Freudige Überraschung: Oma mit den Springerstiefeln war wieder aufgetaucht. Frisch und erholt sah sie aus, in ihrer schwarzen Bluse, ihrem engen, knielangen Rock, ihrer Lederjacke, glänzenden Stiefeln und breitem Ledergürtel um die Taille, an dem ein Bowie-Messer, eine Dose Pfefferspray, ein paar Handschellen und eine Leuchtrakete herausragten, Utensilien zur Selbstverteidigung, wie sie zu sagen pflegte. „Hatte mich etwas zurückgezogen, war mir einfach zu gefährlich da draußen“, meinte sie. Ich fragte: „Covid?“ Und sie entgegnete: „Nein. Radfahrer! Also bin ich in den Untergrund, habe alte Platten gehört und meinen Pflanzen beim Wachsen zugeschaut. Frühjahrssonne und viel Feuchtigkeit, das wird eine gute Ernte werden, Junge“, sagte sie grinsend. Also verschloss sie den Eingang zu ihrem Gewächshaus, schaltete die Alarmanlage ein und machte die Fangdrähte und die Tretminen scharf und schon ging es los.
„Schon wieder ein Hybrid“, seufzte sie. In der Tat, der Lexus NX450h+ ist das erste an der Steckdose aufladbare Hybrid-SUV der Marke, 4,66 m lang, in sportlichem Look mit scharfen Kanten und dem bekannten, eindrucksvollen Kühlergrill, der an Darth Vader erinnert, dessen 2,5-Liter-Vierzylinder aber weniger bedrohlich als die Stimmer des schwarzen Ritters klingt, sondern eher laut und heulend, wenn man ihn aufdreht. Woran in erster Linie die CVT-Automatik schuld ist, die meist sanft schaltet, aber bei drohendem Gasfuß akustisch die Contenance verliert. Das kann man bei vorsichtiger und dosierter Fahrweise vermeiden, denn dann bringt das Trio von Benziner und zwei E-Motoren mit insgesamt 227 kW/309 PS Systemleistung viel Laufkultur und gelassene Kraftentfaltung über die vier Räder auf die Straße.
Davon leisten die E-Motoren 136 kW/182 PS vorne und 40 kW/54 PS hinten. Dann zeigt sich der Lexus NX450 h+ als ausreichend motorisierter und vornehmlich komfortabler Reisewagen, der souverän unterwegs ist, sich auch auf kleinen Landstraßen zurechtfindet und agil durch die Kurven zieht, ohne jeden sportlichen Anspruch, auch wenn er 200 km/h Spitze läuft und von null auf hundert in 6,3 Sekunden ist. Der Fahrer hat über Drehschalter die Wahl zwischen Fahrprogrammen wie Eco, Normal oder Sport, bei diesem Premium-SUV mit hohem Komfortaufwand und vornehmer Ausstattung wird man mit dem Programm „Normal“ am besten bedient, zumal sich dies auch in vernünftigen Verbrauchswerten äußert.
Als Plug-in-Hybrid ist der NX450h+ mit einer Batterie von 18,1 kWh Kapazität ausgestattet, das erlaubt eine rein elektrische Reichweite von weit über 60 km und demnach einen Verbrauchswert auf den ersten 100 km, der vom Werk mit 1,1 Liter angegeben wird, was man im realen Betrieb auf der Straße niemals erreichen wird. Wer den E-Knopf an der Mittelkonsole betätigt, kann mit voller Batterieladung wohl 60 km erreichen, das allerdings in Zeitlupe auf flacher Straße bei Rückenwind und ohne mehrmaliges Anfahren bei Ampeln und Kreuzungen. Im Hybrid-Programm schaltet sich ohnehin der Benziner bei der geringsten Lastanforderung dazu, dann ist man bei entsprechender Fahrweise schnell an der 3-Liter-Marke; wer dann nicht wieder nach 100 km an den Stecker fährt, wird anschließend mit Werten von 6 bis über 7 Liter rechnen müssen, denn dann lebt der 1990 kg (leer) schwere Lexus vom Benziner, der nur phasenweise von den E-Motoren unterstützt wird, wenn wieder etwas Strom durch Rekuperation beim Bremsen und Segeln in die Batterie gelangt.
Wobei man mit 7,3 Liter/100 km leben kann, wie in unserem Fall bei einer langen und abwechslungsreichen Probefahrt über 500 km ohne Nachladen. Immerhin gebührt dem NX450h+ das Verdienst, mit einer elektrischen Reichweite von über 60 km neue Perspektiven in der Klasse der PHEV-SUVs zu eröffnen, je nachdem, wie weit und wie schnell man täglich unterwegs ist und wie genau man es mit dem Laden nimmt.
Oma genoss die Rundumsicht und den Komfort der Ledersitze und die Eleganz des gepflegten Innenraums sowie den breiten Touchscreen des Multimediasystems, über das sie dann ihre Lieblingsalben über Car-Play abspielte, gegen die jedes Aufdrehen der Automatik beim Bergauf fahren und beim Beschleunigen keine Chance hatte. Es war eine entspannte und bequeme Reise mit Retro-Sound von Rock aus besseren Zeiten.
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