Als der Rocksänger Lindenberg gemeinsam mit dem damals zehnjährigen Pascal Kravetz den Friedenssong auf die Bühnen der Bundesrepublik – und später sogar in der DDR – brachte, kämpfte die Friedensbewegung gegen die massive Aufrüstung, die seitens der USA und der damaligen Sowjetunion betrieben wurde. Im Westen Deutschlands wurden Pershing-II-Raketen, im Osten russische SS-20 stationiert. Das waren Waffensysteme, die Atomsprengköpfe tragen konnten. Somit erhöhte sich die Gefahr eines nuklearen Krieges in Europa.
Mit der Umgestaltung der UdSSR und dem folgenden Auflösen des kommunistischen Weltsystems schien sich die Lage zu entspannen und ein Krieg zwischen Ost und West unwahrscheinlich zu werden. Probleme zwischen den Staaten glaubte man friedlich lösen zu können, darüber sollte die Organisation der Vereinten Nationen (UNO, ONU) wachen. Doch was ist eigentlich Krieg?
Was ist Krieg?
Wenn sich zwei heftig streiten, sagt man: „Die haben Krieg miteinander!“ Doch das ist eigentlich nicht wahr. Krieg ist eine Auseinandersetzung mit Waffengewalt zwischen zwei Staaten, zwei Herrschersystemen. Er kann beispielsweise entstehen, wenn ein Staat der Meinung ist, das politische Leben in einem anderen sei nicht zu akzeptieren. Oder Menschen einer bestimmten Gruppe müssten geschützt werden. Oder ein Gebiet des anderen Staates ist wirtschaftlich so interessant, dass es erobert werden sollte. Aus diesen Gründen sind in der Vergangenheit Kriege, auch die beiden Weltkriege, entstanden.
Manchmal brechen solche bewaffneten Auseinandersetzungen auch innerhalb eines Staates aus. In diesem Fall spricht man von einem Bürgerkrieg. Dieser entsteht, wenn zum Beispiel verschiedene Volksgruppen (Ethnien) ihre Interessen gegenüber anderen durchsetzen wollen. In Europa gab es dies zuletzt bei der Auflösung des Vielvölkerstaates Jugoslawien. Gegenwärtig beobachten wir solche Bürgerkriege im Kongo, in Äthiopien oder in Jemen. Wir sehen, auch wenn es bei uns in Europa zurzeit friedlich erscheint, sind in anderen Teilen der Erde durchaus Kriege möglich und aktiv.
Der Krieg in der Ukraine
Aktuell jedoch wenden sich unsere Blicke besonders in den Osten unseres Kontinents. Seit dem 24. Februar hat dort das russische Militär die Grenze zur benachbarten Ukraine überschritten und dort einen Krieg begonnen. Russland, und insbesondere sein Präsident Wladimir Putin, hat mit diesem Angriff eine grundlegende Regel gebrochen, die die Völker nach dem zweiten Weltkrieg in den Vereinten Nationen vereinbart hatten: Auch wenn die Streitigkeiten noch so groß sind, darf kein Land ein anderes mit Waffengewalt angreifen.
Seit mehr als zwei Monaten richten nun russische Raketen, Panzer und Bomben nicht nur großen Schaden an, sondern töten auch viele Menschen.
Dabei verbindet eine lange gemeinsame Geschichte Russland und die Ukraine: In Kiew lag einst die Wiege Russlands. Vor mehr als tausend Jahren schlugen slawische Völker gemeinsam das osmanische und byzantinische Reich und gründeten die Kiewer Rus, den ersten slawischen Staat auf russischem und ukrainischem Territorium. In vielen Kämpfen in der Geschichte standen Russen und Ukrainer gemeinsam beieinander. Dass das heute nicht gelten soll, können viele Menschen in beiden Ländern kaum glauben.
Reichtum und politische Orientierung
Wie in vielen Kriegen geht es auch bei dem in der Ukraine um Reichtum und politischer Macht. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 und der Gründung eigenständiger Staaten hat sich die Ukraine nach Westen – zur EU und den USA – orientiert. Russland wurde vom Verbündeten zum Konkurrenten und auch politischen Gegner.
Im jetzigen Kampf geht es vor allem um die Reichtümer im Osten der Ukraine. Hier im Donbass liegen große Kohle- und Erzvorkommen sowie weitere seltene Bodenschätze, die die Industrie auf der ganzen Welt benötigt. Russland will diese Schätze einerseits besitzen, andererseits verhindern, dass sie dem Westen (Europa und Amerika) in die Hände fallen.
Der Westen wiederum möchte die Ukraine an seiner Seite haben, um Russland als Konkurrenten zu schwächen.
Leidtragende sind dabei immer die Menschen, die in dem vom Krieg heimgesuchten Land wohnen. Sie verlieren ihre Wohnungen, ihr Hab und Gut und ihre Leben. Auch viele Kinder sind betroffen.
Um ihnen zu helfen, können wir zum Beispiel Solidarität mit den Flüchtenden erweisen.
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