Nachdem Against-Me!-Frontfrau Laura Jane Grace – früher Frontmann Tom Gabel – auf den beiden Alben „Transgender Dysphoria Blues“ (2014) und „Shape Shift With Me“ (2016) den Kampf mit ihrer Transidentität und gegen die Intoleranz, auf die sie tagtäglich stößt, thematisierte, fokussiert sich ihr erstes waschechtes Solo-Album (zählt man die unter dem Namen Tom Gabel veröffentlichte EP „Heart Burns“ und das mit dem Trio The Devouring Mothers aufgenommene „Bought To Rot“ nicht mit) auf das Leben im Lockdown, Donald Trump und das gläubige US-Amerika.
Die Platte hätte eigentlich mit ihrer Band geschrieben werden sollen. Weil diese aufgrund der Pandemie quer durch das Land verteilt war, entschied sich die Musikerin dafür, diese Tracks in spärlich instrumentierter Version zu veröffentlichen, kontaktierte den Kultproduzenten Steve Albini und nahm mit ihm die 14 Songs lange und 28 Minuten kurze Platte innerhalb von zwei Tagen auf (was für jemanden wie Albini eine durchschnittlich lange Recording-Session darstellen dürfte).
Die Songs darauf sind rotzig und kurz und zeugen vom Melodiegespür der Sängerin, die meisten Tracks klingen wie akustische Versionen von Punk-Songs, die mit voller Instrumentierung allerdings mitreißender ausgefallen wären.
Leider ähneln sich die 14 Tracks oft zu sehr, Songs wie „The Mountain“ und „Blood & Thunder“ stellen eine angenehme Abwechslung dar, weil es waschechte Balladen sind. „SuperNatural Possession“ und „Ice Cream Song“ kommen mit Beat und elektrischen Gitarren respektive Bläsern aus und wirken ausgefleischter als die oft nur von geschrammelten Akustikgitarren begleiteten Songs.
Man hat zudem nicht nur den Eindruck, dass die Mitstreiter fehlen, sondern stellt fest, dass die Texte, weil ihnen die Dringlichkeit und die persönlich-intime Komponente eines Albums wie „Transgender Dysphoria Blues“ teilweise abhandenkommen, etwas schwächeln. So macht dieses kurze Soloalbum vor allem Lust auf den nächsten Streich von Against Me!. (Jeff Schinker)
Bewertung: 6/10
Anspieltipps: The Swimming Pool Song, Why Kant I Be You, SuperNatural Possession
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