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GeschenkideeChrëschtkaddo: „Artists for Artists“

Geschenkidee / Chrëschtkaddo: „Artists for Artists“
Steven Pitman hat sich mit elf Kollegen zusammengetan und in Rekordzeit ein Album mit Weihnachtssongs eingespielt. Die Einnahmen gehen an die zwölf beteiligten Künstler. Foto: Claude Piscitelli

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Kaum eine andere Branche wurde im Laufe des Jahres mehr ausgebremst als die der Kulturschaffenden. Besonders betroffen war die Musikbranche. Steven Pitman, überregional bekannter Elvis-Tribut-Artist, hat sich mit elf Musikern zusammengetan und in kürzester Zeit ein Album mit Weihnachtssongs produziert. Der Verkaufserlös der CD geht an die seit Monaten beschäftigungslosen Künstler. Herbert Becker sprach mit dem Initiator des Projektes.

Tageblatt: Wann und aus welchem Impuls heraus ist dieses bemerkenswerte Projekt entstanden?

Steven Pitman: Den Anstoß gegeben hat der erst vor knapp vier Wochen verordnete zweite Lockdown light. Meine Kollegen und ich waren während mehr als eines halben Jahres beschäftigungslos, alleine ich musste über 80 Konzertabsagen hinnehmen. Unsere Hoffnung zum Jahresende lag dann auf Buchungen für die verbleibenden zwei Monate mit einigen geplanten Events oder Diner Spectacles. Daraus wurde ja dann leider auch nichts. So kam ich auf die Idee der Hilfe zur Selbsthilfe. Gestartet sind wir am 3. November, da habe ich meinen Musikerkollegen Lata Gouveia kontaktiert und ihm meinen Vorschlag für eine Weihnachts-CD unterbreitet.

Was war dabei Ihre Intention und wie war die Reaktion von Lata Gouveia?

Für mich stand von vorneherein fest: Es muss ein Album mit Weihnachtssongs werden, kein Rock-Pop-Soul-Album zum Jahresende. Lata war zunächst nicht überzeugt von meinem Vorhaben. „Wer kauft denn in Zeiten von Downloads, Spotify und iTunes heutzutage noch eine CD?“, war sein Einwand. Ich argumentierte, dass das Album als Weihnachtsgeschenk gedacht sein, das man unter den Weihnachtsbaum legen kann. Downloads kann man nicht als Geschenk verpacken und es gibt immer noch unzählige Old-School-Denkende, die gerne eine CD einlegen.

Wer hat die beteiligten Künstler rekrutiert und wie wurde die Songauswahl getroffen?

Das haben wir beide gemeinsam organisiert und gezielt Kollegen ausgewählt, die durch die Pandemie finanziell arg angeschlagen sind. Wir haben dabei jedem die Songauswahl selbst überlassen. Unglaublich in der Kürze der Zeit: Auf dem Album sind sieben Original- und nur fünf Coversongs. Das spricht eine deutliche Sprache für die Begeisterung und die Kreativität der Kollegen für das Projekt. Aufgenommen wurden die Songs z.T. in Heimstudios, das Gros in den Tonstudios von Apart TV und Upthrust Project hier im Land. Stephany Ortega, die sich zurzeit in China aufhält, hat ihren Beitrag sogar dort aufgenommen und uns zukommen lassen.

Wie haben Sie das Projekt finanziert und wie funktioniert die Verteilung des Verkaufserlöses?

Dankenswerterweise haben wir bei unserem Vorhaben viel Solidarität und großartige Unterstützung erfahren. Allen voran möchten wir der Cactus-Gruppe Danke sagen. Sie übernahm die Distribution in allen großen Märkten und übernimmt den Verkauf, unterstützt von Werbemaßnahmen in den Medien, Displays und Roll-up-Bannern in den Märkten. Finanziellen Support erfuhren wir großzügig vonseiten des Kulturministeriums, das unser Projekt als einziges im Jahr 2020 mitfinanziert hat. Mitgeholfen haben auch die Sacem (Verwaltungsgesellschaft für Musikrechte) sowie die komplette Medienlandschaft des Landes, die uns eine Werbeplattform zur Verfügung gestellt haben.

Dadurch konnten wir die kompletten Produktionskosten im Vorfeld decken. Die Cover-Gestaltung und die Anlegung der Website artistsforartists.lu habe ich selbst übernommen und der Erlös geht letztendlich zu gleichen Teilen an die zwölf beteiligten Künstler.

Wann ist der Verkaufsstart und worin bestehen Ihre Hoffnungen für das Projekt?

Der Verkauf ist bereits angelaufen. Seit Mittwoch gibt es die CD in den Cactus-Märkten. Das Album hat eine Auflage von 2.500 Exemplaren. 900 konnten wir erfreulicherweise bereits über unsere Website absetzen. Wenn wir bis zum Fest alles verkaufen könnten, wäre das eine großartige Sache. Vier Wochen von der Idee bis zur Fertigstellung waren schon rekordverdächtig. Ein Album mit lokalen Künstlern in der genannten Auflage binnen so kurzer Zeit zu verkaufen, wäre natürlich das Sahnehäubchen.

„Christmas Doheem“

Beteiligte Künstler:
Lata Gouveia
Sascha Ley
Kid Colling
Sarah Candle
Fred Barreto
Stephany Ortega
Kinga Rose
Gregório/Julia Agudo
Francisco Fernandez
Cheyenne Janas
Chris Reitz/Valentina Becker
Steven Pitman

Sieben Original- und fünf Coversongs
auf Englisch, Luxemburgisch und Portugiesisch

PS: Amüsant am Rande war übrigens, dass ein Amerikaner und ein Deutscher ein Interview auf Luxemburgisch geführt haben. Steven Pitman absolviert gerade die abschließenden Kurse zur Erlangung der luxemburgischen Staatsbürgerschaft.