Was ist eigentlich Streaming?
Streaming ist im Grunde nichts anderes als das Ansehen von Inhalten im Internet. Streaming-Dienste bieten in ihren Clouds ihre jeweiligen Produkte an. Der Nutzer kann dann überall dort, wo er online ist, darauf zugreifen und individuell aussuchen, auf was er gerade dann Zugriff erhalten möchte. Es gibt Streaming-Dienste für unterschiedliche Produkte, wie Musik (z.B. Spotify), Spiele (z.B. Playstation Now) oder auch Filme und Serien. Man kann sie grob in zwei Kategorien einteilen: kostenlose Dienste wie etwa die ZDF-Mediathek und kostenpflichtige Angebote. Die Streaming-Plattformen, die von ihren Kunden Abonnements verlangen, bieten teils eigene, teils von anderen Unternehmen produzierte Filme und Serien an. Für Letztere kaufen sich die Dienste die Lizenzen für bestimmte Märkte, was dazu führt, dass nicht in jedem Land das gleiche Angebot verfügbar ist.
Der Platzhirsch: Netflix
Das amerikanische Unternehmen Netflix ist der größte Streaming-Anbieter in Europa. 2018 entfielen auf ihn fast 50 Prozent des Marktes. 2020 hat die 1997 gegründete Firma mehr als 193 Millionen zahlende Kunden. Angefangen hat man eigentlich damit, dass man DVDs per Post an Kunden auslieh. Doch mit dem zunehmenden Aufkommen des Internets und Bestell-Services wie Amazon wandelte sich das Modell: Nun konnten Kunden per Webseite die DVDs aussuchen und sich zusenden lassen. Das Prinzip ist heute das Gleiche: Nur kommt die Serie oder der Film nicht mehr physisch ins Haus, sondern per Internet. Netflix eroberte als erster Streaming-Dienst nicht nur den amerikanischen, sondern auch den Weltmarkt. Mittlerweile kauft Netflix nicht nur Filme und Serien bei den Filmstudios und Vertreibern ein, sondern produziert auch eigene Inhalte. Zu den erfolgreichsten Serien gehören sicherlich „Orange is the New Black“, „Stranger Things“, „The Crown“ und „BoJack Horseman“.
Netflix eignet sich vor allem für Personen, die gerne eine große Auswahl haben. Von Serien und Filmen für Kinder über Anime- und Cartoonproduktionen, Realityshows und Dokumentationen bis zu Blockbustern und Nische-Filmen findet sich etwas für jeden Geschmack. Die Plattform selbst ist sehr intuitiv gestaltet, hat aber ihre Tücken. So wird auf der Startseite nicht jeder verfügbare Film bzw. Serie angezeigt, sondern nur eine gewisse Auswahl. Wer weitere Inhalte sehen möchte, muss die Suchfunktion nutzen.
Trotz einigen Abwanderungen, beispielsweise die Disney-Filme zu Disney+, bietet Netflix besonders für Erwachsene derzeit das beste Angebot. Wer seinen Kindern Zugriff auf die Plattform geben möchte, kann außerdem eine Kindersperre aktivieren. Dann werden nur für den Nachwuchs geeignete Serien und Filme bei der Auswahl angezeigt.
Ein Abonnement bei diesem Streaming-Dienst kostet zwischen 7,99 und 15,99 Euro. Im Basic-Abo kann ein Nutzer sich nur auf einem Gerät Inhalte ansehen, als Premium-Nutzer hingegen kann auf bis zu vier Geräten gleichzeitig gestreamt werden. Verschiedene Serien können zudem heruntergeladen werden, können aber nur mit Netflix abgespielt werden. So ist das Streamen teilweise auch offline möglich.
Der mächtige Neuankömmling: Disney+
Seit dem 15. September ist es nun offiziell: Die Streaming-Plattform von Disney, mit dem Namen Disney+, ist auch in Luxemburg verfügbar. Damit ist auch hier der Schritt getan, damit sich das Unternehmen ein Stück vom Streaming-Markt schnappen kann.
Das Angebot ist, wie schon der Name verrät, alles, was zur Marke Disney gehört. Also Disney-Filme und -Serien, aber auch Produktionen von Pixar, Marvel, Star Wars und National Geographic. Bisher ist die verfügbare Bibliothek vor allem mit den alten Klassikern gefüllt, die in den Archiven herumlungerten und in vielen DVD-Schränken der Kunden eh schon vorhanden sind. Exklusive Inhalte sind bisher die Aufnahme. Dabei handelt es sich um das Hitmusical „Hamilton“, einige Disney-Serien wie „Highschool Musical – The Musical – The Series“ und neue Marvel-Serien wie „The Hero Project“. Am bekanntesten derzeit ist wohl ein Highlight für alle Star-Wars-Fans: Die erste Live-Action-Serie „The Mandalorian“. Allerdings wird der Exklusiv-Content in den nächsten Monaten und Jahren wohl stark zunehmen, wie jüngste Pläne von Disney verraten.
