Die Diskussionen rund um die Lufthansa-Rettung in Deutschland zeigen, dass Wirtschaftsliberale in ihrer ideologischen Verkrampftheit hartgesottenen Kommunisten in keiner Weise nachstehen.
Der dumme Spruch, wonach der Staat ein schlechter Unternehmer sei, mag in diesem Fall stimmen, will die Regierung in Berlin doch glatt neun Milliarden Euro in ein Unternehmen stecken, das an der Börse nur mehr vier Milliarden Euro wert ist. All die Wirtschaftsliberalen jenseits der Mosel, die jetzt in Schnappatmung geraten, da der Staat im Verwaltungsrat eines bedeutenden Unternehmens vertreten sein wird und dort auch noch Einfluss auf das Geschäftsgebaren ausüben könnte, sollten einmal einen Blick nach Frankreich werfen.
Dort hat die Regierung des gern als zu liberal verschrienen Präsidenten Emmanuel Macron dem ebenfalls in existenzielle Nöte geratenen Autohersteller Renault bereits vor der Unterzeichnung einer Kreditbürgschaft vorgeschrieben, was künftig vorrangig wo produziert werden soll: nämlich Elektroautos in Frankreich. Was wäre falsch daran, wenn ebenfalls in Deutschland der Staat, und sei es auch nur temporär, seine Beteiligungsrechte zur Umsetzung sinnvoller Maßnahmen nutzen würde?
Bei der Lufthansa geht es erst einmal darum, so viele Arbeitsplätze wie möglich und ein für das Land strategisch wichtiges Unternehmen zu retten. Nur der Staat kann das. Denn welcher Investor, ob branchenfern oder Mitkonkurrent, würde ebenso räsonieren?
Sofern überhaupt Interesse daran besteht, Milliarden in ein Unternehmen zu investieren, ohne dass irgendwie absehbar ist, wann und wie das Geld einmal zurückkommen wird. Denn vor allem der Flugtourismus dürfte noch lange unter der derzeitigen Krise zu leiden haben.
"Nur der Staat kann das." Haben sie den Staat schon gesehen? Sie sehen ihn wenn sie morgens in den Spiegel schauen.