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Editorial„Vëlonatioun Lëtzebuerg“ ist bisher nur ein schöner Schein

Editorial / „Vëlonatioun Lëtzebuerg“ ist bisher nur ein schöner Schein
Fahrradfahren im Alltag ist in Luxemburg zu oft gleichbedeutend mit Stress Foto: Editpress/Isabella Finzi

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François Bausch sieht Luxemburg auf dem richtigen Weg zur „Vëlonatioun“. Das zumindest sagte der grüne Mobilitätsminister im Tageblatt-Interview über den Radsport-Boom, der das Land seit der Corona-Pandemie offensichtlich erfasst hat.

Gleichzeitig sorgt das „Mouvement écologique“ (Méco) mit einer Videoaktion für Aufsehen. Radfahrer sollen besonders gefährliche Stellen per Video festhalten, womit das „Méco“ Druck auf die politisch Verantwortlichen aufbauen will. Die große Resonanz der Aktion lässt den Schluss zu, dass so manches im Argen liegt in der „Vëlonatioun Lëtzebuerg“. 700 Kilometer nationale, meist touristische Radwege sind das eine, die Alltagstauglichkeit des Landes für das Fahrrad das andere.

Bausch verweist auf die Verantwortung der Gemeinden. In der Tat haben viele es schwer, die städte- und straßenbautechnischen Altlasten der vergangenen Jahrzehnte zugunsten des Fahrradverkehrs auszumerzen. Bei vielen fehlt auch einfach nur der Wille oder der Mut, der sanften Mobilität konsequent die Vorfahrt zu geben. Das ungebremste Wachstum Luxemburgs mitsamt dem Pendlerstrom sorgen zudem dafür, dass weiter in (Auto-)Straßen investiert wird.

In den Niederlanden dominierte nach dem Zweiten Weltkrieg wie in allen anderen Ländern Europas das Auto. Erst auf Druck der Bevölkerung wurde Holland Ende der 1970er-Jahre zu einem Radland. Die Ölkrise ließ viele Niederländer auf das Fahrrad umsteigen, was zu einem starken Anstieg der Zahl der Verkehrstoten führte. Dagegen lehnte sich die Bevölkerung auf und die Regierung hatte keine andere Wahl, als eine konsequente Pro-Fahrrad-Politik zu verfolgen. So entstand zum Beispiel bereits 1980 der erste „Fietssnelweg“. Inzwischen gibt es über 300 km dieser Radschnellwege. Gleichzeitig wurden die Innenstädte radtauglich gemacht. Mit dem Resultat, dass in vielen Städten das Fahrrad die uneingeschränkte Vorfahrt hat.

Davon ist Luxemburg noch Lichtjahre entfernt. Wer regelmäßig mit dem Rad unterwegs ist, der weiß um die vielen Probleme: Plötzlich endende Radwege, gefährliche Kreuzungen, schlechter Fahrbelag, überlastete Straßen, fehlende (sichere) Abstellmöglichkeiten oder die prinzipielle Ausrichtung des Verkehrs auf das Automobil machen das Leben des Radfahrers schwer. Man kann François Bausch abnehmen, dass er die Mentalität ändern will. Zumindest deuten seine deutlichen Worte in Richtung Autolobby diesen Willen an. Nur brauchen die Dinge im Großherzogtum nun einmal länger. In ein paar Jahren wird es zwei Radschnellwege hierzulande geben. Doch sind sie an infrastrukturelle Großprojekte gebunden. In anderen Worten: Ihr Bau braucht eine halbe Ewigkeit. Und mit Willen allein ist es nicht getan. Es braucht klare Zeichen des Ministeriums anstatt des Verweises auf die Gemeindeautonomie.  

