Unter den gängigen SUVs auf dem Markt gilt er als eines der optisch attraktivsten. Es ist leistungsmäßig von traditioneller Dynamik geprägt, gut am Gas, leicht und präzise zu lenken, mit strammem Fahrwerk und hervorragend zupackenden Bremsen. Damit ist eigentlich alles gesagt zum Alfa Romeo Stelvio, mit dem Alfa seine hauseigene und demnach stilvolle Interpretation eines sportlichen SUV in einem Segment präsentiert, in dem nach wie vor viel rechteckige und nüchterne Masse den Alltag prägt, wenn auch mit beachtlichem Kraftaufwand bei verschiedenen Herstellern.
„Das ist eben Alfa Romeo“, sagt Oma mit den Springerstiefeln grinsend. „Die haben Sinn für Design und Eleganz und von Fahrwerk und Motoren verstehen sie auch etwas. Wenn sie jetzt auch noch Leute mit Gardemaß für Sitze und Innenraum verwenden würden, wäre fast nichts mehr auszusetzen!“ Stimmt, das habe ich einst im 156, im 159 und neulich im Giulia und auch im Stelvio erlebt: Wenn Fahrer und Beifahrer mit Normalgröße ihren Sitz einigermaßen vernünftig in Längsrichtung einstellen, herrscht auf der Rückbank beklemmende Enge, was in der Erkenntnis mündet, dass es in einem Alfa nur zwei gute Plätze gibt, egal, wie viele Türen das Auto hat. Doch wie bei allen Fahrten mit einem Alfa bleibt letzten Endes die Erinnerung an freudige Fahrerlebnisse geprägt von Leidenschaft und Begeisterung. Die überwiegen jede Kritik an räumlichen Zwängen, die man bei Alfa meist äußern muss.
Obwohl, da war doch ein Trip in die Normandie vor vielen Jahren, mit einem Alfa 33, und da waren Claudine, Alexandra und Françoise und keine hatte sich über Platzmangel beschwert, nur, dass sie sich permanent darüber stritten, wer denn nun vorne sitzen durfte. Was wohl aus ihnen geworden ist? Der Alfa 33 hatte 110 PS und er klang, wie ein Alfa mit Boxer nun einmal klang. Das war Musik vom Feinsten, obwohl meine Freundinnen unter Boxer etwas anderes verstanden, aber sie genossen den Sound und die Fahrt.
So metallisch röhrend klang der Stelvio anfangs nicht, trotz eines 2-Liter-Turbomotors mit 206 kW/280 PS. Der brummte sehr diskret im Leerlauf und ließ erst dann sein Temperament aufbrausen, wenn man voll aufs Pedal drückte. Dann ging es allerdings bunt und lustig zu und dann wurde aus dem gutaussehenden Luxus-SUV ein Alfa-SUV, das auf jedem Kilometer gute Laune vermittelte, hervorragend am Gas lag und sofort kräftig zupackte, auch wenn die 8-Gang-Automatik einen wohldosierten Gaseinsatz verlangte, um nicht sofort ein paar Stufen tiefer wieder von vorne anzufangen und lautstark nach oben zu drehen. 400 Nm Drehmoment liefert dieser Vierzylinder-Turbo-Benziner, die Kraft gelangt an alle vier Räder, das funktioniert so ausgezeichnet, dass man meist gar nicht mitkriegt, ob man gezogen oder geschoben wird oder beides zugleich. Ob mit moderatem Tempo auf der Landstraße oder bei Vollgas auf der Autobahn, der deutschen, der Stelvio fährt sich wie eine Limousine, gut in der Spur, präzise in den Kurven, leicht handlich und jederzeit gut beherrschbar, wobei sein Fahrwerk den Ruf des Hauses auf diesem Gebiet souverän und meisterlich in Szene setzt.
Während 750 km Fahrt hatten wir auch Zeit, uns mit dem Interieur auseinanderzusetzen. Wir genossen Alfa-Design in bester Form und auch in Funktion, denn neulich bringt Alfa die Kommando- und Bedienungsschalter dort unter, wo man sie am leichtesten findet und bedient. Der Stelvio Veloce beeindruckt mit reichhaltiger Ausstattung in geschmackvollem Design, mit Leder, Holz- und Carbon-Einlagen je nach Version, in allen Fällen dominiert hier ein optischer Wohlfühlfaktor, der treffend zum Leistungsanspruch des Stelvio passt. Der Verbrauch belief sich nach der Testfahrt auf gut 9 Liter, nur während einer gemütlichen Teilstrecke waren wir auf etwa 8 Liter gekommen. Mehr als das Werk angibt, dafür war der Fahrspaß auf der Höhe dessen, was ein Sport-SUV von Alfa nun einmal verspricht. Das letzte Wort hatte Oma: „Ich freue mich schon auf das Spektakel, wenn Influencer im Stelvio nach dem Starterknopf suchen.“ Der befindet sich im Lenkrad.
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