Warme Sommernächte, hohe Luftfeuchtigkeit in Schlafräumen, unruhige Nächte – in den Sommermonaten schwitzen die Menschen in den Ländern Europas besonders stark. Was passiert eigentlich auf unseren Ruhestätten, mit welchen Mitbewohnern teilen wir auch bei Normaltemperaturen unsere Kissen?
Forscher untersuchen Bettwäsche
Für solche Fragen interessiert sich auch die Wissenschaft. Der US-amerikanische Mikrobiologe Philip M. Tierno untersuchte mit anderen Forschern des Instituts für Mikrobiologie der New York University eine Vielzahl von synthetischen und Federkissen sowie Bettbezüge und kam zu einem unappetitlichen Ergebnis: Bereits nach eineinhalb Jahren Gebrauch kann sich ein Bettkissen in ein Biotop für 17 Pilzkulturen verwandeln, Milben und Bakterien noch nicht eingerechnet. Sein Fazit: Hygiene im Bett kann vor Krankheiten schützen.
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Den Berechnungen der Forscher zufolge verliert der Mensch jährlich 83 Liter Schweiß im Bett. Zusammen mit anderen Körperflüssigkeiten und -sekreten, Hautschuppen und Haaren bildet das Ganze bei körperwarmen Temperaturen ein ideales Umfeld für das Anwachsen von Pilzkulturen und Bakterienstämmen. Darüber hinaus sammeln sich noch weitere unerwünschte „Gäste“ im Bett an. Staubpartikel, Pollen, Mikroben aus der Umwelt, Tierschuppen, Hausmilben tummeln sich in der Bettwäsche und können zu einem hochallergenen Gemisch werden, das – so Tierno – bereits nach einer Woche wirksam werden sowie Husten- und Niesreiz hervorrufen kann. Bereits nach nur sieben Tagen dringe das Pilz- und Mikrobengemisch aus der Bettwäsche in die Matratzen ein und vermehre sich dort weiter.
Allergierisiko erhöht
„Selbst wenn Sie bislang keine Allergien hatten, erhöht sich beim Schlafen in solch einem Milieu Ihre allergene Bereitschaft“, so Tierno. Insbesondere asthmatische Reaktionen werden durch den Kontakt mit dem Mikrobengemisch bevorzugt ausgelöst. Bedenkt man, dass den aktuellen Statistiken zufolge jeder sechste US-Bürger unter Allergien leidet, sind die Warnungen des Mikrobiologischen Instituts in New York nicht unbegründet. Philip Tierno schreckt dabei nicht vor drastischen Vergleichen zurück: „Wenn Sie einen Hundehaufen mit der Hand berühren, haben Sie das dringende Bedürfnis, sich zu waschen. Das, was sich in Ihrem Bett abspielt, ist mikrobiologisch etwa vergleichbar und man stellt sich die Frage: Möchte man wirklich in diesem Sud schlafen?“
Regelmäßiger Wäschewechsel
Die Folgeempfehlung ist einfach und deutlich: Mindestens alle acht Tage sollte man sein Bettzeug wechseln und das gebrauchte mit mindestens 60 Grad waschen, und dies nicht nur in den warmen Sommermonaten, sondern auch zu den anderen Jahreszeiten. Denn wir schwitzen nicht nur in den Sommermonaten. Auch in der kälteren Jahreszeit schwitzen wir während der Nacht erheblich. Auch bestimmte Medikamente oder die weiblichen Wechseljahre können zu verstärktem Schwitzen in der Nacht führen, dann sollte die Wäsche eventuell noch häufiger in die Waschmaschine kommen, denn nur dies allein hilft, die Mikroben abzutöten und ein hygienisches Schlafen zu ermöglichen.
Und die Kissen?
Kissen sollten mindestens ein- oder zweimal im Jahr gewaschen werden. Haben sie Schweißflecken oder unangenehme Gerüche, ist auch hier eine Zwischendurchwäsche sinnvoll. Ein Blick auf das Etikett mit Waschanleitung ist der erste Schritt zur richtigen Reinigung der Kissen. In der Regel wird die Temperatur nicht zu hoch gewählt und auch der Schleudergang sollte eher niedrig sein.
Tipps für gängige Kopfkissenmaterialien:
Daunenkissen können im Programm für Wolle bei einer Temperatur von 40 Grad Celsius gereinigt werden.
Mikrofaserkissen benötigen ein Waschmittel für synthetische Fasern und können bei 60 Grad Celsius gewaschen werden.
Polyesterkissen und Latexkissen wäscht man am besten per Hand oder man gibt sie in die Reinigung.
Legt man zwei Tischtennisbälle mit in die Maschine, bleibt die Kissenfüllung beim Waschvorgang besser verteilt. Aber Achtung: die Bälle sollten nicht abfärben!
Oftmals dürfen die Kissen im Anschluss in den Trockner gegeben werden (siehe Pflegeanleitung).
Weitere Keimschleudern im Alltag
Das Mikrobiologische Institut untersuchte nicht nur Bettwäsche. Auch andere Dinge, mit denen wir im Alltag unentwegt zu tun haben, können sich als wahre Keimschleudern erweisen. In deutlicher Form erklärt der Wissenschaftler Tierno: „Eine Computertastatur kann keimiger sein als ein Toilettensitz.“ Belegt mit Daten heißt dies: Auf einem normal gereinigten WC-Sitz finden sich etwa 50 Bakterien je Quadratzentimeter. Auf einer Tastatur fanden die Mikrobiologen die 400-fache Anzahl. Untersuchungen im Chicago Hospital wiesen multiresistente Keime (sogenannte MRSA) noch 24 Stunden nach der letzten Benutzung eines Rechners nach, darunter Krankheitserreger wie Staphylokokken und Streptokokken. Vor allem Tastaturen von Geräten, an denen mehrere Personen ständig arbeiten, waren selbst in hochsensiblen Klinikräumen nicht steril. Das Nationale Zentrum für Gesundheitsforschung empfiehlt daher die tägliche Desinfektion dieser Geräte – eine Empfehlung, die, so internationale Untersuchungen, jedoch nur selten eingehalten wird.
Auch alltägliche Gegenstände wie Mobiltelefone können sich als wahre Keimträger erweisen. „Smartphones haben sich als eine neue Art von Krankheitsüberträgern erwiesen“, erklärt Philip Tierno. Die mobilen Geräte begleiten uns überall hin, zu Tisch, ins Bad, ins Freie oder zu Bett, als wären es Verlängerungen unserer Hände. Auch hier sollte man darauf achten, so die Forscher, dass man sein Mobiltelefon regelmäßig desinfiziert, um nicht auf diesem Weg Bakterien und Keime mit in das Schlafgemach zu tragen!
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