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UrlaubEs herrscht wieder reges Leben auf Luxemburgs Campings

Urlaub / Es herrscht wieder reges Leben auf Luxemburgs Campings
Das eigene Zuhause reist mit, der Urlaub ist umso unbeschwerter: Campingplätze sind nicht erst seit Corona eine beliebte Unterkunft. Ob Familien, Wanderer oder Ruhesuchende – für jedes Bedürfnis gibt es in Luxemburg den passenden Platz, sagt die Generalsekretärin der Vereinigung der Campingplatzbetreiber. Foto: Editpress-Archiv/Fabrizio Pizzolante

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Camping liegt Linda Gedink in den Genen. Die Luxemburgerin wuchs auf dem Campingplatz der Eltern in Fels auf und führt es seit Ende der 80er Jahre weiter. Als Generalsekretärin von Camprilux, der Vereinigung der Campingplatzbetreiber in Luxemburg, kennt sie die Sorgen und Hoffnungen der hiesigen Branche nur zu gut. Daisy Schengen hat von ihr erfahren, warum die Menschen scheinbar wieder mutiger werden und das Urlaubsgefühl suchen. Vor allem auf dem Campingplatz.

Tageblatt: Wie geht es den Luxemburger Campingplatzbetreibern jetzt, nach mehrmonatigem Stillstand wegen der Corona-Pandemie?

Linda Gedink: In den vergangenen zwei Wochen haben wir sehr viele neue Buchungen erhalten. Die Leute werden mutiger, sie trauen sich wieder, Urlaub zu buchen. Das könnte bedeuten, dass wir einen Sommer haben werden, in dem die Einnahmen ausreichen, um die Ausgaben zu decken, und hoffentlich auch den Winter schaffen werden, sodass wir 2021 wieder „normal“ arbeiten können, wenn man das so sagen kann.

Manche Campings hatten bereits im Juni einige Gäste. Die meisten sind Senioren, da sich die anderen Gäste wahrscheinlich nicht so richtig trauen, zu reisen. Aber auch jene, die auf der Durchreise nach Spanien oder Südfrankreich hier haltmachten, waren nicht da. Und damit auch Einnahmen, die uns jetzt fehlen. Auch wenn diese Gäste nur kurz bei uns bleiben: Rechnet man alles zusammen, kommt eine bedeutende Zahl an Übernachtungen heraus. Vor allem für Plätze wie Kockelscheuer oder Alzingen, die auf Durchreisegäste spezialisiert sind, ist es nicht einfach. Sie verzeichnen deutlich weniger Übernachtungen.

Linda Gedink kennt die Luxemburger Branche genau. Als Betreiberin des „Camping Auf Kengert“ in Fels teilt sie die Sorgen ihrer Kollegen.
Linda Gedink kennt die Luxemburger Branche genau. Als Betreiberin des „Camping Auf Kengert“ in Fels teilt sie die Sorgen ihrer Kollegen. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Kommen die Urlauber, die früher gerne die Ferien in Luxemburg verbracht haben, jetzt langsam wieder zurück?

Bis Mitte Mai waren die Grenzen zu unseren Nachbarn geschlossen. An Feiertagen wie Christi Himmelfahrt und Pfingsten waren einige Campingplätze gut besucht, während andere noch nicht geöffnet waren, da sie noch mitten in den Vorbereitungen zur Wiedereröffnung steckten. Es ist alles anders gewesen. Die Betreiber mussten sicherstellen, dass alles klappt.

