Das Phrasenschwein kennt sie alle – die Formulierungen, die bei Trainerentlassungen gerne benutzt werden. Vom „frischen Wind“ und „neuen Impulsen“ im „schnelllebigen Geschäft“ bis hin zum erwünschten „Ruck“ oder „Elektroschock“: Keine Statistik der Welt kann als Garantie für die Langlebigkeit eines Trainerjobs dienen.
So gesehen auch am Sonntag in der Bundesliga, als sich Abstiegskandidat Werder Bremen nach dem vorletzten Spieltag von Übungsleiter Florian Kohfeldt getrennt hat. Letzter Strohhalm oder gelungene Rettungsaktion? Die Antwort darauf gibt es bereits an diesem Wochenende.
In Luxemburg wartete man deutlich länger – und zwar auf eine klare Stellungnahme des nationalen Schwimmverbands, der die Stühle von Ingolf Bender und dessen Assistenten Miloslav Rolko im Dezember (doch etwas überraschend) vor die Tür gesetzt hat. Pikant an dieser Geschichte ist nicht nur der unglückliche Zeitpunkt unmittelbar vor den Feiertagen gewesen, sondern ebenfalls die Tatsache, dass beide Verträge zwar noch immer laufen, Bender die Athleten aber nicht zur Europameisterschaft begleitete.
Während sich derzeit Anwälte um den entstandenen Papierkram kümmern, hoffen einige Schwimmer noch immer auf ihre Norm. Verbandspräsident Marco Stacchiotti macht sich zwangsläufig in diesem Dossier bei seinen Gegnern aber auch aus anderer Sicht angreifbar: Gestern bestätigte er, dass der aktuelle Privatcoach seines Sohnes Raphaël, Christophe Audot, in das neue Trainer-Trio aufgenommen werden wird. Er wird wohl auch in Tokio am Beckenrand stehen. Der sportliche Erfolg der aktuellen Nummer eins des Landes gibt ihm dabei sicherlich recht, dennoch kann der Präsident die unglückliche familiäre Beziehung nicht abstreiten. Alles in allem also ein gewagter Schachzug, zu dem der Verband erst jetzt – fünf Monate später – Stellung genommen hat.
Gerade in kritischen Situationen ist eine gute Kommunikation das A und O. Es hätte dem Vorstand in dieser Lage gutgetan, diese Deckung bereits früher zu verlassen. Solche Personalentscheidungen ausgerechnet einige Monate vor den Olympischen Spielen zu treffen, wirbelt zwangsläufig Staub auf. Einige Fragen bleiben offen. Auch, warum die FLNS mit ihrem Neubeginn nicht bis nach Tokio gewartet hat.
Einen Umbruch gab es in diesem Winter beim Kampfsportverband. Sowohl im Judo als auch im Karate wurden die kompletten Trainerteams ausgewechselt. FLAM-Präsident Serge Schaul sprach von Weitsichtigkeit und Olympia 2024. Allerdings muss sich der Karate-Vorstand mit der Kritik abfinden, dass so ein Einschnitt für Tokio-Hoffnung Jenny Warling möglicherweise zum falschen Zeitpunkt kam.
Auf Erklärungen wartet man im Moment beim Swift Hesperingen noch vergeblich. Geredet werden soll erst nach Saisonende. Pascal Carzaniga, der seinen Spielern bereits mitgeteilt hat, dass sein Vertrag beim BGL-Ligue-Titelanwärter nicht verlängert wird, könnte zum zweiten Mal in Folge von Investor Flavio Becca – trotz Gewinn einer Meisterschaft – vor die Tür gesetzt werden. Den Titel hat der Aufsteiger zwar noch nicht in der Tasche, allerdings wird diese Nicht-Verlängerung schwer mit „neuen Impulsen“ zu rechtfertigen sein.
Letztlich kann jeder Verband oder Verein frei über sein Personal entscheiden. Problematisch wird es erst, wenn der Vorstand (der immerhin aus gewählten Vertretern besteht) seinen Mitgliedern, von den Sportlern bis hin zu den freiwilligen Helfern, die Begründung dabei schuldig bleibt. Damit wird der Trainer zur Marionette. Mit ein wenig mehr Worten kann jedes Vereinsoberhaupt dazu beitragen, diese Wogen zu glätten.
Familienbetrieb Stacchiotti hatten wohl noch eine Rechnung offen mit Trainer Ingolf Bender. Nach der monatelangen Sendpause hat der Verbandspräsident viel geredet um wenig zu sagen . Überzeugen konnte er allerdings kaum.