Red Hot Chili Peppers ist der Klang einer Epoche, gegründet im Jahr 1983 sind die Jungs seit fast vierzig Jahren dabei. Ihr Stil: Vielseitig und doch immer die Chili Peppers. Dabei verschmelzen Elemente aus Funk, Groove oder Punk mit Alternative Rock zu ihrem charakteristischen Sound. Und dieser ist immer wiederzufinden, trotz heftiger Bewegungen der Bandmitglieder in den knapp 40 Jahren ihrer Geschichte.
Den wohl stärksten Einschnitt musste RHCP mit dem Tod ihres Gründungsmitglieds und Leadgitarristen Hillel Slovak hinnehmen. Slovak war wohl die maßgebende treibende Kraft bei der Gründung der Gruppe, er war es, der dem eigentlich klassischen Trompeter Michael Balzary (Künstlername Flea) das Bass-Spiel lehrte. Als Hillel Slovak kurz vor der Aufnahme ihres vierten Studioalbums im Juni 1988 an einer Überdosis Heroin starb, drohte das Ende der Band. Drummer Jack Irons, Slovaks enger Freund, musste sich nach einem Nervenzusammenbruch lange in psychiatrische Behandlung begeben und kehrte nie zur Musik zurück. Seinen Posten übernahm später Chad Smith, der bis heute den „Maschinensaal“ bedient. Den Part des Leadgitarristen übernahm der damals 18-jährige Fan und Freund Slovaks, John Frusciante.
„Wir (gemeint sind John Frusciante, Anthony Kiedis, Chad Smith und Michael „Flea“ Balzary) verbrachten Tage, Wochen und Monate damit, einander zuzuhören, zu komponieren, drauf los zu jammen und die Ergebnisse dieser Jams mit großer Sorgfalt und Zielstrebigkeit zu arrangieren. Wir verspüren den dringenden Wunsch, ein leuchtendes Beispiel für die Welt zu sein, die Leute zu beflügeln, miteinander zu verbinden und zusammenzubringen. Jeder Song auf diesem Album zeigt eine andere Facette von uns und spiegelt unseren Blick auf das Universum wider“, so die kalifornischen Rockveteranen über ihr neues Album. Das „Beflügeln“ ist ihnen gelungen, auch durch den unverwechselbaren Klang der sechs Saiten Frusciantes.
Dass der langjährige Erfolgsproduzent Rick Rubin auch wieder an Bord ist, beflügelt die Qualität der Scheibe. Entstanden ist damit ein neuer Klassiker mit unterschiedlichsten Schwerpunkten. Das Vinyl startet mit „Black Summer“ – auch als Single-Auskopplung hörbar – und stimmt sanft melancholisch harmonisch in das neue Album ein. Doch bereits im zweiten Song wechselt der Stil, der Basslauf des australo-amerikanischen Bassisten Fleas startet punkig, Smiths Schlagzeug und Anthony Kiedis Gesang sind wenig später mit von der Partie. Nächstes Stück, neuer Wechsel: Der Bass von Flea in „Aquatic Mouth Dance“ wird funkig, die restlichen Bandmitglieder schwingen mit. Und so ziehen sich die Wechsel durch das gesamte Repertoire und schenken uns auf dem Doppelalbum eine ständige Abwechslung.
Auch „Poster Child“ oder „Watchu Thinkin“ geben sich später auf diesem Album wieder funkig. Doch zunächst haben wir eine kleine Zwischenentspannung und die Ohren werden bei „Not The One“ mit einer Ballade verwöhnt. Es ist die erste Ballade, die uns mitnimmt und weitere werden mit „White Braids & Pillow Chair“ oder dem Abschlusssong „Tangelo“ folgen. Eine ständige Bewegung, die einen dazu verleitet, die Platte wieder und wieder zu hören und dabei mit jedem Abspielen feinere Details wahrzunehmen und zu genießen. Oder, um es mit den Worten der Chilischoten auszudrücken: „Wir haben nur ein einziges Ziel: uns in der Musik zu verlieren.“
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