An Fronleichnam im Juni konnten wir Gäste aus Deutschland begrüßen. Touristen aus Belgien kamen erst nach der Öffnung der Grenzen – Mitte Juni – wieder. Was die Holländer betraf, so kamen sie vereinzelt schon Mitte Mai nach Luxemburg. Grund war eine Regierungsvereinbarung, die ihnen eine Durchreise ohne Zwischenstopps durch Belgien erlaubte, wenn sie eine bestätigte Buchung für einen Urlaub in Luxemburg vorweisen konnten. Allerdings waren auch viele Menschen verunsichert, da sie einen Stopp ihrer Reise durch die belgischen Ordnungskräfte befürchteten. Es gehört viel Mut, zwei Grenzen und ein Land zu passieren, das einen eigentlich nicht haben möchte. Dennoch waren wir froh, dass wir diese Vereinbarung hatten. Trotzdem war diese Gästegruppe zahlenmäßig nicht so stark wie früher vertreten.

Die Gäste blieben aber nicht nur wegen Corona aus?

Man muss sich auch freinehmen können. Wenn keine Feiertage mehr anstehen oder wenn die Menschen jetzt, nach Kurzarbeit und Home-Office, wieder voll in ihren gewohnten Arbeitsalltag einsteigen, ist es schwierig, frei für Urlaubsreisen zu bekommen.

Welchen Anteil an den Campingplatz-Urlaubern haben Luxemburger Touristen?

Naturgemäß machen Luxemburger wenig Campingurlaub in Luxemburg. Während der Feiertage wie Christi Himmelfahrt oder Pfingsten sind aber einige gekommen. Darüber haben wir uns sehr gefreut. Manche der Gäste haben möglicherweise dadurch entdeckt, dass es in Luxemburg sehr schöne Campingplätze gibt.

Glauben Sie an eine dauerhafte „Beziehung“ zwischen Gästen aus Luxemburg und den Campingplätzen im eigenen Land?

Das muss sich noch zeigen, ob sie noch Zukunft hat. Oder dass sie Urlaub hier gemacht haben, weil sie sonst nirgendwohin konnten oder wollten.

Sind die 50-Euro-Übernachtungsgutscheine, die die Regierung zur Förderung des heimischen Tourismus im Mai versprochen hat, ein ausschlaggebendes Argument für die Luxemburger, „Vakanz doheem“ zu machen? Die Gutscheine sollten diese Woche an die Einwohner verschickt werden, hieß es Anfang Juli.

Es ist eine gute Initiative der Regierung. Wir müssen abwarten, wie sie sich in der Praxis bewährt und ob die Einwohner Luxemburgs die Gutscheine jetzt nutzen oder erst im September, nach einem Sommerurlaub im Ausland. Seit der Ankündigung haben wir sehr viele Anfragen dazu bekommen. Die Gutscheine können erst ab dem 15. Juli eingelöst werden, sind namentlich gebunden und gelten nur für Übernachtungen im Hotel, in einer Jugendherberge oder auf dem Campingplatz, nicht als Zahlungsmittel im Restaurant. Sie können auch nicht an Freunde oder Verwandte weitergegeben werden.

Ende Mai war der Speisesaal im Restaurant des „Camping Auf Kengert“ menschenleer. Jetzt kommen die Gäste wieder, sagt Betreiberin Linda Gedink.
Ende Mai war der Speisesaal im Restaurant des „Camping Auf Kengert“ menschenleer. Jetzt kommen die Gäste wieder, sagt Betreiberin Linda Gedink. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Welche Corona-Hygiene- bzw. Abstandsregeln gelten derzeit auf Luxemburgs Campingplätzen? Wie nehmen die Gäste diese Regelungen an?

Im Prinzip müssen wir uns an die Regeln halten, die derzeit überall gelten: Dort, wo Abstandhalten nicht möglich ist, müssen alle eine Maske tragen. Nach Möglichkeit sollten nicht zu viele Menschen zu nahe beieinander stehen. Gemeinsam mit der Horesca („Fédération nationale des hôteliers, restaurateurs et cafetiers du Grand-Duché de Luxembourg“) haben wir in diesem Zusammenhang einen Leitfaden ausgearbeitet, in dem wir entsprechende Empfehlungen an die Campingplatzbetreiber richten. Dieser Leitfaden wurde auch vom Gesundheitsamt überprüft und freigegeben.

