Uns Luxemburgern geht es gut. Wir leben zumeist in guten wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen mit einem exzellenten Gesundheitswesen. Faktoren, die dazu beitragen, dass die Menschen in unserem Lande auf eine stetig wachsende Lebenserwartung blicken dürfen. Derzeit liegt diese bei Frauen um die 84, bei Männern um die 80 Jahre. Die meisten dieser Menschen stehen noch mitten im Leben, wohnen in ihren Familien oder in eigenen Wohnungen und Häusern. Dies zeigt auch das Eintrittsalter in Senioreneinrichtungen, das in Luxemburg derzeit bei durchschnittlich 83 Jahren liegt. Es stellt sich somit die Frage, wie die Gesellschaft diese älteren Mitbürger weiterhin integrieren und sie aktiv am kommunalen und gesellschaftlichen Leben beteiligen kann.
Und ein zweiter Aspekt drängt sich geradezu auf: Seit Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich das Großherzogtum von einem Land, aus dem die Menschen in Not abwanderten, zu einem Zuwanderungsland gewandelt. Die sich erweiternde Industrialisierung, hierzulande vor allem mit dem Bergbau und der Stahlindustrie verbunden, bewirkte, dass immer mehr Arbeitskräfte aus Drittländern nach Luxemburg kamen, um hier in Lohn und Brot zu stehen. Im vergangenen Jahrhundert waren vor allem die 60er Jahre von diesem Zuzug geprägt. Die Menschen, die zu dieser Zeit als junge Frauen und Männer in unser Land kamen, gehören heute der Gruppe der Senioren an, die unser aller Fürsorge bedürfen. Eine Generation, die erheblich zum Wohlstand unserer Gesellschaft beitrug und heute vom Nutznießen ihrer Arbeitsergebnisse nicht ausgeschlossen werden soll.
Politik erkennt Aufgabe
Dass dies so ist, hat auch die Politik erkannt. Dies im Übrigen nicht nur in Luxemburg, sondern auch generell auf europäischer Ebene. Bereits 2012 veröffentlichten die zuständigen Gremien der Europäischen Union Grundsätze für ein aktives Altern und die Solidarität zwischen den Generationen. Die EU griff damit Ansätze auf, wie sie von der Luxemburger Politik schon seit den 90er Jahren vertreten wurde. Auch im Koalitionsvertrag der aktuell regierenden Administration sind die Grundsätze über die Stärkung des sozialen Zusammenhalts, der Inklusion und Teilhabe über die gesamte Lebensspanne festgeschrieben.
Doch wie so häufig liegt auch hier der Teufel im Detail. So wohlklingend politische Absichtserklärungen sein mögen, sie nutzen nichts, wenn sie nicht in der alltäglichen Praxis umgesetzt werden können. Im Rahmen des Nationalen Aktionsplans für Integration unterstützt das Ministerium für Familie und Integration ein Projekt der Universität Luxemburg und des Kompetenzzentrums für das Alter GERO zu Fragen des aktiven Alterns in Luxemburg („Le vieillissement actif au Luxembourg“, VAL). Eine Studie unter der Leitung der Psychologin Dr. Isabelle Albert (Uni Luxemburg) konnte wissenschaftliche Hinweise dazu liefern, was landläufig bereits zu vermuten war: Ältere Mitbürger mit Migrationshintergrund haben es teilweise schwerer, sich in kulturelle und soziale Netzwerke zu integrieren, als hierzulande Geborene. Dies auch, wenn die betroffenen Menschen schon seit Jahrzehnten im Großherzogtum leben.
Integration auf allen Ebenen
Älteren Menschen fällt es mitunter schwerer, sich in neue soziale Strukturen zu integrieren. Aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen, die auch ihre Mobilität beeinträchtigt, nehmen sie möglicherweise nicht mehr so häufig am gesellschaftlichen Leben in ihrem näheren oder auch weiteren Wohnumfeld teil. Ein erhöhtes Risiko für Alterseinsamkeit ergibt sich auch aus der Tatsache, dass im Verlauf der Lebenszeit mehr und mehr Altersgenossinnen wegsterben und somit lebenslang gepflegte soziale Bindungen sich reduzieren. Auch die familiären Bindungen werden aufgrund der von der Arbeitsplatzwahl erzwungenen Mobilität der jüngeren Generationen lockerer.
