Die Osterfeiertage in Italien gehen häufig einher mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen, blühenden Mandelbäumen und der milden Luft des Frühlings. So verlässt man an diesen Festtagen, insbesondere am Ostermontag, gern das Haus, um die Zeit mit Familie, aber auch mit Freunden im Freien zu verbringen.
Genau diese Tradition soll auch zu dem alten Sprichwort: „Natale con i tuoi, pasqua con chi vuoi“ geführt haben. Frei übersetzt heißt das so viel wie „Weihnachten mit deiner Familie, Ostern mit wem auch immer du willst“. Denn das Weihnachtsfest fällt in die kalten Wintertage, wo man die Zeit traditionell mit der Familie im Haus verbringt. An den Osterfeiertagen bietet die Natur Raum und Platz an, und so kann man sich gesellig nicht nur mit Verwandten, sondern auch mit Freunden treffen. Aber jetzt der Reihe nach:
Karfreitag oder „Venerdi Santo“
Der Freitag vor Ostern, also der „Venerdi Santo“, ist für Italiener regulärer Arbeitstag und bedeutet ein buntes und reges Treiben in den Supermärkten. Die Einkaufswagen werden maximal gefüllt mit Leckereien für das bevorstehende Wochenende. Zu Hause angekommen, gibt es zum Abendessen an diesem „Heiligen Freitag“ traditionell Fischgerichte. Je nach Region können dies Nudelgerichte oder Risotti mit Meeresfrüchten, Lachs, Thunfisch oder anderen leckeren Fischsorten sein. Auch Suppeneintöpfe und Fischgerichte mit Schwertfisch, Dorade oder Tintenfisch werden gern serviert. Der genießende Italiener kennt viele Rezepte und nimmt sich die Zeit, sie zuzubereiten und zu verspeisen. Am späteren Abend brechen die Menschen auf, um den traditionellen Prozessionen beizuwohnen. In fast jedem Dorf, auch in den kleineren, wird der Ort mit Fackeln beleuchtet und es finden Umzüge statt, um des Kreuztods Jesu zu gedenken.
Ostersonntag oder „Pasqua“
Nach der langen Fastenzeit wird an Ostern ausgiebig gekocht und gegessen. Eingeläutet mit „antipasti“, also verschiedenen Vorspeisen, gefolgt vom „primo“, das sind oft Gerichte mit hausgemachten Nudeln, gefolgt von der oder sogar den Hauptgängen. Das „secondo“, wie das Hauptgericht bezeichnet wird, bereitet man gern mit viel Fleisch zu. Ostersonntag gibt es traditionell Osterlamm, Rind, Wildschwein – alles, was das Herz begehrt und wonach man sich nach Wochen des Fastens äußerst sehnt. Gegessen wird meist über Stunden, Getränke wie Rot- und Weißwein gehören natürlich auch auf die Tafel. Freunde oder Verwandte bringen für die Kinder monströse Schokoladeneier in noch viel gewaltigeren Verpackungen mit. Diese übersäten seit Wochen die Supermärkte und stapelten sich dort riesig in den Regalen. 200, 300, 500 Gramm schwere hohle Schokoladeneier – und nach oben scheint ihr Gewicht keine Grenzen zu kennen – umhüllen ein großes Plastikei, in dem sich ein kleines Spielzeug befindet. Das Ganze ist voluminös in bunt bedruckter Folie verpackt. Diese Eier erreichen locker Abmessungen von einem Meter und mehr und werden von den Kleinen in höchster Geschwindigkeit auseinandergerissen, um an die Überraschung im Innersten zu gelangen.
Sind Lamm und Co. ein bisschen verdaut, kommen die „dolci“ auf die Tafel: Obst, Kuchen, Petits Fours, dazu einen Espresso, um die nachmittägliche Müdigkeit zu überwinden. Abgerundet wird das Essen mit Käse. „Muh“ oder „Mäh“, wie unser italienischer Nachbar gern sagt, also von der Kuh oder vom Schaf.
Ostermontag oder „Pasquetta“
Das ist der Tag, um den Frühling zu genießen, jetzt wird gepicknickt. Gern auch an öffentlichen Erholungsplätzen, bei denen es oft die in Stein gemauerten Grillplätze gibt und man sich im größeren Kreis mit Freunden treffen kann. Wieder werden die Rieseneier für die Kinder mitgebracht, die hohlen Schokoladenhälften stapeln sich schon. Salate, eingelegtes Gemüse, salzige Kuchen oder Quiche werden vorher vorbereitet und mitgebracht. Gibt es einen Grill, werden dort Fleischspieße oder traditionelle Bratwürstchen die sogenannten „salsicce“ gegart. Manchmal wird als ein besonderer Leckerbissen auch ein „bistecca“ zubereitet, ein mehrere Zentimeter hohes Rindersteak, das dann dünn aufgeschnitten und innen noch zartrot, an alle verteilt wird. Zum Nachtisch reicht man die „Colomba di Pasqua“, also die Ostertaube – ein Hefegebäck, das nicht ganz so voluminös wie die Riesenostereier, aber genauso häufig in den Supermarktregalen zu finden ist. Doch richtig gut schmeckt sie erst selbstgemacht, anbei ein traditionelles Rezept:
Schnelles Rezept für die Colomba di Pasqua
Zutaten für den Teig:
500 g Weizenmehl Typ 405 (Im Original wird „Farina Manitoba“ verwendet, ein spezielles Mehl mit besonders hohem Glutengehalt)
130 ml Milch
190 g Zucker
120 g Butter
5 Eigelb
1 Würfel Hefe
150 g Orangeat
Abgeriebene Schale einer Limone (Bio)
Papierbackform für Colomba, wer geschickt ist, kann auch selbst eine Form aus Aluminiumfolie basteln
Für den Belag:
100 g Hagelzucker
100 g Mandeln
Für die Glasur:
Puderzucker
Eiweiß
Zubereitung:
Die Milch in eine Schüssel geben, lauwarm erhitzen und die Hefe darin auflösen. 50 g Zucker hinzufügen und mit der Hälfte des Mehls vermischen. Die Schüssel mit einem Handtuch bedecken und den Teig für zwei Stunden an einem ruhigen warmen Ort gehen lassen.
Das restliche Mehl, 140 Gramm Zucker, die Eigelbe, die Butter, die abgeriebene Limonenschale und das Orangeat abwechselnd nach und nach dazugegeben. Nun alles gut mit den Händen zu einem geschmeidigen Teig verkneten. Den fertigen Teig nochmals für eine Stunde an einem ruhigen Ort gehen lassen. Die Masse in die Backform geben und erneut eine Stunde gehen lassen. Mit Hagelzucker und Mandeln verzieren. Eiweiß mit Zucker zu einem dicken Sirup vermischen und den Teig damit vorsichtig betupfen. Die Colomba kommt jetzt bei 160 Grad Celsius für 50 Minuten in den Ofen.
Tipp: Statt des Orangeats kann man auch klein gehackte Zartbitterkuvertüre verwenden oder Orangeat und Kuvertüre mischen.
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