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Körper und PsycheOhne Stress zur Ruhe kommen: So schafft man die Entspannung im Alltag

Körper und Psyche / Ohne Stress zur Ruhe kommen: So schafft man die Entspannung im Alltag
Die Mischung aus Bedrohung und Unsicherheit erzeugt bei vielen Stress und psychisches Unwohlsein. Ein Luxemburger Portal will jetzt mit Online-Angeboten für mehr Entspannung und besseren Umgang mit Stress sorgen. Foto: Unsplash

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Beruflicher Alltag, familiäre Anspannungen, die Nachrichten aus aller Welt – es gibt viele Quellen, die uns im Leben Stress und Unwohlsein bereiten können. Und gerade in der Coronazeit scheint sich die Lage von Tag zu Tag zu verschlimmern. Um daran nicht zu erkranken, müssen wir Techniken finden, wie man Stress abbauen oder gar vermeiden kann. Für Wege, sich zu entspannen, interessierte sich unsere Korrespondentin Elke Bunge.

Die täglichen Nachrichten verheißen nichts Gutes: Offenbar stehen wir vor oder bereits in einer dritten Welle der Corona-Pandemie. Fallzahlen und Inzidenzen steigen in nahezu allen Staaten Europas. Soziale, wirtschaftliche und kulturelle Folgen der globalen Pandemie sind derzeit noch unabsehbar. Doch gerade die Mischung aus Bedrohung und Unsicherheit erzeugt bei vielen Stress und psychisches Unwohlsein. Dass dies nicht nur ein Gefühl ist, belegen internationale Studien, die einen Anstieg psychischer Erkrankungen deutlich zeigen.

Wie aber damit umgehen? Vor einigen Wochen stellten wir an dieser Stelle Techniken vor, mit denen man die Angst in Coronazeiten bekämpfen kann. Klopftechniken, positive Selbstansprache und der stete Austausch mit anderen können helfen, Ängste zu reduzieren.

Um dem in den Coronazeiten ansteigenden Stress zu begegnen, ist es zunächst hilfreich, zu erkennen, woher die Belastungen kommen. Mögliche Gegenmaßnahmen sind dann, die Stressfaktoren zu umgehen und sich alternativ zu beschäftigen. Kreative Tätigkeiten können deutlich helfen, den Stress zu bewältigen. Dazu zählt Musizieren, Malen, Schreiben, Basteln und Heimwerken.

Herunterkommen vom Stress

Nützlich jedoch kann auch einfach sein, sich einmal richtig zu entspannen. Einmal richtig „runterkommen“ vom hohen Stresslevel. Zwar kann es dabei ja ganz angenehm sein, abends vor dem Fernseher die Füße hochzulegen und sich berieseln zu lassen, doch bleibt es fraglich, ob solch ein Fernsehabend die wirkliche Entspannung bietet.

Als Alternative bieten sich Entspannungstechniken an. Yoga, Tai-Chi, Qigong, autogenes Training, Meditation und Atemtherapie können nützliche Methoden sein, um dem Stress zu begegnen. In gewöhnlichen Zeiten melden wir uns dann für einen geeigneten Kurs vor Ort an.

Doch dies ist alles zu Zeiten der durch die Pandemie bedingten Bewegungseinschränkungen nicht möglich. Natürlich gibt es, um diese Techniken zu erlernen, reichhaltig Literatur. Auch online kann man über Videokanäle ganze Kurse zu den unterschiedlichsten Techniken verfolgen. Doch hier fehlt oft die Motivation, dabeizubleiben. Alternativ bieten einige Trainer auch Online-Kurse über Plattformen wie Zoom an. Hier kann der Kursleiter die einzelnen Übenden beobachten und eventuell korrigieren. Der Nachteil an solchen Kursen ist, dass man ihnen zeitgebunden folgen muss. Dies ist gegenwärtig unter den Bedingungen von Home-Office und Kinderbetreuung teils schwer zu bewältigen.

