Sie hatten sich alle drei so viel vorgenommen: Klare Botschaften, Schärfung des Profils und eine engagierte Debatte. Und doch wurde beim ersten TV-Triell nicht eindeutig, für welche konkrete Politik die einzelnen Kandidaten eigentlich standen. Es gab durchaus manch erfrischenden direkten Schlagabtausch zwischen Laschet, Baerbock und Scholz. Doch insgesamt beherrschte das Prinzip Vorsicht das erste Triell.
In der Fußball-Sprache: Ein Spiel, in dem vor allem die Verteidigung überzeugte.
Um es vorwegzunehmen: Eine klare Siegerin oder einen klaren Verlierer gab es nicht. Der zuletzt arg gescholtene Unionskandidat Armin Laschet gab sich angriffslustig, blieb aber viele Antworten schuldig. Im Schlusswort stellte er seine Standhaftigkeit heraus, wenn der Wind mal ins Gesicht bläst. Sympathisch, aber nicht überzeugend.
Der SPD-Spitzenmann Olaf Scholz spielte seine Stärke als Regierungsfachmann aus und war sichtlich bemüht, alles in einem unaufgeregten, vernünftigen Rahmen zu halten. Wie er die gewaltigen Herausforderungen der Zukunft aber anpacken will, ließ er offen. Und die am Anfang in die Kampagne gestolperte Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock versuchte, so konkret wie möglich ihr Regierungsprogramm zu verkaufen – verstand es aber nicht, sie zu einem Konzept zusammenzubinden.
Gepatzt hat niemand, aber es fehlt auch der prägende Satz, der überraschende Moment.
Baerbock präsentierte einen breiten Katalog von Forderungen und Verboten – nicht alles unvernünftig, aber sehr restriktiv. Laschet betonte den offenen Prozess von Freiheit und Wachstum, blieb aber im Ungefähren, während es Scholz um Sicherheit und Solidarität ging, ohne zu sagen, wer die Rechnung zahlt.
Bis es klar wird, was die Kandidaten wirklich wollen, muss es noch weitere Runden geben.
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