Der Duden beschreibt unter dem Schlagwort „Dolce Vita“: „Luxuriöses Leben, das aus Müßiggang und Vergnügungen besteht.“ Fragt man einen Italiener, so könnte dieser die Definition ohne Weiteres bestätigen. Doch nur die allerwenigsten können sich in Reichtum und Luxus sonnen, so einfach in den Tag hineinleben und vor lauter Langeweile den unsinnigsten Beschäftigungen nachgehen. Die meisten Italiener mühen sich im Alltag, die notwendigen Mittel zu erwirtschaften, um das Leben ihrer Familie und ihr eigenes zu unterhalten. Und dennoch ist ihr Lebensstil ein ganz eigener, geprägt von einer Leichtigkeit, um die viele Menschen aus den nordalpinen Ländern die Italiener – und nicht nur sie, sondern viele Südeuropäer – beneiden. Sicher mag das mediterrane Klima mit seinen sonnendurchfluteten Sommern und den meist milderen Wintern dazu beitragen. Vor allem ist es auch eine Mentalitätsfrage, die ein italienischer Freund einmal mit dem Unterschied zwischen Deutschen und Italienern beschrieb: Die Deutschen leben, um zu arbeiten – die Italiener arbeiten, um zu leben.
Dabei arbeiten Italiener nicht weniger als Deutsche oder Luxemburger. Die Millionen Beschäftigten in Industrie, Handwerk und Landwirtschaft sehen sich tagtäglich genau einem solchen Arbeitspensum gegenüber wie ihre Kollegen nördlich der Landesgrenzen. Den Unterschied macht vielleicht die Herangehensweise an die tägliche Arbeitsaufgabe. Es ist etwas anderes, wenn man zu Hause nach dem Erwachen mit eher weniger Ruhe einen Kaffee trinkt und hastig ein erstes Frühstück zu sich nimmt, als wenn man mit Kollegen, Nachbarn oder Freunden vor Arbeitsbeginn in der Lieblingsbar einen Cappuccino oder Espresso mit einem süßen Hörnchen genießt, die jüngsten Neuigkeiten austauscht und so gut informiert und gelaunt zur Arbeit schreitet. Wer fröhlich ist, arbeitet besser und erfüllt seine Aufgaben schneller und präziser als ein müder, unzufriedener Mensch – eine Volksweisheit, von zahllosen psychologischen Studien bestätigt.
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