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Wirtschafts-WachstumLuxemburg hat die Corona-Krise hinter sich gelassen

Wirtschafts-Wachstum / Luxemburg hat die Corona-Krise hinter sich gelassen
Die Luxemburger Wirtschaft hat sich in den letzten Monaten sehr gut geschlagen Foto: Christian Muller

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In Luxemburg läuft die Konjunktur auf Hochtouren. Die Auswirkungen der Corona-Krise hat die nationale Wirtschaft, im Gegensatz zur Europäischen Union, bereits seit Monaten hinter sich gelassen. Für 2021 kann mit einer Rekord-Wachstumsrate gerechnet werden.

Die Luxemburger Wirtschaft wächst mit einer Geschwindigkeit wie nur selten zuvor. In den Monaten April bis Juni 2021 lag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) hierzulande satte 11,8 Prozent über dem des Vorjahreszeitraums. Das hat Statec, auf Basis einer ersten Schätzung, am Donnerstag per Pressemeldung mitgeteilt. Eine höhere Wachstumsrate hat das statistische Institut in den letzten 25 Jahren nicht gemessen.

Man müsse die Zahl aber relativieren, meinte Statec-Experte Bastien Larue im Gespräch mit dem Tageblatt. Er weist darauf hin, dass sie nur so hoch ausfalle, da die Konjunktur im Vergleichszeitraum (April bis Juni 2020) besonders schlecht gelaufen sei. Damals habe auf dem Bau Stillstand geherrscht, und viele Geschäfte waren geschlossen, ruft er in Erinnerung. Mit einer starken Zuwachsrate sei demnach bereits ganz mechanisch zu rechnen, so der Statistiker.

In der gesamten EU wurden in den Monaten April bis Juni 2021 Zuwachsraten von über 13 Prozent verbucht.  Dass das Wachstum in der EU höher ausgefallen ist als in Luxemburg, liegt wiederum auch daran, dass die europäische Wirtschaft letztes Jahr unter Corona deutlich heftiger eingebrochen war als hierzulande.

3,5 Prozent über dem Niveau von vor der Krise

Schlussendlich steht Luxemburg wirtschaftlich heute besser da als die Gemeinschaft der EU. Den heftigen konjunkturellen Einbruch aus dem zweiten Quartal 2020 hatte das Land bereits vor Jahresende wieder überwunden. Zwischen September und Oktober 2020 hatte das Großherzogtum seine Wirtschaftsleistung von Ende 2019 (also vor der Krise) wieder erreicht. Die EU insgesamt leidet jedoch auch heute immer noch unter den Folgen der Krise. In der Union liegt die Wirtschaftsleistung aktuell noch 2,5 Prozent unter ihrem Niveau von vor der Krise, rechnet Bastien Larue vor. In Luxemburg hingegen ist die Wirtschaft im gleichen Zeitraum insgesamt um gute 3,5 Prozent gewachsen.

Die Chancen, dass die rekordverdächtige Wirtschaftswachstumsrate von 6 Prozent, die Statec laut den Prognosen für 2021 erwartet, auch eintreten wird, stehen gut. Da ändert wohl auch der kleine Rückgang im direkten Quartalsvergleich (verglichen mit den ersten drei Monaten 2021 war die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal 2021 um 0,5 Prozent rückläufig) nur wenig daran. Im ersten Quartal waren die Zahlen sehr gut. „In den ersten sechs Monaten haben wir bereits ein erworbenes Wachstum („acquis de croissance“) von 5,7 Prozent“, so Larue. Selbst wenn die Wirtschaft von nun bis Jahresende nur stagnieren würde, hätte man die Prognose bereits fast erreicht.

In den USA ist die Konjunkturerholung auch schon weiter fortgeschritten als in der EU, hatte die Nachrichtenagentur Reuters zuletzt berichtet. In den USA lag das BIP bereits im Frühjahr um 0,8 Prozent über dem Niveau des Schlussquartals von 2019. Die EU-Kommission sagt für das laufende Jahr beim BIP der Eurozone ein Plus von 4,8 Prozent voraus. Laut Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni könnte das Wachstum sogar noch höher ausfallen, so Reuters. Die Stimmung bei den Firmen sei gut.

Was nun die verschiedenen Wirtschaftssektoren in Luxemburg angeht, so sind, wie der Jahresvergleich zeigt, die Bereiche Bauwesen (plus 27,1 Prozent), Industrie (plus 25,1 Prozent) und Handel/Restauration (plus 20,9 Prozent) klar auf dem Weg der Erholung. Gleichzeitig weisen auch andere Sektoren, wie ICT (plus 15,9 Prozent) und Unternehmensdienstleistungen (plus 10 Prozent) hohe Wachstumszahlen auf. In keinem Sektor wurden, im Jahresvergleich, Rückgänge gemessen.

Auch der Luxemburger Arbeitsmarkt hat Corona bereits hinter sich gelassen. Nach einem sprunghaften Anstieg zu Beginn der Krise liegt die Zahl der Arbeitssuchenden hierzulande seit Sommer 2021 wieder unter dem Niveau von vor der Krise. In der EU und in den USA ist das nicht der Fall: Europaweit lag die Zahl der Arbeitslosen im August 2021 mit 14,5 Millionen Menschen immer noch fast eine halbe Million über der Zahl von Februar 2020. Schlimmer noch in den USA: Dort waren im August 2021 mit 8,4 Millionen Arbeitssuchenden immer noch rund 2,6 Millionen Menschen mehr auf Arbeitssuche als vor Corona.