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KlangweltenDas Licht nach der schwarzen Meile

Klangwelten / Das Licht nach der schwarzen Meile
Manchester Orchestra – The Million Masks Of God

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Nach dem melancholischen Meisterwerk „A Black Mile To The Surface“ (2017), das den punkig angehauchten Blues-Core (eine Mischung also zwischen Blues und Hardcore) der ersten Platten und das schizophrene Klangbild zwischen kratzbürstigen Rock und melancholischer Akustik der Zwillingsalben „Hope“ und „Cope“ gegen eingängigen, leicht orchestralen, stets einfühlsamen Indie-Rock eingetauscht hatte, stellten Kritiker und Fans sich die Frage, welche weitere Soundentwicklung man von dieser sehr wandlungsfähigen Band erwarten konnte, die dank der einprägsamen Stimme ihres Sängers Andie Hull (eine Mischung aus Ben Gibbard von Death Cab for Cutie und Jim James von My Morning Jacket) dann doch stets wiedererkennbar bleibt.

Nun, das etwas pompös betitelte „The Million Masks Of God“ ist das lichtdurchflutetere, jedoch auch schwächere Pendant zu seinem Vorgänger. Dabei folgt das Album in seiner Struktur dem Aufbau von „A Black Mile To The Surface“ quasi punktgenau – der Opener „Inaudible“ erinnert nicht nur ein bisschen an den „Black-Mile“-Opener „The Maze“, die erste Hälfte beinhaltet mit den Single-Auskoppelungen „Keel Timing“ und „Bed Head“ sowie den beiden Highlights „Angel Of Death“ und „Annie“ zwar voraussehbaren, aber äußerst starken Indie-Rock mit beeindruckender Instrumentierung und einem phänomenalen Melodiegespür – und kann so durchaus mit den tollen Nummern des Vorgängers mithalten.

Im Allgemeinen befinden sich die stärksten Songs auf der ersten Hälfte, wohingegen die zweite Hälfte mit einer Vielzahl an akustischen, etwas zu einfach gestrickten Nummern daherkommt, die sich manchmal zu sehr auf Andy Hulls tolle Stimme verlassen (die etwas trägen „Telepathy“, „Obstacle“ und „Way Back“ klingen leider wie nette B-Seiten). Hinzu kommt eine zwar sehr präzise, detailverliebte Produktion, die die Soundschichten streckenweise etwas zu dick aufträgt.

Wo die Band auf den beiden Platten „Cope“ und „Hope“ jeden Song in einer jeweils rockigen und akustischen Version veröffentlichten, wirkt es hier, als habe man die beiden Konzepte zusammengelegt und auf die A- und B-Seite des Albums verteilt. Das ändert nichts daran, dass sich auch auf der akustischeren Seite mit „Let It Storm“, „Dinosaur“ und dem abschließenden „The Internet“ einige sehr schöne Tracks verbergen – an die konzeptuelle Dringlichkeit und songtechnische Brillanz der vorigen Platte kommt die Band hier trotzdem nicht heran. (Jeff Schinker)

Bewertung: 7/10

Abspieltipps: Angel of Death, Annie, Let It Storm