Wer spart in der Zeit, der hat in der Not. Von Kindesbeinen an erlernt man in der Familie diese Tugend: In guten (Einkommens-)Zeiten wird nicht etwa alles Geld ausgegeben, sondern es werden Rücklagen gebildet – für besondere Ausgaben, Anlässe oder einfach auch nur, um in dürftigeren Zeiten ein Polster zu haben.
Doch wie soll man sein mühsam erwirtschaftetes Vermögen anlegen? Sparkonten bringen schon lange keine Zinsen mehr, Aktienfonds sind spekulativ und können vor allem in Krisen auch erhebliche Verluste schaffen, hat man auf das falsche Paket gesetzt.
Sowohl Sparkonten als auch Wertpapiere setzen auf eines: Geld. Der Besitz und die Verwaltung von Geld setzt jedoch Vertrauen in das Bankwesen bis hin in die Wirtschaftspolitik eines Staates voraus. Banken arbeiten mit dem Geld, das die Kunden ihnen anvertrauen. Sie vergeben an andere Kunden oder auch andere Banken Kredite und erwirtschaften wiederum aus den Kreditgebühren und Rückzahlungsbedingungen neues Geld, neues Kapital. Je nach Bedarf werden die Kunden aus den von ihnen angelegten Konten ausgezahlt. So können wir von unseren Geldeinlagen – Sparguthaben oder Girokonten – bestimmte Summen des Geldes entnehmen, um Einkäufe zu tätigen oder Rechnungen zu bezahlen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Bank das von uns eingezahlte Geld auch noch besitzt und wir es jederzeit den Konten entnehmen können.
Unsichere Zeiten, unsichere Konten
Die Geschichte lehrt uns, dass in Zeiten gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Umbrüche auch die Sicherheit unserer Geldanlagen gefährdet sein kann. Nicht nur die Inflation vor 100 Jahren in Deutschland, in der der Preis für ein Kilo Roggenbrot von 474 Mark im Mai 1923 auf 5,6 Milliarden Mark im November desselben Jahres anstieg, zeigte, wohin politischer Druck auf die Währung führen kann. Auch die Finanzkrise 2008 und die folgende griechische Staatsschuldenkrise zeigten Verwerfungen, denen die Bevölkerung mit einem plötzlichen „Bankrun“ begegnete: Sparer eilten zu Bankschaltern und -automaten, um möglichst viel Bargeld abzuheben. Doch dann war kein Geld mehr verfügbar, Konten wurden eingefroren.
Um solcher Willkür und dem Vertrauensbruch zwischen Geldinstituten und Anlegern zu entrinnen, versuchten Interessierte, digitale Wertäquivalente zu erschaffen, mit denen sich außerhalb staatlicher oder zentralbanklicher Kontrolle Handel und Warenaustausch treiben ließ. Die Geburtsstunde der Kryptowährungen hatte geschlagen. Ziel dieser Bestrebungen war und ist es, Wertäquivalente zu schaffen, die nur den Gesetzen des freien Marktes, nicht aber politischen Zielstellungen einzelner Staaten oder Staatengruppierungen unterliegen.
Dezentrale Organisation
Das Prinzip, nach dem Kryptowährungen arbeiten, ist in der Regel ähnlich: Auf vielen dezentral angesiedelten gleichberechtigten Computern (Peer-to-Peer-System, auch P2P) werden Werttransaktionen vorgenommen und digitale Konten (Wallets) angelegt. Inhaber von Kryptoguthaben sind mit einem verschlüsselten Namen versehen, entweder vollkommen anonym oder doch zumindest pseudonymisiert. So wenig wie Werttransaktionen verfolgbar sind, sind für Außenstehende Guthabeninhaber zu identifizieren. Innerhalb des Systems sind jedoch die Transaktionen für jeden Teilnehmer transparent. Muss man bei Geldanlagen Vertrauen zu einem Geldinstitut (Bank) haben, so muss man bei Kryptowährungen ins System überhaupt vertrauen.
Derzeit gibt es etwa 10.800 verschiedene Kryptowährungen mit einem Wertäquivalent von 1,4 Billionen US-Dollar, die größte davon ist Bitcoin mit einem Wert von 1,17 Dollar.
Bietet einerseits die Dezentralisierung und Anonymität des Kryptowährungssystems Schutz vor politischen Wendungen, so eröffnet sich hier auf der anderen Seite auch eine Möglichkeit für illegale Transfers und somit eine mögliche Spielwiese für organisierte Kriminalität.
Stärkster Kritikpunkt an Kryptowährungen ist ihre hohe Volatilität: Mit ihren starken Wertschwankungen gehören sie zu den sehr risikobehafteten Anlagen.
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