Frühe Kindheit
Geboren wurde Annelies Marie am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main. Die Familie Frank gehörte zum reformierten Judentum. Sie feierte zwar die traditionellen Feste ihrer Religion, folgten ansonsten jedoch nicht den strengen jüdischen Regeln. Die Freunde der Familie kamen aus katholischen, evangelischen oder auch nichtreligiösen Kreisen – niemand fragte zu dieser Zeit nach Religionszugehörigkeit. Anne, wie Annelies Marie von allen Familienmitgliedern genannt wurde, hatte ein fröhliches Kinderleben. Gern fuhr sie auch mit der Mutter und der zwei Jahre älteren Schwester Margot zur Oma nach Basel in die Schweiz. Ein dort lebender Cousin beschrieb sie als ein Mädchen, das viel und gern lachte. Andere Freunde meinten, dass Margot sehr still gewesen sei, während Anne ein richtiger Wildfang war, der auch gern mit Jungs raufte.
Flucht aus Deutschland
Als 1933 die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland an sich rissen, begann für Menschen jüdischen Glaubens eine schwere Zeit. Die Nazis erklärten das Judentum als eine Rasse, und nicht wie bislang als eine Religionsgemeinschaft. Auch Katholiken und Protestanten, die ursprünglich aus Familien jüdischen Glaubens stammten, wurden durch Gesetze zu „Juden“ erklärt und vielfach verfolgt. Otto Frank hielt es für sicherer, mit seiner Familie aus Deutschland fortzuziehen. Er erhielt das Angebot, in Amsterdam eine Zweigstelle der Firma Opekta zu leiten. Opekta – der Name stammt vom Obst-Pektin aus dem Apfel – stellte Geliermittel für Marmeladen her. In ihrer neuen Umgebung fand Anne viele Freunde, holländische Mitschüler, aber auch aus anderen jüdischen deutschen Familien, die vor den Nazis nach Amsterdam geflohen waren. Mehr und mehr sprach Anne Niederländisch, auch der Unterricht wurde in dieser Sprache abgehalten.
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Bis zu ihrem 10. Geburtstag verlebte Anne in Amsterdam eine angenehme Kindheit. Zwar kamen Nachrichten aus Deutschland über die dortige Verfolgung der Juden, doch fühlte sich die Familie in den Niederlanden sicher.
Doch am 10. Mai 1940, etwa einen Monat vor Annes elftem Geburtstag, überfiel die deutsche Wehrmacht die Niederlande. Die damalige Königin Wilhelmina floh nach England. Die deutschen Besatzer führten nun auch in Holland die diskriminierenden Judengesetze ein. Menschen wurden verhaftet und verschleppt.
Das Versteck
Wieder war es der Vater, der versuchte, seine Familie zu retten. Im Hinterhaus des Betriebs hatte Otto Frank ein Versteck eingerichtet. Der Zugang verbarg sich hinter einem Bücherregal. Ab dem 5. Juli 1942 versteckte sich hier die Familie. Das Versteck war sehr klein und beengt, tagsüber durfte keiner der dort Lebenden Geräusche machen oder sich am Fenster zeigen. Zu ihrem 13. Geburtstag hatte Anne ein Tagebuch bekommen. Dieses wurde nun zu ihrer engsten Freundin. Sie nannte es „Kitty“ und schrieb all ihre Gedanken – auf Niederländisch – an ihre neue „Freundin“. Etwas mehr als zwei Jahre konnte sich die Familie Frank dort verstecken.
Verhaftung und Deportation
Am 4. August 1944 wurde ihr Versteck von den Deutschen entdeckt. Die Familie Frank kam zunächst in ein Durchgangslager in Holland. Von dort fuhr sie mit dem letzten Transport, der von Holland ausging, am 3. September 1944 nach Auschwitz-Birkenau. Bei der Ankunft im Lager wurden Mutter und Töchter vom Vater getrennt. Unter schwierigsten Bedingungen lebten sie im Frauenlager in Birkenau. Annes Mutter verstarb im Januar im Lager. Margot und Anne wurden von den Deutschen in das Lager Bergen-Belsen verschleppt. Wenige Tage vor der Befreiung im März 1945 verstarben dort die Schwestern, als erste Margot, drei Tage später Anne.
Das Vermächtnis
Otto Frank überlebte als Einziger der Familie im Männerlager von Birkenau. Am 27. Januar erlebte er die Befreiung durch die sowjetische Armee. Nach kurzer Genesungszeit kehrte er nach Amsterdam zurück. Er erhielt von Freunden das Tagebuch seiner Tochter Anne, das er 1953 veröffentlichte. Seit dieser Zeit gilt das Tagebuch der Anne Frank als eines der bedeutendsten Vermächtnisse der verfolgten jüdischen Menschen. Es wurde vielfach übersetzt, seine Geschichte mehrfach verfilmt.
Anne Frank. Dagebuch. Op Lëtzebuergesch iwwerdroe vum Jeanny Friederich-Schmit.
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