Abstand halten beim Händewaschen: In Zusammenarbeit mit der Horesca hat die Vereinigung der Campingplatzbetreiber ihren Mitgliedern einen Leitfaden mit Empfehlungen zu Hygienemaßnahmen und Abstandsregelungen zur Verfügung gestellt
Abstand halten beim Händewaschen: In Zusammenarbeit mit der Horesca hat die Vereinigung der Campingplatzbetreiber ihren Mitgliedern einen Leitfaden mit Empfehlungen zu Hygienemaßnahmen und Abstandsregelungen zur Verfügung gestellt Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Danach war es an den Campingplatzbetreibern, abzuwägen, wie sie die Empfehlungen auf ihrem Platz mit der vorhandenen Ausstattung umsetzen können. Denn nicht jeder Platz ist wie der andere: Wer ein größeres Gebäude mit mehr Türen hat, für den ist es einfacher, ein Einbahnsystem für die Gästebewegungen einzurichten. Außerdem bedeutet Abstand halten nicht automatisch weniger Stellplätze. Denn Luxemburgs Campinggesetz besagt, dass ein Stellplatz mindestens 100 Quadratmeter groß sein muss (10 auf 10 Meter). Dadurch ist es unproblematisch, zwei Meter Abstand zum Nachbarn einzuhalten. Nach anderthalb Monaten in diesem System konnten die Kollegen Erfahrungen sammeln und schauen, welche Empfehlungen sich besser und welche nicht so gut umsetzen lassen. Aber bisher habe ich noch keine Rückmeldung in Richtung „wir kriegen das nicht hin“ erhalten.

Ist es wahrscheinlich, dass infolge der Investitionen für Hygiene- und Abstandsmaßnahmen die Übernachtungspreise auf dem Campingplatz teurer werden?

Nein, eigentlich nicht. Die meisten Betreiber haben die Preise für dieses Jahr bereits lange vor Corona festgelegt. Bisher habe ich keine Informationen, dass Kollegen Preiserhöhungen ins Auge gefasst haben.

Schon Ihre Eltern betrieben einen Campingplatz, den Sie übernommen haben. Welche Annehmlichkeiten suchen Touristen, wenn sie in Luxemburg Urlaub machen: moderne Anlagen, großzügige Stellplätze oder sind es eher die Natur, Rad- und Wanderwege direkt am Platz, Sehenswürdigkeiten in der Nähe oder Animation für die Kinder?

Für jede Nachfrage gibt es in Luxemburg das passende Angebot: Einige Campings bieten Wellness und private Badezimmer an, andere schöne Stellplätze mit Basis-Ausstattung. Zum Beispiel ist das der Fall, wenn die Gäste viel wandern oder angeln, wenig Zeit auf dem Platz verbringen und außer sauberen Sanitäranlagen wenig zusätzliche Angebote benötigen.

Mobil Home wie hier im Bild, Hütten, Safarizelte oder Fässer: das sind die Trends in Sachen Camping
Mobil Home wie hier im Bild, Hütten, Safarizelte oder Fässer: das sind die Trends in Sachen Camping Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Aus Ihrer Erfahrung heraus und aus der Erfahrung Ihrer Kollegen, welche Trends werden uns in Sachen Camping in Zukunft begegnen?

Wenn wir in die Zukunft schauen könnten, hätten wir diese Situation hier bestimmt schon vorhergesehen (lacht). Spaß beiseite, die Gäste schätzen gepflegte Plätze mit gepflegter Infrastruktur, spezielle Angebote für Kinder, beispielsweise ein Schwimmbad, oder Wellness für die Erwachsenen.

In letzter Zeit haben die Vermietungen an Campingplätzen deutlich zugenommen. Ob Mobil Home, Hütten, Safarizelte oder Fässer, diese Unterkünfte liegen ungebrochen im Trend.

