Satire haben sie nicht verstanden, das können wir schon mal so festhalten. Der Sprung in den Fettnapf ist ihnen allerdings gelungen. Unter dem Hashtag #allesdichtmachen lancierten am Donnerstag dutzende deutschsprachige Schauspieler, unter ihnen die (von mir sehr geschätzte) Luxemburgerin Vicky Krieps, jeweils wenige Minuten lange Filmchen, in denen sie …
Ja, was überhaupt?
Eigentlich machen die Schauspielerinnen und Schauspieler das, was von ihnen erwartet werden kann. In ihren geräumigen Altbauwohnungen vorm Laptop sitzend, schwadronieren sie ein bisschen rum über Corona, die Lockdowns, das Genervtsein darüber, dass alles zu und die Kultur abgewürgt ist (was in Deutschland im Gegensatz zu Luxemburg ja auch tatsächlich so ist). Einige Beiträge lassen in Abgründe blicken, andere sind einfach so lala, im Großen und Ganzen ist Dauerfremdschämen angesagt. Das konnte nicht gutgehen und ist oft so schlecht gemacht, wie man es vom deutschen Film erwarten durfte.
Auch die Reaktion überraschte nicht. Gäbe es ein Wettbüro für zu erwartende Empörungsstürme, hätte ich den Einsatz nicht gescheut – und später einkassiert. Man hätte nur darauf setzen müssen, dass umgehend die Social-Media-Meinungsbulldozer ausrücken und die Schauspieler als Verschwörungsnazis verschreien. Verblüffend hieran bleibt, wie schnell man Menschen an einen Rand schiebt, den man eigentlich gar nicht breiter haben will; anders gesagt: Wer ungern Rechtsradikale oder Verschwörungsfantasten um sich hat, sollte vielleicht nicht gleich jeden damit brandmarken, der etwas anders tickt.
Dass die Schauspieler sich anschließend mit vielen So-war-das-doch-gar-nicht-Gemeints! von solchen Vorwürfen distanzieren müssen, zeigt wiederum, wie schlecht ihre Performances waren und wie sehr sie offenbar von der wirklichen Welt entrückt und selbstbezogen in ihren Branchen vor sich hinleben müssen, um die tausend roten Warnflaggen über diesem Projekt nicht schon im Vorfeld erkannt zu haben. Wahrscheinlich hofften sie auf Applaus, bekommen haben sie eimerweise Hass und Häme. Eins so daneben wie das andere.
Jetzt könnte hier geschrieben stehen, dass wahlweise die Beknacktheit der Filmchen beziehungsweise der rasende Eifer der Empörten letzter Beleg dafür sind, wie sehr es nun aber wirklich mal an der Zeit wäre, dass diese Pandemie endlich vorbei ist. Ist es ja auch, bloß: Wird es auch so kommen? Leider wissen wir das noch nicht so recht. In unseren Köpfen hatte sich das Coronavirus bereits zweimal verabschiedet, einmal im vergangenen Sommer (dann kam der Herbst) und einmal mit den Impfungen (dann kamen die Varianten).
Inzwischen sind alle mit den Nerven am Ende. Bei Schauspielern kommt dann so etwas heraus wie #allesdichtmachen. Die Reaktion „Alle fertig machen“ ist nicht besser.
Irgendwie sind wir alle nicht mehr ganz dicht, und mir graust es manchmal vor der Frage, ob wir einander, wenn denn alles mal wieder normal sein wird, noch in die Augen schauen können, ohne im anderen wahlweise den „Leugner“ oder den „Untertanen“ zu sehen. Nicht mehr das Virus ist der Feind, sondern der Andersdenkende, Kritik wird zur Kriegserklärung. Ob sich das nach Pandemie-Ende so einfach abschütteln lässt? Das dürfte vor allem an unserem Verhalten liegen. Auch wenn es schwerfällt – weniger Aufgeregtheit täte uns allen gut.
Warum wird Corona immer mit einem Geisteszustand der Gesellschaft in Verbindung gebracht? Corona ist ein Virus, der Geisteszustand war schon vorher da. Wenn der Andersdenkende der Feind ist, was hat das mit Corona zu tun? Mir scheint, dass so manche Medien nicht mehr ganz dicht sind.
Sehr vernünftige Stellungnahme zum Thema!
Das Virus bringt das wahre Gesicht vieler Menschen an den Tag. Die Maske versteckt nur einen Teil des Gesichtes, die Augen, der Blick verraten wie's Innen aussieht. Dort herrscht, Corona bedingt, eine Menge Angst , der Grund für eine allgemein spürbare Aggressivität.