Am 1. Oktober 2021 haben der Staat und die staatliche Banque et caisse d’épargne de l’Etat (Spuerkeess, BCEE) ihren Anteil am Kapital der Luxemburger Börse erhöht, schreibt das Finanzministerium am Freitag in einer Pressemitteilung. Hintergrund des Zukaufs war eine Entscheidung der Banque internationale à Luxembourg (BIL), ihre Beteiligung an der Bourse de Luxembourg zu reduzieren, berichtet die Regierung weiter. Die BIL, die mittlerweile Teil des Legend-Konzerns aus China ist, hatte 21,41 Prozent der Anteilsscheine an dem Unternehmen gehalten.
„Die Luxemburger Börse ist eine wesentliche Infrastruktur unseres Finanzplatzes“, wird Finanzminister Pierre Gramegna in der Mitteilung zitiert. „Seit ihrer Gründung vor fast einem Jahrhundert ist sie eine treibende Kraft bei der Entwicklung des luxemburgischen Finanzökosystems.“ Auf internationaler Ebene spiele sie zudem „eine führende Rolle beim Aufbau eines grüneren und nachhaltigeren Finanzwesens“. „Aus diesen Gründen freue ich mich über diese Stärkung der staatlichen Beteiligung, die es der Börse ermöglicht, ihre Position im Großherzogtum langfristig zu festigen“, so der Minister.
Die Luxemburger Börse ist im internationalen Vergleich eine relativ kleine Finanzinstitution. Sie ist spezialisiert auf die Notierung von Anleihen aus aller Welt. Vor fünf Jahren wurde sie zu einem Vorreiter im Bereich der grünen Finanzen. Für ihre „grüne Börse“, die auf nachhaltige Wertpapiere spezialisierte Plattform „Luxembourg Green Exchange“ (LGX), wurde sie letztes Jahr mit dem „Global Climate Action Award“ der Vereinten Nationen geehrt.
BIL bleibt mit 10 Prozent im Kapital
Nach dem Zukauf steigt der Anteil des Staates am Kapital der Börse (von bisher 11,7 Prozent) auf 21,19 Prozent. Der Anteil der Spuerkeess an der Luxemburger Börse legt von bisher 22,75 Prozent auf 25,35 Prozent zu. Der Staat hält somit (direkt und indirekt) fast die Hälfte der Anteilsscheine (46,54 Prozent) an dem Finanzmarkt. Was den Verkaufspreis anbelangt, wurden keine Angaben gemacht.
Ganz aus dem Aktionariat der Börse zurückziehen wird sich die BIL jedoch nicht. Sie bleibt mit 10 Prozent am Kapital beteiligt. „Wir bleiben einer der Hauptaktionäre der Luxemburger Börse. Das ist uns wichtig und wir werden auch weiterhin in gutem Einvernehmen mit den anderen Gesellschaftern die Entwicklung des Unternehmens als Partner unterstützen“, wird Marcel Leyers, Vorsitzender des Exekutivausschusses der BIL, in der Pressemeldung vom Finanzministerium zitiert.
Zu den weiteren Aktionären der Börse zählen laut der Unternehmenswebseite die Firma Tradhold SA (10,54 Prozent) sowie „andere private und institutionelle Aktionäre“ (32,97 Prozent).
Für den symbolischen Euro
Die Besitzverhältnisse der Finanzinstitution haben sich in den letzten Jahren somit merklich verändert. Anfangs waren vor allem die wichtigen Banken in den Führungsgremien der 1928 gegründeten Börse vertreten. Vor allem der Luxemburger Staat hat zuletzt bei der Institution an Gewicht gewonnen. Die Besitz-Anteile, die einst der BGL BNP Paribas gehörten, hatte der Staat im Jahr 2008 für den symbolischen Euro erhalten. Im Gegenzug erhielt die ins Straucheln geratene Bank (damals Teil der Fortis-Gruppe) einen Milliardenkredit vom Staat.
Insgesamt gewinnt der Luxemburger Staat in der Wirtschaft immer mehr an Gewicht. Während in der Vergangenheit große Konzerne, namentlich die Arbed, hierzulande die größten Arbeitgeber waren, so sind es seit einigen Jahren die staatliche Post und die staatliche CFL. Als Anteil an der Wirtschaftsleistung ist sein Gewicht zwischen 1995 und 2020 von 13,8 auf 17,7 Prozent gestiegen. Auch sein Anteil an der Beschäftigung (staatliche Unternehmen nicht mitgerechnet) wächst rasant: Während seit Beginn 2020 in der öffentlichen Verwaltung 2.000 neue Jobs hinzukamen, ist ihre Zahl zeitgleich im Bildungswesen um 1.600 und im Bereich Gesundheit und Soziales um 2.600 Personen gewachsen. Von den insgesamt etwas mehr als 481.000 Arbeitsplätzen hierzulande steht der Staat mittlerweile für 104.400 Stellen.
Sorry, et sinn 35.000 Beamten.
Von den 100.000 Beamten sind meiner Meinung nach ein gutes Drittel überflüssig. Seit 2010 wurden/werden besonders hochqualifizierte Beamte eingestellt und auf Posten gesetzt die es nie zuvor gab. Ein zunehmender Teil davon wird als Employé de l'etat eingestellt, die im Führungsgremium natürlich irgendwas vorzeigen müssen um nicht als überflüssig bezeichnet zu werden sonst droht der Rausschmiss. Die Konsequenz ist ein sich stetig aufblähender Staatsapparat (zuerst wird Arbeit erfunden, dann wieder rekrutiert) und folglich ein stetig steigender Bedarf an Einwanderung/Grenzgänger um die Finanzen zu stabilisieren. Hinzu kommen vereinzelt Fälle von Favoritismus. Ich sehe schwarz.
@Juni: Arbeiter und Bauernstaat, der Sozialismus grüsst.
Vorsicht vor einer Staatsdiktatur!