Dies, so Isabelle Albert, ist bei Älteren mit Migrationshintergrund teilweise stärker zu beobachten. Ihre sozialen Netzwerke können aufgrund ihrer Migrationsbiografie im Vergleich zu Luxemburgern reduzierter sein als bei „Einheimischen“. Migranten, die in den unteren Einkommensschichten gearbeitet haben, stehen mitunter auch wirtschaftliche Faktoren einer Integration in sozialen Netzwerken entgegen.
Entsprechend schwierig kann es sein, Vertrauenspersonen außerhalb der eigenen Familie in der Lebensumwelt zu finden. Die Studie zeigte auch, dass sich ein Fünftel der befragten Nicht-Luxemburger aufgrund mangelnder Kenntnis der luxemburgischen Sprache oft missverstanden oder eingeschränkt fühlen.
Integration soll Grenzen überwinden
Dabei ist Luxemburg nachgerade der Prototyp eines multiethnischen und multikulturellen Landes. Von den 626.100 Einwohnern sind 296.500 Ausländer, das sind fast die Hälfte aller hier lebenden Bürger. Bei den über 70-Jährigen sind 29 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund. Die Zahlen verdeutlichen, dass es hinreichend Handlungsbedarf gibt, sowohl die einheimischen Luxemburger als auch die langjährig hier wohnenden Menschen mit Migrationshintergrund in das gesellschaftliche Leben zu integrieren, will man das Ziel erreichen, für alle Älteren ein würdiges und aktives Dasein am Lebensabend zu gestalten.
Es gilt dabei, nationale und kulturelle Grenzen zu überwinden, sowohl auf gesamtstaatlicher als auch vor allem auf kommunaler Ebene.
Wie das im Einzelnen gelingen kann? In etlichen Gemeinden – so ergaben Befragungen – sind erfolgreich Begegnungsstätten geschaffen worden. Treffpunkte wie Seniorenclubs, Cafés, Bücherstuben und Vereine für Ältere sind Orte, in denen sich Senioren aus verschiedenen Lebensbereichen kennenlernen und austauschen können. Sport, Spiel und Freizeitaktivitäten können dazu beitragen, dass sich auch Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen gegenseitig bereichern.
Es zeigte sich allerdings gerade in den aktuellen Corona-Zeiten, dass ohnehin schon Barrieren noch höher wurden und noch schwieriger zu überwinden sind. An die zunächst erzwungene Isolation kann man sich auch gewöhnen, so Albert in ihrem Resümee. Hier können jedoch vor allem auch junge Menschen als Schlüsselpersonen helfen, Kontakte herzustellen und die Einsamkeit zu überwinden. Denn auch die Jüngeren werden einmal älter und wollen dann so vital wie möglich den Lebensabend begehen.
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Komisch, ich fühl mich eigentlich jeden Tag aufgrund des Darlehens wie ein Sklave des Geldes und altere dementsprechend pro Tag 1 Woche.
Was ist mit den Alten, die gezwungenermaßen dem Arbeitsprozess länger als gewollt angehören müssen, weil sonst der Lebensunterhalt nicht gesichert ist?
Die nicht zu den Privilegierten gehören, dank eines Erbes ihr Leben im eigenen Häuschen oder einer besseren Seniorenresidenz beenden zu können?
Da wird der romantische Sonnenuntergang von der grauen Fassade des Mehrfamilienhauses verdeckt und die "ewige Jugend" kennt man nur aus Medien, in denen das Altsein als reine Wonne "schönbeschrieben" wird, die gelebte Realität aber eine völlig andere ist.
Wie romantisch. Dem Sonnenuntergang entgegen.Recht so. Ich erinnere mich an ein Cartoon von Schneider wo zwei Jugendliche mit Zigarette und Bauchansatz einem Seniorenpaar auf Skateboards zuschauen und meinen:" Die Alten sind auch nicht mehr was sie mal waren." Die Gesellschaft dreht sich und wie es scheint müssen wir immer mehr in das Alter investieren,denn sonst läuft die Karre nicht mehr rund.Während wir bis ins hohe Alter genießen,müssen wir aber auch schauen,dass die Jugendarbeitslosigkeit verschwindet.Sonst ist der Topf bald leer.