Entspannung und Entschleunigung lernen: Das geht jetzt auch online, wie das Beispiel von Sanji.lu zeigt
Entspannung und Entschleunigung lernen: Das geht jetzt auch online, wie das Beispiel von Sanji.lu zeigt Foto: Unsplash

Aus der Not eine Tugend machen, dachten sich die beiden Luxemburger Sandra Schleimer und Gilles Heinisch. Schon vor Coronazeiten hatten sich beide mit Entspannungstechniken und dem Erzielen eines entschleunigten Lebens beschäftigt. „Ich war schon immer an allem interessiert, was mit dem Wohlbefinden zu tun hat“, sagt der gelernte Marketing- und Kommunikationsfachmann. Bereits in seinem Beruf hatte er erfahren, wie Stress auf Menschen wirken kann. „Ich selbst habe das dann mit Sport und Musik kompensiert, doch andere Menschen suchen nach anderen Lösungsmöglichkeiten“, so Heinisch. Um diese anbieten zu können, rief er 2015 das Projekt calme.lu ins Leben. In seinem Studio in Beringen bietet Gilles Heinisch Entspannungstechniken, die Emmett-Faszientherapie sowie Klangmassage nach der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) an. In Gruppen- und Einzeltherapiestunden lernen dabei Interessierte, wie sie den Stress umgehen können.

„Dafür haben wir in den jetzigen Zeiten keine Möglichkeiten“, erklärt Heinisch. Bewegungseinschränkungen als auch die Ängste der Menschen, sich bei Kontakten in den Studios anzustecken, sorgten dafür, dass sich derzeit keine Klienten für einen Kurs anmelden.

Luxemburger Internet-Portal für Entspannung

Gemeinsam mit Sandra Schleimer, die in Beringen-Mersch einen Ort der Ruhe, Muoza – die Salzhöhle, betreibt, gründete er im Pandemiejahr 2020 das Portal Sanji.lu. „Wir haben Rückmeldungen von unseren Klienten bekommen, die den Stress der Gesundheitskrise lindern wollten, gleichzeitig aber Angst hatten, auszugehen. Also haben wir das Internetportal gegründet, um dort unsere Entspannungstechniken vorzustellen“, erklärt Heinisch das neue Projekt. Seit dem 1. Dezember ist das Portal online. Die Kurse wenden sich an Nutzer, die zu Hause – ganz ohne Abstandsregeln und Maskenpflicht – Entspannungsübungen abhalten wollen, die sowohl der körperlichen als auch der mentalen Gesunderhaltung dienen. Dafür gibt es Kurspakete zu den Themen Qigong und Progressive Muskelentspannung, ein meditatives Programm, das sowohl der körperlichen als auch der geistigen Entspannung dient.

Jeder Kurs ist in Lektionen aufgeteilt, die über 21 Tage vollzogen werden können. Dabei unterliegt der Abonnent keinem Zeitdruck. „Wir wollen ja gerade unseren Klienten den Stress nehmen und keinen zusätzlich aufbauen“, erklärt Heinisch lächelnd.

Ein Basiskurs ist für 129 Euro, die Premium-Version (mit individuellem persönlichem Gespräch und Training) für 199 Euro zu haben. Der Preis erlaubt die Nachfrage: Warum soll ich 199 Euro für einen Qigong-Kurs bezahlen, wenn es im Netz doch auch kostenlose Angebote gibt? Heinischs Antwort hierzu: „Unser Kurs bietet unter anderem zwei Vorteile. Die Nutzer sind nicht gezwungen, in 21 aufeinanderfolgenden Tagen die Übungen abzuarbeiten. Sie können zu beliebiger Zeit die Kurse abrufen, insgesamt bleibt ein Paket über sechs Monate freigeschaltet. Dass der Kunde zahlt, hat jedoch auch einen psychologischen Effekt – wir hindern den inneren Schweinehund daran, die Macht zu übernehmen und den Kurs abzubrechen. Von Zeit zu Zeit erinnern wir den Nutzer daran, dass er noch diese oder jene Übung absolvieren muss, um in die nächste Stufe zu gelangen, so erreichen wir, dass die Menschen bei der Stange bleiben“, erklärt Gilles Heinisch das Konzept.

Einen großen weiteren Vorteil sieht er darin, dass alle Kurse auf „Lëtzebuergesch“ angeboten werden. Dazu Heinisch: „Wenn mein Gehirn wie bei angebotenen Internetkursen andauernd mit Übersetzen beschäftigt ist, kann ich mich nicht vollständig auf die Entspannung fokussieren. Wenn ich also luxemburgischer Muttersprachler bin, kann ich mich ganz auf den Kurs einlassen und so einfach zu Ruhe zu kommen.“

Eben: einfach mol zur Rou kommen!