Es ist kein Zufall, dass wir Cédric Meyer in Hesperingen antreffen. Er hat sich kürzlich, gleich neben seinem Elternhaus auf dem „Holleschbierg“, ein „zweites Zuhause“ errichtet. „In den Wintermonaten bin ich eigentlich immer bei meinen Eltern. Die Arbeit in den Weingärten und Olivenhainen in der Toskana ruht und der Winter in der Toskana ist, entgegen der landläufigen Meinung, sehr kalt. Wir hatten schon Jahre mit Temperaturen von -25° C, da ist sogar der Arno zugefroren. Also habe ich mich entschlossen, ein Haus zu bauen, von Dezember bis April bin ich dann in Luxemburg.“
Cédrics Eltern, Fernand und Ineke, haben 1986 ein Anwesen in der Toskana gekauft, gedacht als Sommerresidenz. Der Vorbesitzer machte seinerzeit allerdings zur Bedingung, dass die zum Areal gehörenden Weinberge und Olivenhaine mitübernommen und bewirtschaftet werden. Sohn Cédric war von der Vorgabe begeistert, studierte Weinbau an der Weinbauschule Bad Kreuznach (D) und noch vier Semester Önologie an der Universität in Florenz. 2002 startete er dann mit der Produktion von Wein und Olivenöl. Sein vinophiles Portfolio, welches wir an dieser Stelle schon einmal im Detail vorgestellt haben, vertreibt er ausschließlich in Luxemburg, er hat sich dort über die Jahre eine treue Stammkundschaft zugelegt. Heute interessieren wir uns jedoch für das „flüssige Gold“ aus der Toskana: Olio di oliva. Worin liegt das Geheimnis eines guten Olivenöls?
„Da spielen zahlreiche Faktoren eine fundamentale Rolle“, erklärt der Fachmann. „Ähnlich wie beim Wein sind es zum einen die Sorte und das Terroir, gesundes Lesegut sowie die klimatischen Bedingungen. 2021 zum Beispiel war ein verlustreiches Jahr in der Toskana. Extreme Hitze schon zur Blütezeit hat zu Ernteeinbußen von fast 50 Prozent geführt. Dazu kommt, dass ohnehin nur 10 Prozent der Ernte für die Ölproduktion geeignet sind“, so Cédric Meyer in seinen Ausführungen.
Aufwändige Produktionsabläufe
Wir hinterfragen interessiert die Ernte- und Produktionsabläufe und auch den Aufwand für die Pflege der Olivenhaine. „In meinem Fall ist das Ganze nicht mehr als ein Hobby und keinesfalls als rentablen Wirtschaftszweig zu betrachten“, bemerkt Cédric Meyer.
„Ich bewirtschafte auch nur rund 600 Bäume und dennoch ist es sehr aufwändig. Das Arbeitspensum beginnt im Frühjahr mit dem Schneiden der Bäume, also dem Rückschnitt. Dann muss gedüngt werden und im September erfolgt das Freischneiden des inneren Zuwuchses. Geerntet wird bei uns in der Toskana von Mitte Oktober bis in den Dezember. Hier wenden wir verschiedene Methoden an, vom automatischen Rüttler über das Rütteln von Hand bis zur Ernte mit dem Rechen. Geerntet wird bei Tag, die Pressung erfolgt dann gleich in der Nacht. Das sorgfältig selektierte Lesegut kommt in der Mühle auf ein Förderband, wird entblättert, dann in einem Wasserbad gereinigt und anschließend gemahlen. In einer Zentrifuge wird das Öl von Wasser und Feststoffen separiert. Die Oliven werden hierbei kalt gepresst, also ohne Zufuhr von externer Hitze. Zur Erlangung der höchsten Qualitätsstufe ‚Extra vergine’ schreibt die EU-Verordnung einen maximalen Säuregehalt von 0,8 Prozent vor, das Qualitätslevel ‚Vergine’ liegt bei 2,0 Prozent. Die Klassifizierung erfolgt durch ein staatliches Labor. Die Haltbarkeit des Erzeugnisses liegt nach der Abfüllung bei zwei Jahren.“
Was zahlt der Kunde für ein hochwertiges Olivenöl, möchten wir wissen. „Ein gutes Olivenöl sollte eigentlich in keiner Küche fehlen. Marktbeherrschend sind allerdings die allseits bekannten Industrieprodukte. Ich vergleiche das immer gerne mit dem Autobesitzer. Da gönnt man sich ohne Umschweife ein Motorenöl für 15 bis 20 Euro pro Liter. Diesen Betrag sollte man auch für ein gutes Olivenöl ausgeben, um seine Speisen zu verfeinern.“ Wie und wo verkauft er seine Erzeugnisse, möchten wir zum Abschluss unseres Gesprächs noch erfahren. „Ich betreibe ausschließlich ‚Außer-Haus-Verkauf’, sowohl für meine Weine als auch für das Olivenöl. Die gesamte Produktion wird hier in Luxemburg verkauft und funktioniert in erster Linie über Vorbestellungen. Ansprechpartner während meiner Abwesenheit hier im Land sind meine Eltern.“
Il Borraccio di Cédric Meyer
San Gimignano (Italien)
Tel. +39-33 87 41 74 33
www.ilborraccio.com
Kontakt:
Fernand & Ineke Meyer
13, cité Holleschberg
L-5831 Hesperingen
Tel.: +352 36 96 07
meyer.ineke@gmail.com
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können