Samstag27. Dezember 2025

Demaart Zu Demaart

Headlines

Formel 1 in MonacoKult und Klassiker: Faszination-Garantie im Cockpit – Langeweile-Gefahr für die Zuschauer

Formel 1 in Monaco / Kult und Klassiker: Faszination-Garantie im Cockpit – Langeweile-Gefahr für die Zuschauer
In den engen Straßen von Monaco sind Überholmanöver für Charles Leclerc und Co. kaum möglich Foto: Valery Hache/AFP

Jetzt weiterlesen !

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Oder schließen Sie ein Abo ab.

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Faszinierend finden alle Piloten die Runden in einer für die Formel 1 eigentlich unwirklichen Umgebung. Das Rennen in Monaco hat aber auch ein großes Problem. Es gibt zwar eine Faszination-Garantie im Cockpit, gleichzeitig herrscht aber Langeweile-Gefahr für die Zuschauer.

Aus den Fahrern sprudelt die Begeisterung förmlich heraus. Die Augen sind groß und strahlen, auch hinter dem Mund-Nase-Schutz ist ein anhaltendes Lächeln erkennbar. Besonders für die Rookies ist der Kurs in den engen Straßen von Monte Carlo aber eine noch größere Herausforderung. Dies musste auch Mick Schumacher am Donnerstag erfahren: „Jetzt kenne ich das Limit“, sagte der Formel-1-Neuling nach seiner Bandenberührung mit dem Haas-Rennwagen im Training.

Das Limit sind vor allem die Leitplanken, 21 Kilometer wurden wieder verbaut. Bilder von heute ähneln zumindest ohne Autos den Bildern vergangener Jahre und Jahrzehnte: Die Strecke mit legendären Passagen wie entlang dem Pool, durch den Tunnel, durch die Rascasse – sie hat sich eigentlich nie großartig verändert. Sie ist Kult, sie bleibt Kult. Monaco ist der Klassiker der Formel 1. „Was du an dem gesamten Wochenende erlebst, ist faszinierend“, sagt Superstar Lewis Hamilton: „Und das ändert sich nie.“

Überholen fast unmöglich

Der Blick durchs Visier aus dem Cockpit, mehr als 50 Schaltvorgänge auf einer Runde, 19 Kurven auf 3,337 Kilometern, ein Top-Speed von immer noch rund 290 km/h, Rad-an-Leitplanke – das sind die Fahrererlebnisse von Monaco. Doch Weitblicker Hamilton hat auch die Zuschauer im Sichtfeld, seien es die 7.500, die an diesem Wochenende pro Tag zugelassen sind, oder die Fans vor den Fernsehern, Laptops, Tabletts oder Smartphones, die das Rennen am Sonntag (15.00 Uhr) verfolgen.

Für die Piloten um Max Verstappen ist der Stadtkurs eine große Herausforderung
Für die Piloten um Max Verstappen ist der Stadtkurs eine große Herausforderung Foto: Hasan Bratic/dpa

„Am Sonntag wirst du einen Zug sehen und die Fans wissen jetzt schon, dass das passieren wird“, sagt Hamilton. Seit 2000 liegt der Durchschnittswert an Überholmanövern im Fürstentum bei etwas über acht pro Rennen. 2019 waren es ohne den Re-Start mitzurechnen zwei Überholmanöver gewesen. Der Sieger hatte auch die Pole geholt und hieß Hamilton. Wie überhaupt in den vergangenen Jahren der beste Startplatz nahezu Garantie für die späteren Glückwünsche in der Fürstenloge waren. Acht Mal in den vergangenen elf Jahren siegte der Polesetter.

„Es ist der beste Austragungsort. Es ist der schönste Platz, an dem wir Rennen fahren. Aber du weißt vorher, dass es nie aufregend für die Fans sein wird“, sagt Hamilton. Die Straßen sind eng geblieben, die Autos aber noch breiter geworden. Überholen? Wie denn!? „Ich glaube nicht, dass den Fans das Spaß macht“, sagt Hamilton. „Das geht seit Jahren so und ich bin der Meinung, man das ändern muss.“

Du weißt vorher, dass es nie aufregend für die Fans sein wird

Lewis Hamilton, über den Grand Prix von Monaco

Hinzu kommt, dass auch bei den Strategien wenig Optionen gibt. Über den obligatorischen Reifenwechsel gehen die geplanten Boxenstopps meist nicht hinaus. Den Vordermann durch einen früheren ersten oder zweiten Stopp unter Druck zu setzen, fällt in Monaco flach. Immerhin wirbeln die praktisch vorprogrammierten Safety-Car-Phasen das Rennen dann doch mal ein bisschen durcheinander.

Das Überholproblem aber bleibt. Wie eine Lösung in Monaco aussehen könnte, weiß auch der 36-jährige Hamilton nicht, der im Fürstentum lebt und dort auch schon dreimal siegte. „Das Gefühl, wenn man hier gewinnt, nimmt nie ab“, betont der Rekordweltmeister. „Jedes Mal ist einzigartig und besonders, wenn es dir vergönnt ist.“

Faszination-Garantie im Cockpit, Langeweile-Gefahr für die Zuschauer – Monaco ist und bleibt ein Ort der Gegensätze. Die eine schnelle Runde in der K.o.-Ausscheidung wird für die Fahrer zum Minuten-Rausch. Zumindest erlebte das Ayrton Senna 1988 mal so. „Plötzlich wurde mir klar, dass ich das Auto gar nicht mehr in einem bewussten Zustand fuhr. Ich fuhr nur noch durch Instinkt, ich war wie in einer anderen Dimension“, beschrieb die brasilianische Formel-1-Ikone später mal: „Ich war schon längst über dem Limit, fand aber immer noch mehr.“

Wie die Rennen mit mehr Überholmanövern garniert werden könnten, weiß der jetzige Superstar Hamilton auch nicht. „Ich hoffe aber, dass wir zukünftigen Generation spannendere Rennen liefern können.“ (dpa)

Pereiras Traum vom Sieg in Monaco vorzeitig geplatzt

Im Kalender gibt es kein Rennen, das so herausragt wie die Jagd durch die Häuserschluchten von Monaco. Auf der kürzesten Strecke werden zwar die niedrigsten Geschwindigkeiten des Jahres erzielt, und doch will jeder Fahrer dieses Rennen unbedingt gewinnen. So auch Dylan Pereira, der am Wochenende den ersten Lauf des Porsche Supercups im Fürstentum in Angriff nimmt. Einmal stand er in Monaco bereits auf dem Podium (2018 wurde er Dritter): „Als ich dort bereits einmal auf dem Podium stand, sind mir fast die Tränen gekommen. In Monaco zu gewinnen ist ein Traum“, so Pereira. 
Dieser Traum ist in diesem Jahr für den Luxemburger aber bereits vor dem Rennen so gut wie geplatzt. Im freien Training war er am Donnerstag noch schnellster, im Qualifying am Freitag folgte die Ernüchterung: Der 23-Jährige berührte mit seinem Auto die Leitplanken, dabei wurde der Kühler beschädigt. Der Lechner-Racing-Pilot musste seinen Boliden vorzeitig abstellen und muss am Sonntag von Platz 27 starten. Überholen ist auf dem Stadtkurs von Monaco kaum möglich. Die Pole-Position holte derweil Pereiras Dauerkonkurrent Larry ten Voorde (Niederlande/Team GP Elite). (jw)