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EditorialDie Regierung muss ihren hohen umweltpolitischen Ansprüchen gerecht werden

Editorial / Die Regierung muss ihren hohen umweltpolitischen Ansprüchen gerecht werden
 Foto: dpa/ZUMA Wire/Robin Loznak

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In einer Woche ist Herbstanfang. In seinem Gedicht „’t gëtt Hierscht“ schrieb der Dichter Marcel Reuland: „An ech sinn op heem zou an d’Haiser gebéit, hei souze scho Schmueble verspreet an den Dréit.“ Es ist nicht bekannt, welche Schwalben Reuland genau meinte, doch es könnte sein, dass zukünftige Generationen eines Tages überhaupt nichts mehr mit dem Bild anfangen können.

Vorige Woche veröffentlichte das „Observatoire de l’environnement naturel“ seinen nationalen Bericht über die Entwicklung der Biodiversität in Luxemburg in den Jahren 2013 bis 2018 (siehe Tageblatt vom 10.9.2020). Die Daten, die in dem Papier präsentiert werden, sind sehr schlecht und sollten jeden beunruhigen. Die Entwicklung sei „in hohem Maße besorgniserregend. (…) Wenn wir nicht schnellstmöglich Gegenmaßnahmen ergreifen, werden viele Tier- und Pflanzenarten auch in Luxemburg in den kommenden Jahren aussterben“.

Der Zustand der Habitate wird z.B. regelrecht als „katastrophal“ bezeichnet. Der größte Teil der Lebensräume sei in einem „schlechten“ oder „unzureichenden“ Zustand. „Bei den wildlebenden Tier- und Pflanzenarten ist die Situation noch dramatischer: 80 Prozent sind in einem prekären Zustand.“ 80 Prozent! Die Zahl muss man erst mal etwas sacken lassen. Die wenigsten Menschen sind sich wohl bewusst, was es bedeuten würde, wenn 80 Prozent der Tier- und Pflanzenarten verschwinden würden. Von allen bedrohten Arten geht es den Vögeln vergleichsweise noch am besten: Von ihnen sind „nur“ 36 Prozent langfristig in Gefahr.

Ganz oben auf der Liste der schlimmsten Zerstörer natürlicher Ressourcen nennt der Bericht Landwirtschaft, Urbanisierung und Zerschneidung der Landschaften. In seiner Pressemitteilung zum Bericht schlägt das „Observatoire“ punktuelle Maßnahmen vor, um die Situation zu entschärfen, z.B. soll die Landwirtschaft auf eine umweltfreundlichere Produktion umsteigen. In der Pressemitteilung hat das „Observatoire“ allerdings eine Kritik außen vor gelassen, die im Bericht enthalten ist, nämlich die grundsätzliche Kritik an unserem Wirtschaftssystem mit hohen Wachstumsraten. Deshalb ist es auch zu einfach, den Bauern nun den Schwarzen Peter zuschieben zu wollen, da sie ja nur ein Teil dieses Systems sind. Eigentlich sollte die einzige Forderung eher lauten: Systemänderung!

Der Bericht fordert in seiner Schlussfolgerung u.a. auch von der Regierung, „Naturschutz endlich als ressortübergreifendes Anliegen“ anzuerkennen. Diese Forderung ist allerdings schon im Koalitionsabkommen dieser Regierung berücksichtigt. Im Kapitel zur nachhaltigen Entwicklung steht die Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit ihren 17 Zielen für eine nachhaltige Entwicklung als „Leitlinie“. Ebenso steht dort: „Die Umsetzung einer Politik für nachhaltige Entwicklung als bereichsübergreifende Aufgabe kann nicht Zuständigkeit eines einzigen Ministeriums sein.“

Es ist klar, dass Luxemburg nicht alleine die Umwelt retten wird. Ebenso klar ist aber auch, dass das Land erst mal seine Hausaufgaben machen muss. Der eigentliche Knackpunkt ist wieder einmal der politische Wille. Wie ernst es der Regierung mit ihren hohen umweltpolitischen Ansprüchen und einem schonenden Umgang mit unseren Ressourcen ist, kann sie aber schon beim Mega-Projekt Google-Datenzentrum zeigen, das wohl wie kein anderes das Potenzial dazu hat, die Umwelt erheblich zu schädigen.

