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EditorialWohnungsnot und Denkmalschutz: Von Scheinargumenten und -debatten

Editorial / Wohnungsnot und Denkmalschutz: Von Scheinargumenten und -debatten
 Foto: Peter Kleijnenburg

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Ein aktueller Artikel zum Thema Denkmalschutz zeigt eine andere dunkle Seite des Wohnungsmangels und der damit verbundenen Spekulation: die Zerstörung des architektonischen Erbes. Zweifellos kann man einige der Argumente, die Denkmalschutzaktivisten vorbringen, hinterfragen. Die Forderung, jedes Gebäude, das vor einem bestimmten Datum gebaut wurde, automatisch zu schützen, ist eine, mit der sich nicht jeder anfreunden kann. Es stellt sich dabei die ewige Frage: „Ist das Kunst oder kann das weg?“ Ist z.B. jedes Haus aus dem 19. Jahrhundert automatisch so wertvoll, dass es sinnvoll ist, es aufwendig zu sanieren? Die Antwort wird wohl von Fall zu Fall unterschiedlich ausfallen.

Das „Logement“-Problem hat drastische Ausmaße angenommen. Eine solche außergewöhnliche Situation erfordert außergewöhnliche Maßnahmen, etwa von einer sehr schmerzhaften Besteuerung ungenützten Baulands bis zur radikalen Enteignung. Auch „dichter bauen“ ist durchaus eine Option. Bauunternehmer bedienen sich allerdings gerne dieses Arguments, um den Abriss alter Bausubstanz zu rechtfertigen. Doch inwiefern schafft die massenhafte Zerstörung von altem Baugut zusätzlichen Wohnraum, wenn noch anderswo Baugrund zur Verfügung steht, fragen Denkmalschützer. In einer ersten Phase wird zunächst einmal Wohnraum dem Markt entzogen, was die Preisspirale weiter antreibt, vor allem, wenn Häuser jahrelang leer stehen, bis die Zeit bzw. der Preis reif ist.

Denkmalschützer bringen noch andere Argumente ins Spiel, die in der öffentlichen Debatte leider allzu oft außen vor gelassen werden: Die zahlreichen Baustellen, die der Zyklus von abreißen und neu bauen mit sich bringt, beeinträchtigt in hohem Maße die Lebensqualität der Anwohner. Hinzu kommt ein emotionales Argument: Die örtlichen Bezugspunkte, die uns Architektur bietet, verschwinden heute wesentlich schneller. Städte (und mittlerweile auch Dörfer) verändern ihr Antlitz nicht mehr über mehrere Generationen hinweg, sondern bereits innerhalb einer Generation. Doch die Verbundenheit der Menschen mit dem Ort, wo sie aufgewachsen sind oder lange wohnen, und den damit verbundenen Erinnerungen ist ein wesentlicher Bestandteil der Lebensqualität, der allerdings gegenüber dem Gesetz von Angebot und Nachfrage natürlich nicht ins Gewicht fällt. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass etwas Neues zu bauen, anstatt das noch Brauchbare zu nutzen, eine Verschwendung von Ressourcen ist.

Doch auch wenn man die Logik des Marktes akzeptiert, gibt es ein Detail in dieser Debatte, das zu denken geben sollte. Im Oktober 2020 erzwangen Denkmalschützer mittels einer Petition eine Debatte im Parlament. Allerdings sei diese eine herbe Enttäuschung gewesen, berichten Aktivisten: außer Reden nichts gewesen. Verwiesen wird in diesem Fall von der Politik auf das sich in Planung befindende neue Denkmalschutzgesetz. Warum also eine öffentliche Debatte, wenn die Würfel schon gefallen sind? Angesichts solcher Beispiele braucht man sich nicht wegen Politikverdrossenheit zu wundern. Außergewöhnliche Situationen wie die Wohnungsnot, aber auch die Zerstörung des architektonischen Erbes, erfordern außergewöhnliche Maßnahmen, und keine Scheindebatten.

Verlogene Grüne Welt?
12. Juni 2021 - 10.43

Alles zubetonieren und sich dann wundern wenn bei einem Gewitter, wie es sie immer gab die Keller überschwemmen. Die Agrarflächen versiegeln und sich dann wundern wenn die Erde mit der ganzen Gülle die der Bauer eben noch mühevoll mit dem 500PS Trecker ausgebracht hat durch die Dorfstrasse hinunter fliesst. Das nennt man dann Schlamm. Die Grünen freuts, Klimawandel, Klimawandel schreien die dann und kommen gleich mit einer neuen Steuer um die Ecke. Passt zwar nicht 100% zu diesem Artikel, aber "all Ursach as gud..." (siehe Überschrift)?

Gilli
11. Juni 2021 - 19.44

Schmit Tom;
Stimmt ganz genau,inklusiv verschiedene Politbonzen,
egal welche Farbe, der Kleinverdiener ist denen sowieso
komplett egal.Dubai lässt grüssen.

Valentini
11. Juni 2021 - 10.44

Conserver le patrimoine architectonique veut dire conserver la mémoire historique d'un pays. Sans mémoire, un pays est culturellement mort. Je suis d'accord que pas toutes les maisons anciennes sont à préserver, mais les éliminer systématiquement comme on est en train de faire actuellement à Luxembourg, est un délit, qui prive les générations futures du sens d'appartenance à une culture précise. Et si on veut parler "argent", qui semble être le seul sujet intéressant pour les promoteurs, mais pour les instances officielles aussi, quel touriste sera encouragé à visiter une ville où il y a des casemates, c'est vrai, mais entourés par des rectangles en bétons marron et anthracite avec des petits trous, rectangulaires aussi, dans les murs? La capitale sera bientôt caractérisée et connue par un nouveau style style "anonyme". Welcome to Luxemburg !

Schmit Tom
11. Juni 2021 - 6.39

In Luxemburg regieren die Kuhns Beccas Gios und Cos.
Jeder Quadratmeter wird zu Geld gemacht.

Rosie
10. Juni 2021 - 21.43

Da wird furchtbar übertrieben, wir brauchen nur einen alten Bauernhof, einen alten Hochofen, eine alte Villa dann ist's aber gut.