Home-Office im Sterne-Hotel
Die Pandemie hat den Aufwärtstrend der Hotelbuchungen unterbrochen, heißt es auf Nachfrage des „Hotel Le Royal“ in Luxemburg-Stadt. Beim Fünf-Sterne-Haus am gleichnamigen Boulevard war sie für einen starken Rückgang der Besucherzahlen verantwortlich. „Wir schätzen, dass der Anteil der Geschäftsklientel um rund 75 Prozent gesunken ist, während dieser Trend bei den Freizeitgästen weniger stark ausgeprägt ist. Ihr Anteil hat um etwa 25 Prozent abgenommen“, berichtet Jean-Luc Pignier, beigeordneter Direktor des „Le Royal”, gegenüber dem Tageblatt. Allerdings haben sich durch den Wandel in der Kundenstruktur in Zeiten der Pandemie auch neue Möglichkeiten ergeben, um das Angebot des Hotels auf die veränderte Situation anzupassen.
„Für Businessleute, die einen Home-Office außerhalb der eigenen vier Wände wünschen, haben wir freie Räumlichkeiten, die wir ihnen zur Verfügung stellen“, erklärt Pignier. Diese Menschen würden eine Umgebung suchen, die eine Brücke zwischen Job und Zuhause schlägt. „Unsere Idee ist es, diese Gäste mit Komfort zu überzeugen.“ Komfort bedeutet Platz. Zwei verschiedene Arten von Hotelzimmern („chambres traditionelles“ und „chambres privilèges“) sowie Juniorsuiten mit einer Fläche zwischen 30 und 60 Quadratmetern bietet das Hotel als Home-Office-Alternative an, beide Juniorsuiten mit Terrasse und Hauptstadt-Ausblick. Das neue Angebot „Le Royal is your Office“ ist ab sofort verfügbar.
Die Nutzungsdauer der Zimmer ist den Bürozeiten angepasst (8 bis 18 Uhr), einchecken ist bereits ab 8 Uhr morgens möglich. Ein Stellplatz im hoteleigenen Parkhaus und die Parkgebühren sind im Zimmerpreis inbegriffen, ebenso die erste Kaffeepause des Tages. Wer auch nach Feierabend das Zimmer nutzen möchte, kann optional gegen Aufpreis seinen Aufenthalt dort verlängern. Ein Beispiel: „Ein traditionelles Hotelzimmer, im Sinne von Home-Office, kostet zwischen 8 und 18 Uhr 90 Euro, für die anschließende Übernachtung berechnen wir 100 Euro. In diesem Preis ist auch das Frühstück am nächsten Morgen inbegriffen“, erklärt Pignier.
Neben Annehmlichkeiten wie einem sicheren Parkplatz mitten in der Hauptstadt ist für das mobile Arbeiten eine schnelle und robuste Internetverbindung ebenso ein Muss. Das weiß auch der Hotelmanager. Das WLAN-Netz im Hotel habe mehr als einmal bei großen internationalen Events seine Stärke bewiesen, sagt er. Zum Standard des mobilen Arbeitszimmers gehören heute außerdem Drucker, Kopierer und Scanner, die das Hotel seinen arbeitenden Gästen zur Verfügung stellt.
Doch die Kernkompetenz des Hoteliers bleibe, seine Gäste zu umsorgen, betont der Manager. Und so steht auch den Büromenschen im Sterne-Hotel das Zimmerservice rund um die Uhr zur Verfügung. Wer in Gesellschaft speisen möchte, besucht entweder das Hotel-Restaurant „Amélys“ oder geht auswärts in einem der zahlreichen Lokale in der Umgebung essen. Neben dem leiblichen Wohl bietet der hauseigene „Club Santé“ in den Arbeitspausen, das Schwimmbad oder das Spa kostenlos zu nutzen. Wer kleine Besorgungen zu erledigen hat, kann auf den hoteleigenen Fahrradverleih zurückgreifen und sie bequem im Stadtzentrum erledigen.
„Wir bieten Raum, Service und die Technik an“, sagt Pignier. Mit dem Angebot kommt das Hotel auch den Grenzgängern entgegen, die nur eine begrenzte Anzahl an Arbeitstagen im Home-Office verbringen dürfen. Auch wenn es mittlerweile Corona-bedingte Ausnahmeregelungen in Sachen Sozialversicherung und Steuerbeiträge gebe, bleibe die Lösung, im Hotelzimmer zu arbeiten, für Pendler attraktiv, so der Manager. Denn ob Hotelzimmer oder Bürogebäude, der Standort des Arbeitsplatzes ist für die Berechnung der Lohnsteuerverpflichtung entscheidend. So wurden beispielsweise seit dem Sommer die entsprechenden Ausnahmeregelungen zur Sozialversicherung für Pendler mit Belgien, Deutschland und Frankreich bis zum Jahresende 2020 verlängert. Gleichzeitig wurde auf Regierungsebene vereinbart, dass Grenzgänger aus Belgien bis zum 31. Dezember im heimischen Home-Office arbeiten können, ohne dort ihr Gehalt besteuern zu müssen. Für französische Arbeitnehmer in Luxemburg galt die Regelung vorerst bis zum 31. August.