Romain
17. September 2020 - 20.59

Mehr Einwohner - mehr Abfall, Müll, belastung der Kläranlagen, Schmutzwasser von Haushalten und besonders von Firmen ( Betriebe ). Um jedem genug Essen zu geben müssen die Bauern mehr produzieren. Auch mit Dünger jeder Sorte.
zB; alle Antibabypillen die eingenommen werden gelangen durch den Urin in die Kläranlagen, Flüsse, Grundwasser.....

LUSS
16. September 2020 - 20.00

htk
Wo sind die Wasseranalysen um ihre Behauptungen zu belegen dass die von ihnen aufgeführten Belastungen des Wassers von der Landwirtschaft stammen.

Tarzan
16. September 2020 - 19.26

was mich ein wenig schockiert , keine lux- Regierung hat anständige Kläranlagen hinbekommen, obwohl genügend geld vorhanden war. die co2 frage hängt nicht von Europa ab. wenn China, Indien oder die USA nix machen, können wir uns alles sparen.

HTK
16. September 2020 - 15.00

@LUSS,
die braune Brühe z.B. am Schiessentümpel kommt nicht von Vogelkot und die Bodenverdichtungen auch nicht von Tiefdruckgebieten sondern von Tonnen schweren Maschinen und Güllefässern.Kolibakterien im Wasser kommen vom Darminhalt,nicht von Laub oder Gras.Phosphate(Kunstdünger) in Flüssen kommen nicht aus den Regenwolken,sondern werden aus dem Boden gespült nachdem sie dort ausgebracht wurden. Da braucht es keinen Sherlock Holmes um Beweise zu liefern.

H.Horst
16. September 2020 - 14.41

Es geht keineswegs um bakterielle Belastung. Es geht um Agrochemie die durch die Landwirtschaft über die Felder in Grund- und Oberflächenwasser ei gebracht wird. Hören sie auf Nebelkerzen zu schiessen

LUSS
16. September 2020 - 13.52

HTK
Wieder die Landwirtschaft beschuldigt ohne Beweise zuliefern, dass die lokale Landwirtschaft für die bakterielle Verunreinigung des Trinkwassers veranwortlich ist.
Die Wiesen sind aktuell eher grau oder braun.

MarcL
16. September 2020 - 12.02

Der Bericht veranschaulicht uns erneut, dass es allein mit CO2-Reduktionen nicht getan ist, bei weitem nicht.

HTK
16. September 2020 - 10.00

"Ganz oben auf der Liste der schlimmsten Zerstörer natürlicher Ressourcen nennt der Bericht Landwirtschaft, Urbanisierung und Zerschneidung der Landschaften." Seit Äonen bekannt dieses Thema. Vor 20 Jahren ging es um die Bienen,jetzt eben um 80% von fast allem. Mit der "Raserei" mit der seit einigen Jahren die Wohnungsnot ( 1000 000 Einwohner?? ) und die dazugehörige Infrastruktur durchgeboxt wird,dürfen wir uns nicht wundern,wenn wir unsere Obstbäume bald selbst bestäuben müssen.Wenn es noch welche gibt. Da hilft auch kein Paddelverbot oder sonstige Hirnrissigkeiten. Beispiel gefällig für Umweltkatastrophe?: " Auf einem Hochplateau liegen hunderte Hektar Ackerland. Hundert Meter tiefer das Trinkwasserbecken der Ortschaft Osweiler,noch tiefer ein Bach der in Echternach in die Sauer mündet. So.Den Rest kann man sich zusammenreimen ohne viel Phantasie. Oder luxemburgische Wiesen! Schon mal aufgefallen ,dass das Gras dort auf jeder Seite grüner ist,aber außer Löwenzahn keine einzige Blume dort wächst? usw.usw

Sitara
16. September 2020 - 7.20

Entweder will Luxemburg Wirtschaftswachstum oder es entscheidet sich der Natur und des Klimaschutzes wegen drastische Einschnitte seines Wohlstandes zu akzeptieren. Einen Mittelweg wird es nicht geben , der Mittelweg nur Augenwischerei, Beruhigung des eigen Gewissen ist. Der größte Teil unserer Bevölkerung wird wohl dem Wirtschaftswachstum verbunden mit Wohlstand den Vorzug geben, denn es schwer ist auf angestammte Gewohnheiten und Luxus zu verzichten. Jeder ehrliche Bürger, Politiker wird die Klimaschutzpläne, das Naturschutzprogramme in der Schublade verschwinden lassen, es aussichtslos ist .