Es war noch eine andere Zeit, als der Supermarktbetreiber Lidl 2001 seine erste Filiale in Luxemburg eröffnete. Die betreffende Niederlassung in Differdingen war als Block gebaut worden und hatte nur sehr kleine Fenster. Auch war das Geschäft, mit einer Fläche von 650 m2, nicht besonders groß. Im Fokus stand vornehmlich der Verkaufspreis – man wollte die Waren möglichst günstig anbieten. Verkauft wurde vor allem direkt von Paletten aus oder aus Kisten.
Die Supermarktgruppe hatte Erfolg mit ihrem Geschäftsmodell. Neue Geschäfte wurden in Ingeldorf (2004), Bartringen (2005), Petingen (2006), Mersch (2009), Wasserbillig (2010), Pommerloch (2012) und Huldingen (2020) eröffnet. Heute zählt Lidl insgesamt elf Filialen in Luxemburg.
Doch die Geschäfte von heute sind nicht mehr die gleichen wie vor 20 Jahren, unterstreicht der bei Lidl für Luxemburg zuständige Denys Vandenrijt im Gespräch mit dem Tageblatt. Beispielsweise hat sich die durchschnittliche Geschäftsfläche der Filialen auf aktuell 1.163 m2 fast verdoppelt. Die Zahl der Mitarbeiter pro Filiale hat sich verdreifacht. Anfangs zählte jedes Geschäft nur rund zehn Mitarbeiter, aktuell sind es im Schnitt etwa 30 pro Shop. „Es ist eine ganz andere Einkaufserfahrung als früher“, so der Länderchef-Luxemburg.
Mehr als 400 Mitarbeiter
Auch die erste Lidl-Filiale in Differdingen wurde kürzlich komplett renoviert und umgestaltet. Die Geschäftsfläche wurde mehr als verdoppelt, große Fenster sorgen für viel Licht, ein Bereich für den Verkauf frischer Produkte kam hinzu. „Alles hat sich verändert“, so Vandenrijt. Dazu zähle auch, dass auf dem Dach der Filiale eine Solaranlage gebaut wurde, dass mit der Hitze, die bei den Kühlschränken entsteht, das Gebäude geheizt wird und dass auf dem Parkplatz elektrische Ladestationen angeboten werden.
Mit der wachsenden Zahl an Geschäften ist die Zahl der Mitarbeiter des Unternehmens gestiegen. Aktuell sind es 369 – mit den beiden neuen Filialen (siehe Kasten) sollen etwa 60 weitere Personen hinzukommen. Neben dem Verkaufspersonal in den Geschäften beschäftigt das Unternehmen auch Ausbilder, „Frische-Experten“ und sogenannte „district managers“, die den Geschäften zur Seite stehen und über die Einhaltung von Regeln und Prinzipien wachen.
Doch die Suche nach geeignetem Personal sei hierzulande eine Herausforderung, so Denys Vandenrijt, und das mehr als je zuvor. Mit der starken wirtschaftlichen Erholung nach Covid herrsche praktisch Vollbeschäftigung in Luxemburg. Bei allen Berufen sei es schwierig, geeignete Kandidaten zu finden. Unter anderem aus diesem Grund setze man intern auch viel auf Weiterbildung und baue Mitarbeiter auf.
Ein verändertes Angebot von Produkten
Verändert hat sich im Laufe der Jahre auch das Produktangebot, fügt Ana Ramos hinzu. Vor rund 15 Jahren hatte sie, mit einem zeitlich begrenzten Vertrag, begonnen, in der Filiale in Differdingen zu arbeiten. Heute ist sie die Managerin des Geschäfts.
Hinzu gekommen sind beispielsweise frische Produkte, Waren aus Luxemburg, Fair-Trade- und Bioprodukte sowie Spezialitäten aus Portugal, Italien, Deutschland und Belgien. „Wir versuchen, auf die Wünsche der Kunden einzugehen“, sagt sie. Das Angebot werde beständig an die sich ändernden Bedürfnisse angepasst. Der Kunde sei heute fordernder, so Ana Ramos weiter. „Er hat sich über die Jahre verändert. Frische Produkte werden heute mehr gekauft. Er sucht mehr nach Qualität und Nachhaltigkeit.“
Insgesamt bieten Lidl-Geschäfte damit im Schnitt hierzulande mehr Produkte an als etwa in Belgien oder Frankreich. Dennoch ist das Produktangebot mit rund 2.000 Waren kleiner als bei vielen Wettbewerbern. Doch das hat seinen Grund. „Wir tätigen eine intelligente Vorauswahl, was dem Kunden das Leben schlussendlich einfacher macht“, so Denys Vandenrijt.
Gleichzeitig hilft diese Politik jedoch auch, die Preise niedrig zu halten. Ein Teil der angebotenen Produkte sind beispielsweise eigene Marken, die im ganzen Netzwerk der Lidl-Filialen vertrieben werden. Dank dem hohen Volumen, das so erreicht wird, kann der Supermarktbetreiber diese Waren zu günstigeren Preisen anbieten.
Nach wie vor legt der Supermarktbetreiber ein hohes Augenmerk auf die Preisgestaltung. So wird auch nach wie vor ein Teil der Waren – vor allem die mit hohem Verkaufsvolumen – direkt von der Palette oder direkt aus der Kiste verkauft. Das spart Zeit, Geld und Arbeitskraft. Im Fokus steht heute jedoch nicht mehr nur allein der Preis. „Wir wollen Qualität, Frische und attraktive Preise“, so Vandenrijt.
Weltweit ist der Lidl-Konzern, der eigenen Webseite zufolge, mit rund 11.200 Filialen in 29 Ländern präsent.
Ein Investitionsplan von 30 Millionen Euro
In Zukunft will Lidl weiter im Großherzogtum wachsen: Die bestehende Filiale in Beggen wird vergrößert und erneuert (Neueröffnung im Dezember 2021), während zwei neue Geschäfte in Koerich (Eröffnung 2022) und in Düdelingen (Eröffnung 2023) geplant sind. Insgesamt 30 Millionen Euro wird die Gruppe in diese drei Projekte investieren. Des Weiteren würde Lidl auch gerne ein Geschäft in Remich bauen, hat jedoch noch keinen passenden Standort gefunden. Die Dynamik auf dem Markt sei sehr positiv, so Denys Vandenrijt, ohne konkrete Zahlen zur Umsatzentwicklung zu nennen.
Sie müssen angemeldet sein um kommentieren zu können