Warum aber hat ein großes Luxushotel wie das „Le Royal“ mit einem solchen Angebot so lange gewartet? Der Trend zum Home-Office, auch im Hotel-Zimmer, zeichnete sich in den vergangenen Monaten ab. „In der Tat verfügen wir über viel Platz, der leer steht. Rein finanziell gesehen versuchen wir das Hotel mit 200 Zimmern täglich zu belegen“, erklärt Pignier. Das Hotelzimmer sei „ein verderbliches Produkt”. „Schaffe ich es nicht, das Zimmer heute zu vermieten, kann ich es morgen nicht auf die Inventarliste setzen.“ Will heißen: möglichst täglich alle Zimmer, Veranstaltungsräume und Salons zu besetzen.
Laut Hotelwebseite bietet „Le Royal“ auf rund 900 Quadratmetern Fläche Veranstaltungsräume für bis zu 1.000 Teilnehmern bereit. In Corona-Zeiten sind die Teilnehmerzahlen entsprechend geringer. Jean-Luc Pignier erwähnt als Beispiel einen kleinen Raum für Geschäftsveranstaltungen, der auf bis zu acht Personen ausgerichtet ist, sodass die aktuellen Hygiene- und Distanzregeln eingehalten werden können. Neben dem Catering-Service bzw. der technischen Ausstattung verfügt der Salon noch über eine weitere Besonderheit: Der Raum, der eigentlich unterirdisch gelegen ist, kann dank einer fenstergroßen Installation an der Decke wahlweise mit Sonnenlicht durchflutet oder vom Mondschein erhellt werden. Das Bild des sonnendurchfluteten Raums passt zur Hoffnung der Branche, mit neuen Konzepten, wenn nicht in praller Sonne, so zumindest aber einen Lichtstrahl am Ende des Tunnels zu erblicken.
Zimmer tage- oder wochenweise mieten
So bietet die Best Western Hotel Group an verschiedenen Standorten die Möglichkeit, Hotelzimmer tage- oder wochenweise als Büro anzumieten. In der Regel sind diese Hotel-Offices von morgens 7 bis abends 18 Uhr buchbar. Stabile und schnelle Internetverbindung, ergonomische Bürostühle sowie großzügige Schreibtische bieten ein komfortables Arbeiten. Auf den Zimmern gibt es eine Kaffee- oder Teezubereitung, alkoholfreie Getränke werden ebenfalls offeriert. Unter anderem finden sich Home-Office-Angebote in Hotels in Deutschland und der Schweiz.
In Luxemburg-Stadt gibt es die Möglichkeit, beim Best Western Plus Grand Hotel Victor Hugo Bürozimmer direkt an der Rezeption zu buchen. Das Hotel bietet freies Internet und die Möglichkeit, in beschränktem Umfang Dokumente kostenlos zu drucken. Für Meetings können – natürlich den staatlichen Hygieneauflagen entsprechend – Konferenzräume angemietet werden. Für das Wohlbefinden besteht für die „Büromieter“ die Option, auf dem Zimmer Kaffee oder Tee zuzubereiten. Ein kleines Frühstück wird zwischen 7 und 10 Uhr angeboten, über ein eigenes Restaurant zum Mittags- oder Abendessen verfügt das Hotel allerdings nicht. Informationen gibt es per E-Mail an reception@victorhugo.bestwestern.de. Da alle Best-Western-Hotels privat geführt werden, sind Preisabsprachen individuell zu vereinbaren.
Umfangreiches Angebot in Mondorf
Einen umfangreichen Service bietet auch das Parc Hotel Mondorf-les-Bains. Nutzer können täglich von 7 bis 20 Uhr Bürozimmer anmieten. Dabei stehen Räume zwischen 20 und 45 Quadratmetern zur Verfügung. Ausgestattet sind die klimatisierten Räume mit Internetzugang, Telefon und Fernsehen. Neben dem Hotel-Office gibt es noch eine separate Ruhemöglichkeit, gegen Aufpreis ab 70 Euro kann auch die Übernachtung mitgebucht werden. Eine Tagesmiete wird ab 65 Euro berechnet, darin enthalten sind zwei Kaffeepausen (vor- und nachmittags) sowie eine Minibar mit alkoholfreien Getränken.
