Manche Menschen, die sich Abende und halbe Nächte um die Ohren schlagen, nennen wir gern „Nachteulen“. Der Ausdruck kommt nicht von ungefähr, denn viele Eulenarten, die wir in Europa kennen, gehören zu den nachtaktiven Tieren. In der Dämmerung und in der Nacht machen sie sich auf, ihre Beute zu erjagen.
Nachtaktive Jäger
Die meisten bei uns beheimateten Eulenarten wie Uhu, Waldohreule, Steinkauz und Waldkauz sind nachtaktive Jäger. Ihr Körperbau, mit starken Beinen, scharfen Krallen und dem scharfen Schnabel, ist perfekt für die Jagd auf Igel, Mäuse, Siebenschläfer oder andere kleine Nager. Ihre Lebensweise als Nachttiere hat bewirkt, dass sich ihre Augen an die Dunkelheit gut anpassen, auch bei tiefschwarzer Nacht können Eulen noch hinreichend sehen. Außerdem haben sie speziell ausgebildete Ohren mit einem feinen Gehör, so können sie noch das leiseste Rascheln wahrnehmen und orten.
Zu den Jägern der Nacht zählen auch die Fledermäuse. Sie orientieren sich mit Ultraschall-Tönen, die sie ausstoßen: Prallen diese Schallwellen auf einen Gegenstand, so hören die Flugtiere das Echo und können blitzschnell ausweichen.
Auf leisen Sohlen schleichen die ebenfalls nachtaktiven Füchse durchs Unterholz, um ihre Nahrung zu erbeuten. Nur wehe, wenn sie dabei auf einen Igel stoßen, der rollt sich blitzschnell zusammen, und ein Biss könnte für den Fuchs schmerzlich enden.
Zu den nächtlichen Jägern, die erst seit einigen Jahren bei uns beheimatet sind, gehören auch die Waschbären. Man kann sie sogar an den Ufern der Alzette in Luxemburg-Stadt finden, wo sie sich von kleinen Fischen, Fröschen und Würmern ernähren. Häufig sind Waschbären, die sich inzwischen an die Menschen gewöhnt haben, auch in der Nähe von Gärten, Scheunen und Garagen anzutreffen. Meist sind sie dort nicht erwünscht, weil sie erheblichen Schaden anrichten, es gibt aber tierfreundliche Methoden, sie zu vertreiben.
Nachtaktive Gejagte
Wie ihr gelesen habt, zählt der Igel zu den nachtaktiven Gejagten. Auch die Igel befinden sich ihrerseits auf Beutesuche, so nach Regenwürmern. Richtig, auch Regenwürmer sind nachtaktiv, am Tage würde die Sonne sie austrocknen, und so bevorzugen sie die dunklen Stunden.
Hört man nachts genau hin, so hört man von Teichen und Tümpeln Froschgequake. Frösche und Kröten sind auch Tiere, die sich lieber in der Dämmerung und im Dunkeln bewegen.
In Wald und Feld, aber auch in städtischen Parks kann man nachts Mäuse, Siebenschläfer oder andere Nager durchs Laub rascheln hören. Sie suchen Nüsse oder Eicheln, manchmal auch Schnecken und Würmer als Nahrung. Sie müssen aber stets achtsam sein, denn ihrerseits werden sie von Eulen und Füchsen gejagt.
Und wenn wir in das Licht von Laternen oder Lampen schauen, so sehen wir um sie herum Dutzende Motten und Falter tanzen. Zoologisch gehören sie zu den Schmetterlingen, von den 3.700 bei uns beheimateten Schmetterlingsarten sind 3.500 Nachtfalter, so zum Beispiel die Eulenfalter, die deswegen so heißen, weil ihre Flügelzeichnung an das Antlitz einer Eule erinnern. Wie viele Insekten ernähren sich auch die Nachtfalter vom Blütennektar verschiedener Pflanzen.
Nachtaktive Pflanzen
Nicht nur Tiere, sondern auch Pflanzen können richtige „Nachtgewächse“ sein. Damit sich die Nachtfalter vom Blütennektar ernähren können, müssen sich ja die Blüten der Pflanzen öffnen.
Die meisten Pflanzen und Blumen öffnen ihre Blüten bei Tagesanbruch, um Bienen, Hummeln und anderen Insekten die Möglichkeit zu geben, ihre Pollen weiterzutragen und andere Pflanzen derselben Art zu bestäuben.
Doch einige Pflanzen, wie Geißblatt, Nachtkerze oder die Flammenblume, öffnen sich nachts den Faltern. Mit diesem „Trick“ garantieren sie, dass auch die Pflanzen ihrer Art bestäubt werden, und vermeiden, dass fremde Pollen in ihren Blütenstand geraten.
Zu diesen nachtaktiven Pflanzen gehören auch die Tomaten und die Kartoffeln. Ebenso sind Auberginen, Paprika sowie die Tabakpflanzen Nachtschwärmer. Die ganze Familie solcher Pflanzen heißt Nachtschattengewächse.
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