Es ist wie eine unendliche Geschichte. Mehr als drei Jahre ist es her, dass ArcelorMittal angekündigt hatte, das marode Stahlwerk Ilva in Italien zu übernehmen. Das Werk sollte künftig eine strategisch wichtige Rolle in der Struktur des Konzerns in Europa spielen. Im Zusammenhang mit der Übernahme entschied das Unternehmen, das Werk in Düdelingen zu verkaufen. Vor etwa einem Jahr, nach größeren Meinungsverschiedenheiten mit dem italienischen Staat, kündigte der Stahlkonzern an, sich aus dem Werk zurückzuziehen.
Nun gibt es ein neues Abkommen zwischen dem Stahlhersteller und Italien. Eine verbindliche Vereinbarung sei mit dem italienischen Staatsunternehmen Invitalia unterzeichnet worden, teilte die Gesellschaft am Freitag in einer Pressemeldung mit. Derzufolge soll eine öffentlich-private Partnerschaft entstehen. AM InvestCo, die Tochtergesellschaft von ArcelorMittal, die den Pacht- und Kaufverpflichtungsvertrag für Ilva unterzeichnet hat, soll neues Kapital erhalten.
Die staatliche Invitalia werde demzufolge in zwei Tranchen in AM InvestCo investieren: Die erste Investition in Höhe von 400 Millionen Euro soll (unter Vorbehalt der kartellrechtlichen Genehmigung durch die EU) bis zum 31. Januar 2021 getätigt werden. Die zweite Tranche in Höhe von bis zu 680 Millionen Euro werde bei Abschluss des Kaufs des Ilva-Geschäfts durch AM InvestCo fällig. Im Gegenzug soll die staatliche italienische Gesellschaft 60 Prozent der Anteile an dem Gemeinschaftsunternehmen erhalten.
Unterstützungsmaßnahmen
ArcelorMittal verpflichtet sich, soweit dies notwendig ist, weitere 70 Millionen Euro zu investieren. Schlussendlich soll der Konzern aus Luxemburg dann 40 Prozent der Anteile halten. Die Führung von AM InvestCo würde auf dem Prinzip der gemeinsamen Kontrolle basieren, beginnend mit der ersten Investition von Invitalia, so die Mitteilung.
Der Abschluss des Kaufs von Ilva durch AM InvestCo soll im Mai 2022 vonstattengehen. Damit dies passiert, müssen jedoch erst einige Bedingungen erfüllt sein. So muss der bestehende Umweltplan geändert werden, um den Änderungen des neuen Industrieplans Rechnung zu tragen. Zudem müssen alle strafrechtlichen Beschlagnahmungsmaßnahmen des Werks in Taranto sowie alle restriktiven Maßnahmen – im Rahmen eines Strafverfahrens, in dem Ilva ein Angeklagter ist – gegen AM InvestCo aufgehoben sein.
Der aktualisierte Industrieplan, der zwischen AM InvestCo und Invitalia vereinbart wurde, beinhaltet Investitionen in kohlenstoffärmere Stahlerzeugungstechnologien, einschließlich des Baus eines 2,5 Millionen Tonnen schweren Elektrolichtbogenofens. Der Industrieplan, der das Erreichen einer Produktion von acht Millionen Tonnen im Jahr 2025 zum Ziel hat, beinhaltet eine Reihe von öffentlichen Unterstützungsmaßnahmen, einschließlich einer fortlaufenden staatlich finanzierten Beschäftigungsförderung. Die italienische Regierung will die mehr als 10.000 Arbeitsplätze in Ilva erhalten.
Und was sagt Brüssel dazu?
Mit allen Wassern gewaschen diese Schrotthändler.