Optional besteht die Möglichkeit, Konferenzräume zu nutzen. Fotokopien und Ausdrucke werden gegen eine geringe Gebühr angefertigt. Erholungspausen bieten die sich auf 1.800 Quadratmeter erstreckenden Fitnessräume für 15 Euro pro Tag. Mittagstisch und Diner kann über die hauseigene Gastronomie bestellt werden. Weitere Informationen lassen sich per E-Mail an meeting@mondorf.lu erfragen.
Nach Auskunft des Gastronomieverbandes Horesca bieten auch viele kleine Hotelbetriebe einen Hotel-Office-Service an. In jedem Falle sind die Nutzungsbedingungen vor Ort in den einzelnen Betrieben anzufragen.
„Eine gute Möglichkeit, Schwierigkeiten zu kompensieren“
François Koepp, Generalsekretär des Verbandes der Hoteliers, Restaurantbesitzer und Cafetiers (Horesca), zeigt sich zufrieden mit den Möglichkeiten, die das Hotel-Office für das Gewerbe bringt: „Wir wussten, dass mit der neuen Corona-Welle neue Maßnahmen der Regierung kommen werden. Die Option, Hotelzimmer als Homeoffice-Variante anbieten zu können, halte ich für eine gute Möglichkeit, die anstehenden Schwierigkeiten im Gewerbe etwas kompensieren zu können. Deshalb unterstützen wir die Betriebe, die dieses Angebot bieten, nach unseren besten Möglichkeiten. So leiten wir Anfragen, die zum Hotel-Office an uns gestellt werden, an unsere Mitglieder weiter und schaffen damit die erforderlichen Kontakte. Vor allem kleinere Betriebe können davon profitieren.“
Arbeiten im Camping-Bungalow
Eine andere Möglichkeit zum mobilen Arbeiten wäre, sich auf einem Campingplatz einzumieten. Bis zum 10. November bot das Camping Kohnenhof in Eisenbach im Nordosten Luxemburgs Home-Office im Mobilheim an, samt schnellem Internet und Blick ins Grüne. „Allerdings haben die Eigentümer entschieden, das gesamte Camping zum 10. November zu schließen“, hieß es auf Tageblatt-Nachfrage am vergangenen Mittwoch.
Workation – Corona und Winter entfliehen
Viele Menschen müssen ihre Tätigkeiten derzeit wieder ins Home-Office verlagern. Warum dann nicht gleich dem nasstrüben Winter entfliehen?
Workation ist das Stichwort – zusammengesetzt aus „work“ (Arbeit) und „vacation“ (Urlaub). Urlaubsanbieter wie die Tui-Tochter „Robinson“ bieten solche Möglichkeiten im sonnigen Süden an. Die Idee, die dahintersteckt: Nicht immer bieten die Heimbüros in den eigenen vier Wänden die optimalen Arbeitsbedingungen. Robinson bietet daher Hotelzimmer als Arbeitsplatz an und verbindet dies gleich mit der Philosophie einer positiven Arbeits-Entspannungs-Bilanz. Das Pilotprojekt startete in Quinta da Ria (Südportugal). Weitere Projekte sollen auf Fuerteventura und Mallorca sowie in der Türkei folgen.
Im Angebot sind ausgewählte Zimmer, die mit einer schnellen und stabilen Internetverbindung für Videokonferenzen ausgerüstet sind. Ergonomische Bürostühle ermöglichen bequemes Arbeiten. Schlaf- und Büroräume sind getrennt. Gegen einen Aufpreis können sowohl Konferenzräume als auch zusätzlicher IT-Service gebucht werden. Für die gastronomische Betreuung ist gesorgt, der arbeitende Gast muss weder kochen noch einkaufen und kann sich somit ganz auf seine Arbeit konzentrieren. Für den Feierabend steht ein umfangreiches Freizeitangebot zur Verfügung. Selbstverständlich unterliegen sowohl die Arbeits- und Wohnräume als auch alle weiteren Aktivitäten strengen Hygienebestimmungen.
Das Angebot richtet sich vor allem an berufstätige Langzeitgäste, die mobil arbeiten und gleichzeitig die Vorzüge der angenehmen Urlaubsatmosphäre nutzen möchten. Preise beginnen bei 67 € pro Person und Nacht im Doppelzimmer. Ab 15 Übernachtungen erhält der Gast zusätzlich eine Wellness-Spa-Behandlung, ab 29 Nächte einen kostenlosen Transfer zum Flughafen Faro.
Fraglich bleibt, ob viele Dienstreisende oder im Home-Office arbeitende Personen das Angebot annehmen werden. Ein Risiko besteht immer: Was geschieht, wenn die Region vollends unter Lockdown gestellt wird, wenn die Neuinfektionen Grenzwerte überschreiten, wenn das Hotel unter Quarantäne gestellt wird?
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