Dass erst eine Corona-Krise kommen muss, um das Thema Fahrrad in Luxemburg überhaupt in den Mittelpunkt zu rücken, ist schon traurig genug. Statistiken zu den Verkehrstoten helfen (glücklicherweise) auch nicht unbedingt weiter, um einen Mentalitätswechsel herbeizuführen. Denn die Zahl der getöteten Radfahrer pro Jahr pendelt in den letzten zehn Jahren zwischen null (z.B. 2019) und drei (2018). Sie ist demnach wenig aussagekräftig. Die Zahl der im Straßenverkehr verletzten Radfahrer steigt dagegen stetig an, von 12 auf 22 in zehn Jahren. In Anbetracht des Bevölkerungswachstums und der steigenden Zahl der Fahrradfahrer taugen aber auch diese Zahlen nicht zu einer Reaktion ähnlich jener in den Niederlanden. Demnach bleibt von der „Vëlonatioun Lëtzebuerg“ wohl noch lange nur der schöne Schein.   

       

Grober J-P.
23. Juli 2020 - 10.13

Ah, Holland, oder Fietsland, herrlich 32000 km Radwege, sogar in den Großstädten, sind sie schon mal durch Breda oder Rotterdam mit dem Rad? Was mir noch aufgefallen ist, die haben sogar "intelligenten" Kreisverkehr für Autofahrer, einfach genial.

titi
20. Juli 2020 - 8.51

Die Frage stellt sich, ob Kemp schon in den steifen Brisen in NL oder Dänemark mit dem Rad unterwegs war und die Limburger Koppen hochpedaliert ist. In Luxemburg gibt es keine faulen Entschuldigungen sondern fadenscheinige Ausreden.

J.Scholer
19. Juli 2020 - 17.27

@Kemp:Zur Information , Scholer ist schon in den Niederland mit dem Fahrrad gefahren, auch bei Gegenwind und Regen.

J.C.Kemp
18. Juli 2020 - 18.41

Ist Scholer schon mal in einer steifen Brise in den Niederlanden oder Dänemark gefahren? Hat schon mal einen Deich überquert? Oder eine der Koppen in Limburg erklettert? Ist ungefähr wie Côte d'Eich oder Pobäierbierg, nacheinander. Übrigens fahren in den Niederlanden auch alte und ältere Menschen Rad, in Dänemark werden die meisten Kinder mit dem Transportrad zur Schule gebracht oder fahren selbst, sogar Royals. In Luxemburg gibt es nur faule Entschuldigungen.

Marcel Gillander
18. Juli 2020 - 18.09

Das Argument das Fahrrad sei für den Grosseinkauf im Supermarkt ungeeignet hat einen Bart der so lang ist wie der Aufstieg zum Mont Ventoux. Es gibt sehr praktische und elegante Gepäck- und Anhängersysteme die es ermöglichen den Wocheneinkauf und zusätzlich noch 2 Getränkekisten bequem und sicher zu verstauen und zu transportieren. Zu Hause angekommen wird der Anhänger ganz einfach abgekuppelt und in die Garage, den Vorratskeller ,den Lift oder die Wohnung geschoben...

Arm
18. Juli 2020 - 17.02

Velosnatioun. Wat de grénge Bausch seet interesséiert kee Mënsch well déi Velosgeschichten si Kabes. E soll emol aus sénger aaler Heemecht (Weimeschkierg) mam Velo an d'Staat op de Mart fueren,
Geméis a.e.w. kaafen a vice versa. Da géng e spieren wéi domm dat Wuert Velosnatioun vir Lëtzebuerg ass.

de Schmatt.
18. Juli 2020 - 13.12

Gemessen an den Niederlanden und Dänemark sind wir noch meilenweit entfernt von einer " Velonatioun ".

jean-pierre goelff
17. Juli 2020 - 22.25

Sin am Ländchen wiirklich keng aaner Saachen ze maachen eweï eent Velosland ze zwaffen?Daat gringt Dreigestirn ass amgaang den Leit fatzig op den Geescht ze klappen!

Realist
17. Juli 2020 - 14.27

Ma da gitt mol mam Velo an de Supermarché akaafen. Oder an d'Solden. Oder och nëmmen mueres bei de Bäcker wann Dir méi wi 2 oder 3 Mëtsche kaaft. Eng "Velonatioun". Ass dat e Witz oder wat??

Nomi
17. Juli 2020 - 14.24

Well mer virun 30-40 Johr et net faerdeg bruecht hun fir gleichberechtegt Verkei'ersteilnehmer ze edukei'eren !

jung luc
17. Juli 2020 - 12.00

Das grüne Veloland hängt mir zum Halse raus.

