt umfassend.Die Dinger sind nicht nur chronisch zu schnell unterwegs sondern müssen auch noch den "richtigen" Sound haben,zum Nachteil aller anderen. Klar,wenn man einen Helm trägt hört man den "Sound" nicht so gut.Also aufgedreht und los. Der ultimative Kick.
Umschaltbare Auspuffanlagen. Beim Beschleunigen wahnsinniger Krawall und beim Entschleunigen (Gas wegnehmen) unzumutbares Knallen. Wann unternimmt der "Luusspätter" sprich grüner Transportminister etwas dagegen?
"Lärm kann also krank machen. Der Krachmacher Nummer eins ist der Straßenverkehr."
Nicht nur, fragen Sie mal Leute die in heutigen, sogar neuen, Wohnsilos leben!