Zu Fuß oder per Rad das Urlaubsland erkunden mit leichtem Gepäck, das von jemand anderem von einer Etappe zur nächsten transportiert wird. Ein neues Projekt, das den griffigen Namen „Move, we carry“ trägt, verspricht genau das. Was verbirgt sich hinter dem Konzept?

Es richtet sich an Menschen, die zu Fuß oder per Fahrrad Luxemburg erkunden. Ob Campingplatz, Hotel, Ferienwohnung oder Jugendherberge – das Gepäck wird von einer Etappe zur nächsten transportiert und wartet an der jeweiligen Rezeption, bis der Eigentümer das Tagesziel erreicht hat. Aufgrund der besonderen Umstände in diesem Jahr ist dieser Dienst bis Ende 2020 kostenlos. Das hat das Tourismusministerium, das dafür zuständig ist, beschlossen. Der Service funktioniert folgendermaßen: Stellen wir uns Gäste vor, die den Mullerthal Trail erkundigen wollen. Ihre Etappen erstrecken sich von Echternach über das Müllerthal bis Fels. Das Gepäck wird nach 10 Uhr morgens am Start der Etappe abgeholt und vor 16 Uhr nachmittags ans Tagesziel gebracht. Um diesen Dienst in Anspruch nehmen zu können, muss man sich entweder online auf der gleichnamigen Webseite oder telefonisch anmelden.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden Sie sich stellvertretend für die Mitglieder von Camprilux jetzt, nach Ende des Lockdowns und vor Beginn der Sommersaison, wünschen?

Wir alle hoffen, dass keine neuen Einschränkungen auf uns zukommen und wir so wie jetzt weiterarbeiten können. Die Gäste sollen zahlreich nach Luxemburg kommen und die Grenzen weiterhin offenbleiben. Außerdem hoffen wir, dass in anderen Ländern keine Quarantäne für Urlaubsrückkehrer beschlossen werden. Solche Bestimmungen verstärken die Unsicherheit und die Menschen trauen sich nicht, zu reisen. Wenn wir in den für uns wichtigsten Monaten – Juli und August – keinen Erfolg haben, können wir die Ausfälle nie nachholen und schaffen es wahrscheinlich nicht, über den Winter zu kommen.

Die Stimme von Camprilux

Linda Gedink ist Generalsekretärin von Camprilux, dem Dachverband der Campingplatzbetreiber in Luxemburg. Aktuell sind 55 Campingplätze von insgesamt 80 darin vertreten. Gemessen an der Anzahl der Stellplätze machen die Camprilux-Mitglieder rund 80 Prozent des Angebots hierzulande aus.

Wer Lust auf Camping in Luxemburg bekommen hat, verschafft sich am besten einen Überblick mithilfe der neuen Karte des Verbandes. Darauf sind alle Mitglieder-Plätze vermerkt und werden kurz vorgestellt. Die Karte gibt es kostenlos bei den teilnehmenden Campingplätzen oder unter www.camprilux.lu. 

„Move, we carry“

Das Projekt richtet sich an Menschen, die zu Fuß oder per Fahrrad Luxemburg erkundigen wollen. Ob Campingplatz, Hotel, Ferienwohnung oder Jugendherberge – das Gepäck wird von einer Etappe zur nächsten transportiert und wartet vor der nächsten Unterkunft auf seine Eigentümer.

Der Service ist bis Ende 2020 kostenlos. Man muss sich online oder telefonisch bis Mitternacht am Vorabend des vorgesehenen Transportes anmelden.

Der Transport gilt für max. sechs Etappen, pro Person sind jeweils zwei Gepäckstücke erlaubt, die nicht schwerer als 20 Kilogramm sein dürfen. Achtung: Haustiere oder Personen werden nicht „per Anhalter“ mitgenommen, nur Gepäckstücke.

Anmeldung und weitere Informationen unter:
www.movewecarry.lu
Per Telefon: +352 28 10 88-8
E-Mail: movewecarry@vew.lu