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Editorial Weshalb Sie sich besser nicht auf „Gouvalert.lu“ verlassen

Editorial /  Weshalb Sie sich besser nicht auf „Gouvalert.lu“ verlassen
Achtung Alarm: Die Gouvalert-App bei ihrer Präsentation im Oktober 2018  Archivfoto: Editpress/Hervé Montaigu

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Anders als in anderen Ländern haben die Überschwemmungen vor anderthalb Wochen in Luxemburg keine Todesopfer gefordert. Schaut man sich die Bilder aus den Überflutungsgebieten bei uns an, kann man eigentlich nur zu einem Schluss kommen: Das lag bestimmt nicht daran, dass die Wassermassen hier weniger katastrophal übers Land rollten. Vielmehr scheint Luxemburg neben einer guten Portion Glück auch über eine gewisse „Soft Power“ zu verfügen. Die Leute vor Ort, die von CGDIS, von der Polizei, aus den Rathäusern, Nachbarn und Freiwillige, sie waren in den Überschwemmungsgebieten und sind der Situation so gut begegnet, wie es ihnen nur möglich war. 

Die andere Frage ist, wie es in den Etagen darüber aussieht. Und da klingelt etwas … – eben nicht: die viel gescholtene Luxemburger Katastrophen-Warn-App Gouvalert.lu. Chef-Retter Paul Schroeder gab bei der Regierungs-Pressekonferenz zur Flut freimütig zu, dass man wohl „im Eifer des Gefechts“ vergessen hatte, auf das entsprechende Knöpfchen zu drücken. Erst gegen Mitternacht – mindestens einen halben Tag nachdem absolut klar war, dass die Regenfälle am Mittwoch massive Probleme auslösen würden – ging eine Warnung über Gouvalert raus. So wirklich böse kann man dem CGDIS-Chef eigentlich nicht sein. Denn irgendwie scheint niemand das kleine Programm zu mögen. 

Gouvalert.lu wurde im Oktober 2018 vom damaligen Innenminister Dan Kersch vorgestellt. Und was die App nicht alles können sollte: Notrufe mit direkter Übermittlung der Koordinaten, Benachrichtigungen im Falle eines nationalen Alarms, Benachrichtigungen bei einem lokalen Alarm (auch dazu sollte die Position des Handys genutzt werden). In seine Präsentation steckte der Innenminister beeindruckende Beispiel-Screenshots von Warnmeldungen: „Neuer Alarm – Hochwasser – A3 zwischen Luxemburg-Stadt und Frankreich gesperrt“ – „Nationaler Alarm – Großbrand in Hamm“. Die App-Operateure sollten auf einer Karte genau einzeichnen können, für welche Bereiche ein Alarm gilt. Und alle Handys, die sich im Bereich finden – oder dort hineinkommen – alarmieren munter ihre Besitzer. Bei Problemen mit der App – so suggeriert die Präsentation – steht die freundliche Callcenter-Dame vom Guichet.lu-Helpdesk bereit. 

All das schien eigentlich nie so richtig zu funktionieren, spätestens bei der Flut in der vorvergangenen Woche war aber klar: Ernsthaft verlassen sollte sich niemand auf Gouvalert.lu. 

Taina Bofferding erbte das tolle Programm und seine Probleme, als sie zwei Monate nach Kerschs Präsentation auf den Innenministerstuhl nachrückte. Spätestens Anfang 2020 brachte Gouvalert sie erstmals ins Lavieren. Im Februar jenen Jahres stand das Wasser unter anderem meterhoch auf den Straßen von Mersch, Ettelbrück und Bissen – während die Premium-App der Regierung mal wieder keinen Pieps von sich gab. Auch die Mosel war übers Ufer getreten, was Grevenmachers CSV-Bürgermeister Léon Gloden zu einer parlamentarischen Frage zu der App veranlasste, die sich etwas gekürzt mit den Worten zusammenfassen lässt: „Firwat?“

Bofferding erklärte: Gouvalert werde nur für „größere Interventionen“ oder im Rahmen von „Krisensituationen“ aktiviert. Und die Überschwemmungen im Februar 2020 seien weder das eine noch das andere gewesen. Da hatte Dan Kerschs Präsentation im Jahr 2018 wohl etwas Falsches suggeriert. Die Innenministerin verriet in ihrer Antwort auch: Es wird an einem Update gearbeitet. Das solle künftig eine noch effizientere und auch einheitliche Alarmierung von Personen ermöglichen.

Das Update wird offenbar grandios – denn es ist auch anderthalb Jahre später noch in Arbeit: „Wir sind dabei, die App zu reformieren, weil wir uns da gerne andere Standards geben würden“, sagte Bofferding bei der Hochwasserpressekonferenz. Dazu gehört natürlich auch, dass einfach mehr Nutzer das Katastrophen-Programm installieren. Denn wie so oft liegt die Ursache für die Probleme natürlich nicht ausschließlich bei der Regierung. „Wenn wenige Menschen die App nutzen, können wir auch nicht unsere wichtigen Nachrichten an die Bevölkerung senden“, sagte Bofferding.

J.C. Kemp
26. Juli 2021 - 18.29

Was mich an dieser App am meisten irritiert: Auf der ersten Seite befindet sich ein Knopf, der die 112 anruft. Sollte einmal ein Kind das Telefon greifen, die App öffnen und schon ist das orange-leuchtende Knöpfchen gedrückt.
Habe diese sinnlose App, so wie sie jetzt ist, gelöscht. Vielleicht hätte man jemand fragen sollen, der sich mit sowas auskennt!

Romain Juni
26. Juli 2021 - 17.09

Man kann sich auf keine Regierung verlassen! Genauso bei Covid und all den Regeln die ständig neu definiert werden.Ich verlasse mich nur noch auf Gott und an den glaube ich auch nicht.Bleibt gesund und trocken.

Jimbo
26. Juli 2021 - 16.56

App löschen,
mat der Steiergeldverschwendung ophalen
a wei freier Sirenen ophänken vir ze warnen…

Immens
26. Juli 2021 - 16.46

"Chef-Retter Paul Schroeder gab bei der Regierungs-Pressekonferenz zur Flut freimütig zu, dass man wohl „im Eifer des Gefechts“ vergessen hatte, auf das entsprechende Knöpfchen zu drücken." KOLOSSAL!

De klenge Frechdachs
26. Juli 2021 - 11.07

Engersäits komplett Inkompetenz op der Säit vu Regierung an all betraffe Leit vun dem Projet, anersäits mir de Bierger, déi sech entweder vun esou Präsentatiounen ëmmer nees blende loossen (méi Schein wéi sein), oder just schëllerzuckend et zur Kenntnis huelen, well et eben net déi éischt a läscht Kéier ass, wou mir wäerten enttäuscht ginn.

Schéin dass nach hannerfrot gëtt, dat och mol esou e kriteschen Artikel publizéiert gëtt.

Ech froe mech just, wat et alles bréngt, wann et dono erëm a Vergiessenheet geréit. Konsequenze vun Inkompetenz schéngt et just beim gemenge Foussvollek ze ginn.