Doch auch diese Phase war für Weller nach einigen Jahren beendet und so startete er Anfang der neunziger Jahre seine Solokarriere, die nicht weniger erfolgreich verläuft als die in den Jahren zuvor. Zahlreiche Alben hat er seitdem herausgebracht, alte Musikstile blieben erhalten, aber auch neue fanden Einzug in seine Scheiben: Jazz, Funk, aber auch Klänge von Techno nimmt Weller auf und verarbeitet sie in seiner Musik. Mittlerweile hat der Interpret über die Jahrzehnte seines Schaffens eine umfangreiche Fangemeinde in unterschiedlichen Altersstufen um sich herum versammelt: Treue Begleiter aus der Zeit der Mod-Ära von The Jam, die ihm den Beinamen „The Modfather“ gegeben haben, aber auch eine jüngere Generation, für die Britpop-Bands wie Oasis oder Blur musikalische Wegweiser waren, bis hin zu Singer-Songwriter-Liebhabern unterschiedlichster Stilrichtungen.
All diesen Zuhörern macht Weller seiner Fangemeinde nun einen weiteren Vorschlag: Wie, liebe Zuhörer, hören sich meine altbekannten Songs arrangiert mit Anteilen von klassischer Musik an? Es erscheint wie ein Aufarbeiten der Vergangenheit mit neuen Elementen, in einer Zeit der Ungewissheit und Unruhe.
Mit dem Doppel-Album „An Orchestrated Songbook“ hat der Songwriter Weller zusammen mit dem Arrangeur Jeff Buckley und dem BBC Symphony Orchestra etwas komplett Neues ausprobiert und dies auch an einem ungewöhnlichen Ort: Statt im Studio wurde das Album live im Barbican Centre in London eingespielt.
In dem aktuellen Vinyl begleiten die klassischen Musiker Weller durch ausgewählte, bereits veröffentlichte Stücke seiner vorherigen Alben. Dabei geht es quer durch seine Musikgeschichte: „My Ever Changing Moods“ aus den alten Style-Council-Zeiten ist ebenso dabei wie „English Rose“ aus noch älteren Tagen von The Jam. Aber auch neuere Songs, ebenfalls als Ohrwürmer zu betiteln, wie „You’re The Best Thing“ oder „You Do Something To Me“ von Paul Wellers Soloalben sind dabei.
Die Barbican Hall ist der Spielort des BBC Symphony Orchestras, man könnte es sozusagen als Heimspiel für die Orchestermusiker bezeichnen. Die verzaubernde Atmosphäre von klassischer Musik, gespielt in einer Konzerthalle, erklingt auch auf den Aufnahmen. Nimmt man sich die Ruhe und Zeit, den beiden Schallplatten zu lauschen und sich auf die Mischung von klassischen Instrumenten in orchestraler Besetzung kombiniert mit Britpop einzulassen, hat man die Chance auf eine wunderbare Pause vom Alltag. (Elke Bunge)
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