Die Schulferien fangen schlecht an. Im Auto nach Hause bekommt die zwölfjährige Ellen Streit mit ihrer Mutter, woraufhin diese ihre Tochter zwingt, auszusteigen und zu Fuß nach Hause zu gehen. Die Geschwister protestieren, da es bereits dunkel wird, aber ohne Erfolg. Ellen steigt wenig später in einen Wagen zu einem langhaarigen Typen, der sie sexuell belästigt, woraufhin sie aus dem fahrenden Auto springt. Da die Mutter überfordert ist und die Kinder ihr nicht zusätzliche Probleme bereiten wollen, erzählen sie ihr nichts von dem Vorgefallenen. Stattdessen berichtet Marie, die Älteste, einem Freund, was passiert ist, und dieser macht sich auf, dem Barbie-Mann, wie sie den Täter aufgrund seiner langen weißen Mähne getauft haben, eine Lektion zu erteilen. Zusammen mit Kumpels schlägt er ihn zusammen. Aber der Barbie-Mann erholt sich und sucht nun nach denen, die ihm das angetan haben. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht der vierzehnjährigen Libby, auch eine Schwester von Ellen.
„Licht zwischen den Bäumen“ ist ein Jugendbuch, ein Coming-of-Age-Roman, der sehr spannend ist und einen regelrecht vor sich hertreibt, auch wenn die Figuren etwas schematisch skizziert sind, jedem Charakter ein Attribut zugeschrieben wird, damit man sie schnell und einfach einordnen kann. So ist Ellen die Kunstbegabte, Libby diejenige, die alles über Bäume weiß, der Bruder Thomas der Wissenschaftsorientierte, und Marie die Punkerin. Aber diese simple Oberflächenstruktur tut der Rasanz keinen Abbruch. Und jugendliche Leser dürften schnell von der Spannung gepackt sein. Die Handlung hat Una Mannion in den Beginn der Achtziger gelegt, was vor allem über die Musik, die die Protagonisten hören, transportiert wird. Die Erwachsenenwelt darin ist so, dass man unweigerlich denkt: I don’t wanna grow up. Vor allem die Männer sind entweder gewalttätig, sexuell übergriffig oder gehen fremd. Dafür nehmen die Jugendlichen ihr Leben selbst in die Hand und landen in einem gefährlichen „Abenteuer“, bei dem am Ende Blut fließen wird.
Die Autorin Una Mannion wuchs in Philadelphia auf. Der Roman spielt fünfunddreißig Kilometer davon entfernt in Valley Forge, wo 1777/78 das Lager der Armee George Washingtons während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges war. Dieser Background sorgt nicht nur für Lokalkolorit, sondern zeigt, wie präsent auch heute dort noch die Geschichte ist. „Licht zwischen den Bäumen“ ist voll von Suspense, hat Thriller-Elemente und treibt einen unnachgiebig und doch leichtfüßig zum Showdown. (GuH)
Una Mannion
Licht zwischen den Bäumen.
Aus dem Englischen von Tanja Handels.
Steidl Verlag 2021.
344 S. 24 €
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