NL ist noch lange nicht L?
17. Juli 2020 - 10.17

In den Niederlanden ist an jeder Ecke ein Coffee Shop, dort kann man Cannabis kaufen und rauchen, oder eben als Nichtraucher in ?verzehren. So fällt das Fahrrad fahren nicht so schwer, und die Gischt im Regen lacht man einfach weg. Also erst Coffee Shops und dann Fahrrad liebe Bausch Turmes & Co.??

De klenge Frechdachs
17. Juli 2020 - 9.59

Als éischt mol, ech si Vëlosfuerer. Wat ech an all Artikel "Pro-Vëlo" vermessen ass de kritesche Bléck op de Vëlosfuerer selwer. De Mangel un Disziplin, anhale vun de selwechte Reegele wéi den Autosfuerer (schnell mol op den Trottoir erop wann et rout ass, oder einfach duerch rout fueren, zu 2 nieftenee wou een net soll, Hand net eraus wann een ofbéit), suergt dofir, dass d'subjektiv Meenung zum Thema negativ ass.

An jo, den Autosfuerer fiert och duerch rout a mëcht kee Winker", ma den ass awer eng Selbstverständlechkeet op de Stroossen...de Vëlosfuerer nu mol net. 

DerSteuerzahler
17. Juli 2020 - 8.40

Die Verkehrsproblematik des 21. Jahrhunderts bollert längst gegen unsere Tür, während wir noch nicht mal das 20. Jahrhundert bewältigt haben. Und der zuständige Minister faselt vom Veloland. Man weiss nicht ob man lachen oder weinen soll.

J.Scholer
17. Juli 2020 - 8.21

Die Niederlande und Luxemburg im Vergleich, ist Äpfel mit Birnen vergleichen. Das flache Niederland eignet sich hervorragend , dem Fahrrad den Vorrang zugeben und auch älteren Menschen ist eine Fortbewegung per Rad noch möglich.Luxemburg mit seiner hügeligen Landschaft , mag wohl in Ballungszentren wie Luxemburg, Esch/Alz. interessant sein dem Fahrrad den Vorrang zugeben, doch auch hier fehlt die Akzeptanz der Bürger, allemal jüngere Generationen nicht das Fahrrad vorrangig benutzen. Man denke nur wieviele Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren. Junge Studenten ebenfalls das Auto prioritär benutzen.Gerade diese jungen Generationen, ob zum Sporttraining, zum Disco-, Freundebesuch, dem Shoppen,...das Auto bringt uns hin.Unsere Politik täte gut daran den Schülertransport abzuschaffen, die Fahrradwege zu den Schulen auszubauen, den Fahrradkauf für schulpflichtige Kinder/Studenten auch noch bezuschussen und auf weite Sicht so das Fahrrad salonfähig machen. Auch handelt unsere Politik falsch, indem Verwaltungen, Banken, Geschäfte,Postämter,......dezentralisiert werden , oft nur für ältere, gehbehinderte Menschen nur per Auto erreichbar sind.Ebenso verhält es sich mit den Arbeitsplätzen, dort wo Wohnraum teuer ist , siedeln sich Verwaltungen,Geschäfte,Firmen an,.Der Arbeitnehmer muss lange Anfahrtswege mit dem Auto bewältigen. Was nun Fahrräder anbelangt , die Preise für viele Bürger mit mittleren Einkommen oder Rente überteuert sind . Angesichts meines Alters, mittleren Einkommens und des Zuschusses der Regierung , würde eine Anschaffung von zwei Elektrofahrräder , mein monatliches Einkommen deutlich übersteigen. Luxemburg ist was die Lebenshaltungskosten angeht nicht gerade billig und wir müssten über zwei Jahre jeden Monat etwas absparen um diese Fahrräder zukaufen.Nebenbei bemerkt, wir fahren nicht in Urlaub, sind froh wenn wir eine kleine Rücklage für Notfälle, Krankheit oder Reparatur ansparen können, dies in letzter Zeit durch ansteigende Kosten immer erschwerlicher wird.