Mit der aktuellen Aufstellung ist ein Abonnement bei Disney+ vor allem interessant für Familien mit Kindern oder wahre Disney-Fans. Erwachsene sind mit den Marvel- und Star-Wars-Filmen zwar auch bedient, aber wer kein Interesse an Superhelden oder dem ewigen Konflikt zwischen dem Imperium und den Rebellen hat, kommt schlecht weg. Die Naturdokumentationen von National Geographic sind alle eindeutig für Fernsehsender produziert, mit immer den gleichen Wiederholungen, falls man in der Pause vergessen hat, was bereits gesagt wurde. Bleibt abzuwarten, ob sich das in Zukunft ändert.
Ein Monatsabo bei Disney+ kostet 6,99 Euro, ein Jahresabonnement 69,99 Euro. Jeder zahlende Kunde kann automatisch auf vier Geräten streamen und bis zu sieben Nutzer anmelden. Auch hier kann eine Kindersperre eingerichtet werden.
Zwischen Kaufen und Streamen: Amazon-Prime-Video
Amazon Prime ist eine Mischung zwischen Videoverleih und typischem Streaming-Dienst. Bisher vereint das Unternehmen etwa ein Drittel des Marktes auf sich. In der Bibliothek finden sich vor allem Serien und Filme, die in den letzten Jahren von den großen Filmstudios produziert wurden, sowie viele B- und C-Filme, die sich nicht durch Qualität auszeichnen. Es gibt sehr viel weniger Eigenproduktionen, aber diese sind dafür umso besser. „The Boys“, „The Marvelous Mrs. Maisel“ und „Good Omens“ gehören zu den bekanntesten Serien. Auffallend ist, dass der exklusive Inhalt von Prime meist in Richtung Comedy geht.
Frustrierend für den Nutzer ist, dass bei einem Abonnement nicht automatisch alle Serien und Filme verfügbar sind. Bei einigen Shows (z.B. Law & Order SVU) sind nur einige Episoden oder Staffeln streambar, während der Rest entweder für einige Stunden ausgeliehen oder gekauft werden muss. Dadurch entstehen viele versteckte Kosten. Wer aber sowieso einen Amazon-Prime-Account hat und relativ wenig streamt, könnte mit dem Angebot glücklich werden.
Ein Abonnement bei Amazon Prime kostet 5,99 Euro im Monat oder 49 Euro im Jahr. Enthalten ist hier auch Amazon-Prime-Lieferung und Amazon Prime Music.
Filmkunst für Anspruchsvolle: VoD aus Luxemburg
Bei VoD.lu gibt es Filmkunst aus Luxemburg oder Koproduktionen, an denen luxemburgische Filmschaffende beteiligt sind. Von Dramen über Dokumentarfilme und Miniserien bis hin zu Science-Fiction, Biografien, Kurzfilmen und Animation – die Auswahl kann sich sehen lassen. Andy Bauschs „Rusty Boys“, die Sitcom „Weemseesdet“ oder „Fils de Wouf!“: Fans von luxemburgischen Filmen und Serien kommen voll auf ihre Kosten.
Da der Dienst auch Koproduktionen mit Luxemburger Beteiligung bietet, ist die Auswahl an Themen und Sprachen mindestens genauso vielfältig wie die der Genres. Ob Filme über Liebespaare, Trabantenstädte, Natur, Krankheiten, Lesbischsein oder Wahnsinn und Wiedersehen – der Zuschauer hat die Qual der Wahl. Die Filme bei VoD.lu lassen sich außerdem nach der Dekade ihrer Erscheinung suchen, die ältesten Werke stammen aus dem Jahr 1920.
Bei VoD.lu kann man die Filme kaufen, gegen Gebühr ausleihen oder herunterladen. Wer sich einen Film ausleiht, hat 30 Tage Zeit, während denen er sich ihn anschauen kann. Allerdings, sobald der Film einmal gestartet ist, hat der User nur 48 Stunden Zeit, um ihn sich anzusehen. Die Filme kann man auf bis zu fünf Geräten abspielen (TV und PC). Der Vorteil beim Herunterladen ist, dass man sich die Filme auch unterwegs ohne Internetverbindung anschauen kann.
Um VoD.lu-Inhalte zu streamen, benötigt man eine App oder einen entsprechenden Player. Neben PayPal oder Kreditkarte kann man die Filme auch mit einem KinoPass zahlen, auf den man vorher eine entsprechende Summe lädt. Leihen ist günstiger als kaufen, der Preis ändert sich je nach Werk. Unterstützt wird der Dienst durch die Luxemburger Filmakademie, den „Film Fund Luxembourg“, die Handelskammer und die EU-Kommission.
Die Nische bedienen: CuriosityStream
Neben den großen Anbietern gibt es auf dem Streaming-Markt noch etliche kleinere, die oft eine bestimmte Nische bedienen. Sie bieten etwa nur Horror-Filme, Sport-Inhalte oder im Fall von CuriosityStream ausschließlich Dokumentationen an.
Die Angebote sind vor allem für diejenigen geeignet, die die große Auswahl von anderen Streaming-Diensten verabscheuen und nur eine bestimmte Art von Serien und Filmen konsumieren.
Die Preise der kleineren Unternehmen können teilweise etwas höher als die der großen Firmen sein, auch bedingt dadurch, dass Erstere weniger zahlende Kunden haben und sich die Lizenzen ihrer Inhalte kaufen müssen. CuriosityStream produziert selbst beispielsweise keine Inhalte. Die Preise liegen hier, je nach Angebot, zwischen 2 und 9 Euro im Monat und 20 bis 70 Euro im Jahr.
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