Der Übergang von der Elementar- zur Sekundarstufe ist für die Schüler ein wichtiger Schritt auf dem Weg ins Berufsleben. In den meisten Fällen geht dies jedoch leise vor sich. Lehrer und Elternhaus sind sich über den Entwicklungsweg der Jugendlichen einig, die Wahl der Sekundarstufe folgt den in der Grundschule erworbenen Kenntnissen und Fähigkeiten. Sollte einmal keine sofortige Einigkeit erzielt werden, hilft die Orientierungskommission an der Schule, eine Lösung zu finden. In selteneren Fällen kann auch hier keine Einigung erzielt werden. Dann ist guter Rat gefragt. Hilfe in solch schwierigen Fällen bietet die Luxemburger „Maison de l’orientation“.
Viel Wissen unter einem Dach
Im früheren Gebäude des Bildungsministeriums in der rue Aldringen findet sich geballtes Potenzial: In der „Maison de l’orientation“ sind Fachberater aus rund zehn Dienststellen im Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbereich, unter anderem der Schulpsychologie (CePAS), der Arbeitsagentur ADEM und der Agentur für neu zugezogene Schüler Secam, sowie auch Vertreter der Hochschul- und Studienberatung anzutreffen. In den vergangenen zwei Jahren der Covid-Pandemie musste zumeist telefonisch beraten werden. Aktuell können sich die Eltern mit den Experten auch zu direkten, vertrauensvollen Gesprächen vor Ort verabreden.
Wir beobachten oft, dass die Schüler an den hohen Anforderungen der Eltern scheitern und erfahren auch, dass sie in einer anderen Form der Sekundarstufe – in der modularen Ausbildung oder auch in der berufsorientierten – glücklicher werden als auf dem gymnasialen Zweig
Parallel zu den persönlichen Konsultationen bietet die „Maison de l’orientation“ auf ihrer Internet-Plattform Antworten zu wichtigen Fragen der Eltern und Schüler an: Welche privaten und öffentlichen Ausbildungsmöglichkeiten gibt es in Luxemburg? Welche Schullaufbahn passt zu mir? Welche sind die wichtigsten Orientierungsmomente?
„Es geht uns in erster Linie um das Wohl des Kindes“, betont Max Conzemius, einer der kompetenten Berater der „Maison de l’orientation“. „Wir beraten Eltern und ihre Kinder und helfen ihnen bei der Suche nach dem optimalen Bildungsweg.“ Manchmal, so Conzemius, ergibt es auch Sinn, „eine Stufe nach unten“ zu schalten: Es kann nicht jede/r Anwalt oder Bankier werden. „Wir beobachten oft, dass die Schüler an den hohen Anforderungen der Eltern scheitern und erfahren auch, dass sie in einer anderen Form der Sekundarstufe – in der modularen Ausbildung oder auch in der berufsorientierten – glücklicher werden als auf dem gymnasialen Zweig“, erklärt der frühere Lehrer. Schüler, deren Leistungen am Lyzeum deutlich unter dem Durchschnitt liegen, gehören in anderen Schulen der Sekundarstufe auf einmal zu den Klassenbesten. Und zu jeder Zeit sei der Weg zu einer höheren Bildungsstufe offen. So könne auch über das Erlangen eines Meisterbriefes noch die Hochschulreife erreicht und ein weiterführendes Studium angeschlossen werden, betont Conzemius.
„Unser erstes Ziel ist es, Eltern und Schüler nach den Interessen und Kompetenzen zu beraten“, betont auch der Direktor der Koordinierungsstelle der „Maison de l’orientation“, Mike Engel. „Dabei geht es jedoch nicht darum, Ausbildungswege in Berufen aufzudrängen, an denen derzeit Fachkräftemängel herrscht. Denn die Interessen der Einzelnen richten sich nicht nach den Tendenzen des Arbeitsmarktes. In der Videoserie ‚ZOOM‘ stellen wir viele Berufsbilder vor, denn manchmal gründet sich Interessenmangel auch einfach in Informationsmangel.“
Luxemburg ist auch in der Bildung Zuzugsland
Ein weiteres Feld ist die Integration ausländischer Schüler/innen. Aktuell richten sich wohl alle Blicke nach Osteuropa. Der Krieg in der Ukraine bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die EU-Staaten, so auch auf Luxemburg. Unter anderem macht sich dies im Bildungssektor bemerkbar: Zugezogene ukrainische Kinder müssen ins Bildungswesen integriert werden. „Die Anfragestellen und Hilfeleistungen für die ukrainischen Ankömmlinge wurden gebündelt in der Schalterstelle in den Gebäuden 12 bis 14 in der avenue Emile Reuter bearbeitet. In der ‚Maison de l’orientation’ empfängt die Secam-Dienststelle nach wie vor die neu zugezogenen Schüler aus allen Ländern und bietet unter anderem die nötigen Tests an, um die neuen Schüler in das Schulsystem zu integrieren und für sie die entsprechende Klasse zu finden. Hier können zudem erwachsene Neuzugezogene in der Dienststelle für Erwachsenenbildung oder im Hochschulinformationsdienst beraten werden“, erklärt Mike Engel.
Unser erstes Ziel ist es, Eltern und Schüler nach den Interessen und Kompetenzen zu beraten
In erster Linie ist dabei die Sprachbarriere zu überwinden. „Deshalb schauen wir bei den Neuankömmlingen auch genau darauf, welche Englisch- oder Französisch-Kenntnisse bei den Schülern vielleicht schon vorhanden sind“, ergänzt Max Conzemius. Man habe auch schon erste Erfahrungen gesammelt, ukrainische Erwachsene, die aus pädagogischen Berufen kommen und entsprechende Sprachkenntnisse haben, als Begleitlehrer zu integrieren.
Maison de l’orientation
(neue Adresse seit dem 15. April 2021)
29, rue Aldringen
Luxemburg-Stadt
Tel.: (+352) 80 02 81 81
E-Mail: info@maison-orientation.public.lu
Facebook: maisondelorientationLuxembourg
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können