Die gute Nachricht vorweg: Trotz des nunmehr beginnenden dritten Jahres der Covid-19-Pandemie hat sich die Wirtschaft Luxemburgs deutlich erholt. Der Arbeitsmarkt ist stabil, die Arbeitslosenzahlen bewegen sich in Niveaus unterhalb derer der Vorpandemiezeit. Statistischen Angaben zufolge sind derzeit im Großherzogtum etwas mehr als 15.000 Menschen arbeitssuchend, das entspricht einer Arbeitslosenquote von 5,3 Prozent. Im europäischen Maßstab schneidet unser Land damit durchaus gut ab.
Deutlich verstärkt haben sich die Zahlen der Telearbeitsplätze. Mit Fortschreiten der Pandemie ist das Homeoffice – in früheren Jahren allenfalls einmal eine freiwillige Option, um Arbeit, Familie und Kinder unter ein Dach zu bringen – deutlich angestiegen. Und auch wenn wir uns nun langsam auf eine Normalisierung der Zustände vorbereiten, werden die Erfahrungen, die in den vergangenen zwei Jahren mit der Heimarbeit gemacht wurden, sowohl auf Arbeitgeber- wie auch Arbeitnehmerseite Folgen tragen: Dort, wo gute Erfahrungen mit dem Homeoffice gemacht wurden, kann man sich sicher vorstellen, diese Form der Arbeit in gleicher oder leicht abgewandelter Form weiterzuführen.
Starke Ausweitung in Luxemburg
Wie Arbeits- und Sozialforscher der Universität Luxemburg, unter Leitung des Professors für Psychologie Georges Steffgen, in Studien recherchierten, hat die Heimarbeit am Computer, kurz Telearbeit genannt, im Großherzogtum in der Zeit der aktuellen Pandemie deutlich zugenommen. Steffgens Studie belegt, dass etwa 56,8 Prozent der Arbeitnehmer während der Pandemie begonnen hat, zu Hause zu arbeiten. Dieser vergleichsweise hohe Anteil – gegenüber Frankreich (37,2 Prozent) und Deutschland (36,9 Prozent) – hängt im Wesentlichen damit zusammen, dass sich die Arbeit in Luxemburg auf die Sektoren Dienstleistungen, Bankwesen und Verwaltung konzentrieren. Arbeitsvorgänge also, die eng mit Computerarbeit und somit auch mit möglichen Telearbeitsplätzen im Homeoffice verbunden sein können. Während vor allem in den Dienstleistungssektoren der Anteil der Telearbeitsplätze auf etwa zwei Drittel bis drei Viertel gestiegen ist, liegt sie in den produzierenden Bereichen wie Baugewerbe (28 Prozent) und Gesundheitswesen (17 Prozent) deutlich niedriger als im Durchschnitt – was in den beiden genannten Fällen in der Natur der Arbeit liegt.
Es kann erwartet werden, dass etliche der jetzt ins Homeoffice verlegten Tätigkeiten auch weiterhin von zu Hause betrieben werden. Dafür müssen natürlich einerseits die arbeitsrechtlichen Konditionen geschaffen werden (Arbeitszeit, Versicherung der Arbeitnehmer, Datensicherheit) als auch die technischen Bedingungen (ergonomische Arbeitsplätze, hochleistungsfähiger Datentransfer).
Homeoffice entlastet die Umwelt
Luxemburg ist territorial zwar ein relativ kleines Land, dennoch fielen in der Vorcovidzeit tägliche Arbeitswege an, war auf den hiesigen Straßen ein dichter Autoverkehr zu beobachten. Mit der deutlichen Zunahme der Homeoffice-Arbeitsplätze ließ sich hier eine Reduzierung von Verkehr und Verbrauch fossiler Brennstoffe beobachten.
Nebst dessen, dass diese messbaren Einsparungen an Ressourcen zu verzeichnen sind, sparen die Arbeitenden auch erhebliche Fahrzeiten ein, die sie direkt am heimischen Arbeitsplatz in produktive Tätigkeiten umsetzen können.
Soziale Komponente der Telearbeit berücksichtigen
Ein wesentlicher Unterschied zur bislang bekannten Präsenztätigkeit ist der Trend, im Homeoffice eher vereinzelt und isoliert zu arbeiten. Dies kann möglicherweise nicht unproblematisch sein: Der Arbeitgeber nimmt zwar „online“ das Arbeitsergebnis wahr und entgegen, möglicherweise bringt er es aber nicht mit der „produzierenden“ Person in Verbindung. Dies könnte Karriere- und Gehaltsentwicklungen durchaus auch negativ beeinflussen. Zusätzlich entfällt das Zusammensein im Kollegenkreis, der kleine „Tratsch“ in der Kaffeepause, bei dem früher durchaus auch informell Arbeitsstand und -ergebnisse ausgetauscht wurde (alte Wissenschaftlerweisheit: „Das Beste am Kongress waren die Pausen …“), fehlt im Arbeitsprozess. Bei künftiger Beibehaltung des Homeoffice werden Arbeitswissenschaftler Strategien der Kommunikation zwischen den Arbeitenden als auch in den Hierarchien entwickeln müssen.
Ein wesentlicher Vorteil des Homeoffice zeigt sich auf dem Gebiet der Inklusion. Telearbeitsplätze im heimischen Umfeld ermöglichen auch Behinderten, besser am Arbeitsprozess teilhaben zu können. Allerdings, so zeigen Steffgen und Kollegen, weisen Studien auch darauf hin, dass gerade auch Menschen mit Behinderungen mit dieser neuen, von Isolierung geprägten Arbeitswelt unzufrieden sind. Die Vorteile des barrierefreien Arbeitsplatzes scheinen offensichtlich nicht die Nachteile mangelnder Kommunikation mit den Kollegen auszugleichen.
Noch leben wir mit allen Schwierigkeiten der Pandemie, mit denen auch generell weitgehende Isolation einhergeht. In Zukunft jedoch werden sich Politik und Wissenschaft Optionen einfallen lassen müssen, um die negativen Begleiterscheinungen der computerisierten Heimarbeit zu mindern.
Eng gutt Saach, wéi alles wat manner Verkéier bréngt.